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22.11.2013

Caritastag: Umfassend schwerstkranken und sterbenden Menschen helfen

Petra Mayer

Die mit dem Caritasverband zusammenarbeitende Trainerin für Palliative Care, Petra Mayer, erörterte bei der Tagung mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern konkrete Beispiele von sterbenskranken Menschen. Foto: Esser/Caritas

Eichstätt/Beilngries. (pde) – Unter dem Motto „Ich stehe bei dir und stehe dir bei“ hat der Caritasverband für Diözese Eichstätt einen Impulstag zu dessen Palliativarbeit für ein würdevolles Sterben im Bildungshaus Schloss Hirschberg veranstaltet. Daran nahmen rund 100 Leiter von Caritas-Seniorenheimen, Geschäftsführer von Caritas-Sozialstationen, Pflegedienst- sowie Bereichsleiter aus Einrichtungen teil. Die Veranstaltung war der Auftakt für eine umfangreiche Schulungsreihe für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Caritas-Pflegeeinrichtungen in den kommenden Jahren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen sich dafür aus, dass der Caritasverband die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland unterzeichnet.

Qualifizierung, aber auch Geld nötig

Eva-Maria Schork, Referentin für Altenhilfe beim Diözesan-Caritasverband, erklärte, in den vergangenen Jahren seien mehrere spezialisierte Institutionen wie Hospize, Palliativ-Stationen oder Teams für Spezialisierte Ambulante Palliativ Versorgung (SAPV) entstanden. Sie hätten unbestritten fachlichen Fortschritt bewirkt, dienten aber auch als „Feigenblatt der Politik“. „Für die ‚normal Sterblichen’ und insbesondere Demenzkranken wurden bislang keine Ressourcen geschaffen“, so Schork. Dabei sterben der Altenhilfereferentin zufolge mittlerweile etwa 30 Prozent der Bundesbürger in stationären Pflegeeinrichtungen – mit steigender Tendenz. Es bestätige sich die bereits vor fast 20 Jahren abgegebene Prognose: „Die Altenheime werden die Hospize unserer Gesellschaft“. Seniorenheime seien allerdings heute auch vielfach ein „Druckkessel“ und Pflegedienste im „Dauerlauf“: Überlastete Mitarbeiter litten unter Zeitdruck und Mangel an Anerkennung, aber auch Wissensdefiziten. Dem wolle der Caritasverband mit seiner neuen Schulung in Palliativ-Hospizkultur entgegenwirken. Nachdem in den vergangenen Jahren laut Schork in fünf Kursen bereits rund 100 Fachkräfte in Palliativpflege weitergebildet wurden, richte sich die neue Fortbildung bewusst an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: also auch Hilfs- sowie Betreuungskräfte und hauswirtschaftliche Angestellte. Einigkeit bestand unter den Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmern aber auch darin, dass eine gute Pflege, die sich auch noch intensiver sterbenden Menschen und deren Angehörigen widmet, Geld koste. Nach Auffassung von Willibald Heiß, Leiter des Referates Verwaltung ambulante Pflegeeinrichtungen beim Caritasverband, muss dafür bereits jetzt der Pflegeversicherungsbeitrag erhöht werden.

Die mit dem Caritasverband zusammenarbeitende Trainerin für Palliative Care, Petra Mayer, erörterte bei der Tagung mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern konkrete Beispiele von sterbenskranken Menschen. Dabei wurde deutlich gemacht, dass diese oft mehr als körperliche Schmerzen erlebten. Viele seien auch psychosozial belastet, indem sie sich zum Beispiel verzweifelt fühlen, oder spirituell betroffen, indem sie unter einem Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit leiden. Damit die Pflegerinnen und Pfleger „messen“ können, wie palliativ kompetent sie helfen, gab sie ihnen einige Fragen mit auf den Weg: „Wie hoch ist der Schmerzmittelverbrauch?“, „Wie häufig wird ethische Fallbesprechung als hilfreiches Instrument in der Praxis genutzt?“ und „Wie werden An- und Zugehörige einbezogen?“, lauteten einige. Mit solchen und ähnlichen Fragen setzten sich die Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Tagung auch in verschiedenen Workshops auseinander.

Der Jesuit Dr. med. Eckhard Frick, Professor für die neue medizinische Disziplin „Spiritual Care“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München, sagte, „Spiritual Care“ sei nicht bloß Krankenhausseelsorge, „sondern eine gemeinsame Verantwortung aller Berufe, die sich um Menschen kümmern“. Sie dürfe nicht an die Seelsorge „abkommandiert werden“. Spiritualität sei lange Zeit ein Wort für die Ordensgemeinschaften gewesen, müsse heute aber weitergehender verstanden werden. Der Professor regte die Caritas-Pflegerinnen und -Pflege an, in der Praxis mutig mit Spiritualität umzugehen, „so, wie sie die Menschen wahrnehmen“, und dabei zum Beispiel auch keine Angst vor Esoterik und Multireligiösem zu haben. „Sie müssen jetzt schon bei den Bewohnern mit einem gewissen „spiritual Patchwork“ rechnen“, erklärte er, womit auch Pflegerinnen und Pfleger nach einem allgemeinen gesellschaftlichen Trend zunehmend umgehen müssten. Wichtig sei es für sie zu schauen, was für die betroffenen Menschen dann hilfreich ist und „eine Antenne für den anderen zu haben“. Dabei müsse immer vom Bewohner oder Patienten her gedacht werden. Einer möglichen Kritik, durch eine „Freiheit der Spiritualität“ könne das Christliche zu kurz kommen oder verwässert werden, entgegnete er: „Wenn wir ein gutes Profil haben, können wir auch mit anderen im Gespräch sein.“ Frick begrüßte, dass es in den Caritas-Seniorenheimen Seelsorgebeauftragte aus der Mitarbeiterschaft gibt, die sich spirituellen Anliegen annehmen.

Caritasmitarbeiter für Unterzeichnung von Charta

Einstimmig sprachen sich bei der Tagung die Beteiligten dafür aus, dass der Caritasverband Eichstätt die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes und der Bundesärztekammer unterzeichnet. Unterstützer der Charta setzen sich unter anderem dafür ein, „ein Sterben unter würdigen Bedingungen zu ermöglichen und insbesondere den Bestrebungen nach einer Legalisierung der Tötung auf Verlangen durch eine Perspektive für Für-sorge und des menschlichen Miteinanders entgegenzuwirken“. Die Charta fordert zudem, die in der Palliativversorgung Tätigen zu qualifizieren sowie Forschungen und den Wissenstransfer in die Praxis fördern, „um die Versorgungssituation schwerstkranker und sterbender Menschen.

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