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03.03.2009

Ein neues Geläut für die nächsten 1000 Jahre - Die wertvolle mittelalterliche Glockenanlage von St. Peter in Kastl wird renoviert

Kastl/Eichstätt. (pde) - Die Pfarrkirche St. Peter in Kastl (Landkreis Amberg-Sulzbach) steht vor einer der größten Renovierungsaktionen in seiner Geschichte: Die wertvolle mittelalterliche Glockenanlage muss dringend überholt werden. Experten sind sich einig: „Es muss alles getan werden, um dieses weit über den lokalen Bereich hinaus bedeutende Geläute der Nachwelt zu überliefern.“ Rund 150.000 Euro werden die Gesamtkosten betragen. Die Diözese Eichstätt, der Freistaat Bayern, die Gemeinde und viele private Spender sind an der Finanzierung beteiligt. „Die ganze Anlage wird komplett umgebaut“, erklärt der Glockensachverständige der Diözese Eichstätt, Thomas Winkelbauer.

Das Geläute der Kirche St. Peter besteht aus vier mittelalterlichen Glocken. Die Hauptglocke hat die Renovierung besonders nötig: „Seit dem 18. Januar 2007 schweigt die Stürmerin“, heißt es in einer Veröffentlichung der Kirchenstiftung. „Der entstandene Riss muss geschweißt werden.“ Experten fanden heraus, dass „der vorhandene Klöppel zu hart und der Läutewinkel der Glocke zu groß“ waren. Möglicherweise muss auch die zweite große Glocke, die Petersglocke, geschweißt werden. „Wir haben den Verdacht, dass sie ebenfalls geschädigt ist“, erklärt Winkelbauer. „Wird sind gerade dabei, das zu prüfen.“

Die Stürmerin stammt aus dem Jahr 1322 und wurde der Legende nach auf Veranlassung König Ludwig des Bayern, seines Feldherrn Seyfried Schweppermann und des Kastler Abtes Hermann nach der gewonnenen Schlacht von Ampfing bei Mühldorf in Erfüllung eines Gelübdes gegossen. Sie stammt aus der berühmten „Nürnberger Werkstatt“, die über viele Jahrhunderte tätig war, bis nach Krakau und Thüringen lieferte und heute als bedeutendste Werkstatt Süddeutschlands gilt. „Die große Kastler Glocke ist zusammen mit der ,Hallerin` des Eichstätter Domes die größte mittelalterliche Glocke Nürnberger Provenienz, die es in Deutschland noch gibt“, so bewertet der Glockensachverständige Claus Peter aus Hamm – er ist ebenfalls als Sachverständiger an dem Projekt beteiligt - die Sachlage. Aus der „Nürnberger Werkstatt“ stammen auch die Petersglocke und die Marienglocke, die sich, wie Peter betont, „durch eine ganz besondere Klangschönheit“ auszeichnen. Als vierte Glocke kommt noch die „kleine Glocke“ hinzu, die lange Zeit als Totenglocke genutzt wurde. Sie entstand vor 1300 und ist damit die älteste Glocke des Ensembles.

Wie aber erhält man das wertvolle Geläute für die Nachwelt? Experten kamen zu dem Ergebnis, dass nicht nur ein neuer Glockenstuhl und neue Klöppel, sondern auch mehrere Entlastungsglocken nötig sind. Sie sollen immer dann in der Gemeinde zum Einsatz kommen, wenn oft und lange geläutet wird, etwa beim Angelusläuten. Sie werden im März in Karlsruhe gegossen. Für die Kastler Bürger ist das ein besonderes Ereignis: Es wird extra ein Bus organisiert, um beim Gießen dabei zu sein. Traditionell werden Glocken an einem Freitag um 15 Uhr, der Sterbestunde Christi, gegossen. Die dazu eigens vorgesehene Liturgie übernimmt traditionell der Ortspfarrer. Wie eng die Gemeinde Kastl mit dem Projekt verbunden ist, zeigt auch die nicht nachlassende Spendenbereitschaft – wie das Beispiel der dritten Glocke beweist.

Zunächst waren nämlich nur zwei neue Glocken vorgesehen. „Aber dann kam ein Privatmann, der sagte: Das ganze Konzept überzeugt mich, ich spende eine dritte Glocke dazu,“ so Winkelbauer. Als Lohn für diese Großzügigkeit wird das Familienwappen des Spenders eingegossen. Ein Zeichen, fast für die Ewigkeit. „Eine Glocke kann durchaus 1000 Jahre alt werden“, weiß der Eichstätter Glockensachverständige. Die neuen Glocken werden übrigens die Namen Benediktsglocke, Menschwerdungsglocke und Auferstehungsglocke erhalten.

Der weitere Zeitplan der Renovierungsarbeiten sieht so aus: Die „Stürmerin“ soll im April vom Glockenturm herabgelassen und nach Nördlingen transportiert werden, wo der 70 Zentimeter lange Riss geschweißt wird. Am 5. Juli steht die Glockenweihe an, ab 7. Juli ist die Montage des gesamten neuen Ensembles geplant. Das erste Läuten der Glocken ist für den 25. Juli im Rahmen eines Gottesdienstes geplant. „Der genaue Ablauf steht noch nicht fest“, erläutert Winkelbauer. „Wahrscheinlich läutet zunächst die kleinste Glocke eine Minute lang, dann eine Glocke nach der anderen je eine Minute, schließlich die Stürmerin und am Schluss alle Glocken zusammen.“ Und dann werden die sieben Glocken hoffentlich für die nächsten 1000 Jahre zuverlässig ihren Dienst tun.

Video über die Pfarrkirche St. Peter in Kastl

Tonaufnahmen der Kastler Glocken: www.bistum-eichstaett.de/medien

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