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26.06.2018

Bundesfreiwilligendienst boomt: Über 300 BFDler bisher bei Caritas Eichstätt

Caritas-Mitarbeiterin Sarah Strasser (rechts) hat der jungen Pia Kögler pädagogisch wertvolle Tipps für ihren Bundesfreiwilligendienst gegeben. Foto: Caritas/Esser

Caritas-Mitarbeiterin Sarah Strasser (rechts) hat der jungen Pia Kögler pädagogisch wertvolle Tipps für ihren Bundesfreiwilligendienst gegeben. Foto: Caritas/Esser

Eichstätt. (pde) – Immer stärker nachgefragt wird in katholisch-sozialen Einrichtungen im Bistum Eichstätt der Bundesfreiwilligendienst (BFD), der bundesweit vor genau sieben Jahren eingeführt wurde. Seit Juli vergangenen Jahres sind ständig zwischen 45 und 50 BFDler engagiert gewesen, in den zwei Jahren zuvor waren es rund 40. Insgesamt haben in den sieben Jahren fast 320 Menschen den Dienst geleistet. Derzeit sind es 47, davon sechs im Sonderprogramm Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug. Dies teilt Jakob Streller mit, der beim Diözesan-Caritasverband Freiwilligendienste in der Diözese koordiniert. Seit Anfang 2017 hat Caritasmitarbeiterin Sarah Strasser 70 BFDler und deren Einsatzstellen pädagogisch begleitet.

Mehr Einsatz in Seniorenheimen

Vor allem in Caritas-Seniorenheimen sind mittlerweile mehr Dienstleistende tätig. „Zum einen stellen nun mehr Einrichtungen Plätze zur Verfügung, auch weil sie darin eine neue Chance sehen, mittelfristig Personal zu gewinnen. Zum anderen sehen die BFDler darin eine gute Möglichkeit, das Arbeitsumfeld kennenzulernen, sodass ihnen die Berufsfindung leichter fällt“, freut sich Streller über diese Entwicklung. So hätten die Seniorenheime nun mit dem bisher größten BFD-Feld Behindertenhilfe gleichgezogen: „In beiden Bereichen engagieren sich im Moment jeweils knapp 20 Personen“, informiert der Caritas-Koordinator. Und genau in diesen Bereichen zeigten sich auch die langfristig größten Erfolge: „Im vergangenen September haben 15 zuvor tätige Bundesfreiwilligendienstleistende eine Ausbildung in den Einrichtungen begonnen: alle in der Alten- sowie Behindertenhilfe“, erzählt Streller.

„Der BFD boomt. Die Nachfrage nach Plätzen ist höher als unser Angebot“, stellt Streller klar. „Doch wir haben ein zugeteiltes Kontingent von 45 Plätzen. Derzeit laufen Gespräche, ob dieses aufgestockt werden kann, was wir sehr hoffen.“ Zusätzlich können im Sonderprogramm BFD mit Flüchtlingsbezug Asylbewerber sowie Deutsche beschäftigt werden. „Wir haben jedoch für Geflüchtete und andere Menschen aus dem Ausland nur ein begrenztes Angebot an Unterkünften. Sonst hätten wir bisher schon mehr als acht Flüchtlingen und 16 weiteren ‚Incomern“ eine Chance geben können.“ Immerhin unternehmen Streller zufolge manche Einrichtungen kreative Schritte: „Da im Caritas-Seniorenheim Neumarkt aufgrund des Fachkräftemangels derzeit nicht alle Bewohnerbetten belegt werden können, werden dort nun zwei Zimmer für zwei Georgierinnen zur Verfügung gestellt, die im September einen BFD beginnen“, nennt er ein Beispiel.

