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30.04.2009

Einblicke in das Leben des vielseitigen Eichstätters Christian Franz von Eberstein - Ausstellung im Domschatz- und Diözesanmuseum vom 7. Mai bis 12. Juli

Eichstätt. (pde) – Die Sammelleidenschaft des Domherrn und Gelehrten Christian Franz Freiherr von Eberstein steht im Blickpunkt der Sonderausstellung des Domschatz- und Diözesanmuseums Eichstätt, die am 7. Mai eröffnet wird. 1719 in Eichstätt geboren, gehörte Eberstein lange Zeit dem Baseler Domkapitel an und sammelte zahlreiche Bücher und Naturalien. Die Exponate der Ausstellung stammen und der schweizerischen Kantonsbibliothek und dem naturwissenschaftlichen Museum des Kantons Jura sowie dem Diözesanarchiv Eichstätt. Die Ausstellung endet am 12. Juli 2009.

Christian Franz Freiherr von Eberstein (Eichstätt 1719 – Basel 1797) war eine herausragende Figur in der Spätzeit des Basler Domkapitels mit Residenz im heute schweizerischen Arlesheim. Er ist in seiner Geburtsstadt Eichstätt aufgewachsen und hat Studien in Rom am Collegium Germanicum et Hungaricum absolviert. Das Kanonikat im Hochstift Basel erhielt er durch päpstliche Provision. 1747 reiste er von Eichstätt nach Arlesheim und sollte ein halbes Jahrhundert lang dem Basler Domkapitel angehören, in dem er schließlich bis zur Würde des Dompropsts aufstieg.

Schnell hat er sich in der politisch und konfessionell kleinräumig zersplitterten Welt des Oberrheins zurechtgefunden. Als adliger Prälat war Eberstein ein traditionsbewusster Protagonist der Reichskirche, als Privatmann und Gelehrter interessierte er sich sehr für die Literatur der Aufklärung und pflegte rege Kontakte in der alten, nun reformierten und schweizerischen Bischofsstadt Basel. Nach der Annexion des Hochstifts durch Frankreich fand er dort 1793 sein Exil und starb 1797 in Basel.

Mit der Ausstellung im Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt wird die Persönlichkeit Ebersteins erstmals in seiner Geburtsstadt in Erinnerung gerufen. Im Zentrum steht dabei seine Eigenschaft als bibliophiler Gelehrter und Sammler. Bereits in Eichstätt hat der jugendliche Eberstein damit begonnen, eine Bibliothek aufzubauen, und die Passion für Bücher bildete sein ganzes Leben lang einen wichtigen Schwerpunkt seines Privatlebens. Ihr Umfang erreichte schließlich rund 3000 Titel. Die Bibliothek stand im Zentrum von Ebersteins „Kabinett“, das auch andere Sammlungsbereiche umfasste, insbesondere ein umfangreiches Naturalienkabinett, das in der Ausstellung ebenfalls thematisiert wird.

Als Eberstein 1793 die vom revolutionären Frankreich besetzte Kapitelresidenz verlassen musste, konnte er nicht seinen ganzen Besitz retten. Ein Großteil der Bibliothek und das Naturalienkabinett blieben zurück. Sie wurden beschlagnahmt und in eine öffentliche Bibliothek in Pruntrut (Porrentruy), der ehemaligen Hauptstadt des Hochstifts Basel, integriert. Rund 1200 Titel aus Ebersteins Bibliothek sind in der heute schweizerischen Kantonsbibliothek des Kantons Jura erhalten geblieben, einige Stücke aus dem Naturalienkabinett werden heute im naturwissenschaftlichen Museum des Kantons Jura aufbewahrt. Aus den Beständen dieser Institutionen stammen die Exponate der Ausstellung.

Ebersteins Bibliothek ist im weiträumigen Vergleich in verschiedener Hinsicht von herausragender Bedeutung. Sie ist in ihrer Gesamtheit dokumentiert durch einen von Eberstein selber konzipierten, subtil gegliederten Bibliothekskatalog, für den er in elegantem Latein ein ausführliches Vorwort verfasst hat. Zusätzliche Informationen liefert das Inventar, das durch die französischen Behörden nach der Beschlagnahmung aufgenommen wurde: Es listet zahlreiche Werke auf, die Eberstein aus unterschiedlichen Gründen nicht in seinen Katalog aufgenommen hatte.

Einzigartig ist der Glücksfall, dass in den noch vorhandenen Büchern Spuren des Besitzers in großer Zahl erhalten geblieben sind. Die Zahl der Exlibris, Vermerke zu Schenkern, Zettel mit Notizen unterschiedlicher Art, Buchzeichen usw. geht in die Hunderte. Obwohl diese Zeugnisse in ihrer Gesamtheit ein durch die Zufälle der Überlieferung geprägter und fragmentarischer Bestand sind, ermöglichen sie doch vielseitige Annäherungen an einen wissensdurstigen Intellektuellen, einen vielseitig interessierten Gelehrten, einen ambitionierten Sammler, für den auch die Ästhetik des Buches einen hohen Stellenwert hatte. Die erhaltenen Bücher und die vielfältigen Spuren, die Eberstein darin hinterlassen hat, ermöglichen es, ihm mehr als zwei Jahrhunderte nach seinem Tod sozusagen in der Intimität der Studierstube einen Blick über die Schulter zu werfen. Dies ist das Hauptziel der Ausstellung.

Die Ausstellung wird ergänzt durch ein Kapitel über die Jugend Ebersteins in Eichstätt und über das Eichstätter Domkapitel, wie es sich in der Zeit vor der Auflösung im Jahre 1803 darstellte. Es handelt sich dabei um Exponate aus dem Diözesanarchiv Eichstätt.

Die Ausstellung ist eine Initiative der Bibliothèque cantonale jurassienne (Kantonsbibliothek des Kantons Jura) in Porrentruy (Schweiz) und wurde erstmals in den Räumlichkeiten dieser Institution gezeigt. Zu diesem Anlass ist ein zweisprachig französisch-deutscher Katalog erschienen, der auch in Eichstätt zum Verkauf angeboten wird.

Ausstellung Christian Franz von Eberstein im Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt, vom 7. Mai bis 12. Juli, während der Öffnungszeiten des Museums: Mittwoch bis Freitag von 10.30 bis 17 Uhr, am Samstag sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr.

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