Streller bedauert, dass das Sonderprogramm des Bundes „BFD mit Flüchtlingsbezug“ Ende des Jahres fristgemäß endet. „Umso wichtiger ist es, dass dann mehr Plätze im normalen Programm finanziert werden, damit auch in diesem dann weiterhin Asylbewerbern und Einrichtungen diese Möglichkeit zur Integration gegeben ist. Der Caritas-Koordinator stellt sich hinter eine Forderung mehrerer Wohlfahrtsverbände an den Bund, dass deutschlandweit rund 5.000 neue Freiwilligenplätze erhalten bleiben sollen, für die insgesamt drei Jahre jährlich in dem Sonderprogramm 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden seien. Dass die Integration von geflüchteten Menschen auf diesem Weg überwiegend positiv verläuft, erfährt Sarah Strasser, die auch diese und ihre Anleiter in den Einrichtungen pädagogisch begleitet. Natürlich gebe es Probleme mit der Sprache, doch diese könnten durch Kurse schrittweise abgebaut werden. Bei der Abwägung, ob eine Einrichtung einen Bewerber nimmt oder nicht, zählt nach ihrer Erfahrung aber vor allem, ob jemand eine soziale Ader hat und Fähigkeiten, mit anderen Menschen umzugehen. „Da kann es durchaus interessant sein, wenn sich ein Flüchtling einer demenzkranken Person widmet und mit ihr auf der Gefühlsebene kommuniziert“, so die pädagogische Fachkraft.

In ihren Gesprächen mit BFDlern aus dem Ausland geht es oft um Themen wie Heimweh oder darum wie sie in Deutschland besser zurechtkommen können. Speziell mit Dienstleistenden in Seniorenheimen spricht sie häufig über „Sterben und Tod, womit viele dort erstmals in Berührung kommen“. Bei BFDlern, die zuvor in der Schule oder im Studium waren, begleitet sie „den Umschwung ins Arbeitsleben“: zum Beispiel bei der 19-jährigen Pia Kögler. Sie will später Lehrerin werden. Da sie sich in der Zusammenarbeit mit Kindern testen wollte, leistet sie ihren BFD in der Außenwohngruppe des Caritas-Kinderdorfes Marienstein in Dollnstein. Dort werden verhaltensauffällige Mädchen und Buben heilpädagogisch betreut. „Da ich in der Schule nicht mit solchen Kindern in Kontakt gekommen bin, war das schon ein Sprung ins kalte Wasser, und da war Frau Strasser eine Hilfe für mich“, erklärt Pia Kögler. In Einzelfällen vermittelt die Pädagogin der Caritas auch bei Konflikten zwischen BFDler und Einrichtung: „zum Beispiel bei hohen Fehlzeiten oder Verdacht auf Diebstahl, was Gott sei Dank bisher aber nur einmal der Fall war“.

Viele Verlängerer, wenige Abbrecher

Erfreut ist Jakob Streller darüber, dass von den bisher 320 BFDlern fast 60 ihren Dienst über die übliche Zeit von zwölf Monaten hinaus verlängerten und nur knapp 35 verkürzten. „Bei uns spiegelt sich also keinesfalls der bundesweite Trend wider, dass offenbar fast jeder Dritte seinen Dienst vorzeitig abbricht, wie es zuletzt durch die Medien ging“, so der Caritas-Koordinator. In diesem Zusammenhang zweifelt er aber auch grundsätzlich die Vermutung an, dass man von einer hohen Abbrecherquote auf mangelnde Qualität der Freiwilligendienste schließen kann. „Die Mehrzahl beendet ihren Dienst deshalb vorzeitig, weil sie für ihre Lebensgestaltung eine individuell bessere Möglichkeit gefunden hat, zum Beispiel ein Studium.“ Trotzdem zeigt sich Streller froh, dass durch die pädagogische Begleitung von Sarah Strasser „die Qualität unserer Angebote im BFD verbessert wurde und weiterhin besonders gefördert wird“.

Neue BFD-Stellen werden ab 1. September besetzt. Streller rät Interessierten, sich jetzt zu bewerben. Die Dienstleistenden erhalten nach seinen Angaben bis zum Alter von 18 Jahren 633,10 monatlich, ab 18 Jahre 667 Euro. Diese Beträge beinhalten das Taschengeld, Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Ferner übernimmt die Einsatzstelle die Sozialversicherungsbeträge. Streller steht für Auskünfte gerne zur Verfügung: Tel. (08421) 50-975, E-Mail: freiwilligendienste(at)caritas-eichstaett(dot)de. Interessierte können sich auch direkt an unter www.caritas-eichstaett.de/freiwilligendienst genannte Einrichtungen wenden und dort mit einem Formular bewerben.

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