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14.02.2012

Bischof Hanke in Ägypten: Enttäuschung und Diskriminierung bei Christen

Andreas Thiermeyer, Gregor Maria Hanke, Anba Damian und Willibald Harrer

Solidaritätsbesuch bei den Christen in Ägypten (von links): Archimandrit Dr. Andreas Thiermeyer (Habsberg), Bischof Gregor Maria Hanke OSB (Eichstätt), Bischof Anba Damian (Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Höxter), Domdekan Willibald Harrer (Eichstätt).

Bischof Hanke äußerte sich zur Situation der Christen in Ägypten.

Eichstätt. (pde) – Tief beeindruckt vom Glaubenszeugnis der Christen in Ägypten kehrte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke von einem Solidaritätsbesuch bei den koptischen Christen in Kairo und Alexandrien zurück. Über die Situation in Ägypten äußerte sich der Bischof unmittelbar nach seiner Rückkehr gegenüber Medienvertretern des Bistums Eichstätt.

So herrscht nach den Worten Hankes unter den Christen in Ägypten derzeit eine Situation der großen Enttäuschung, Marginalisierung und Diskriminierung. Auch Verfolgungssituationen gibt es. Christen haben beispielsweise kaum eine Chance, bei einem muslimischen Arbeitgeber Anstellung zu finden. Auch gibt es subtile Formen der Diskriminierung, die die Christen sehr hart treffen. Christliche Frauen, die in der Regel kein Kopftuch tragen, werden angepöbelt und können sich in bestimmte Stadtviertel nicht wagen. Aber, so die Erkenntnis des Eichstätter Bischofs: „Die christlichen Frauen sind sehr stark und wollen sich nicht beugen.“

In den Gesprächen mit seinen christlichen Gastgebern musste Bischof Hanke feststellen, dass die institutionelle Aggressivität von islamischen Einrichtungen gegenüber dem Christentum  zugenommen und zu einer Klimaveränderung in der Gesellschaft beigetragen habe. „Darunter leiden die Christen sehr, die nichts anderes wollen als gut miteinander auszukommen“, so der Bischof. Der Islam der sunnitischen Richtung tue sich jedoch mit der Religionsfreiheit schwer.

Im koptisch-katholischen Patriarchat des Landes schätzt man die Lage derzeit nicht sehr hoffnungsvoll ein. Man spüre eine heftiger werdende Aggressivität des Islams vor allem bei den weniger gebildeten Schichten. Das sei das Ergebnis der Aufwiegelung mancher  Hassprediger. Gleichzeitig sei aber ein starker Glaubensmut feststellbar: Christen versuchen eine Antwort aus dem Geist des Evangeliums heraus zu geben, indem man die Gastfreundschaft und die Dienste für die Gesellschaft noch mehr betone: Man reagiere nicht aggressiv, aber natürlich traurig. So spielen die christlichen Einrichtungen des Landes eigentlich eine größere Rolle, als man vermuten könnte: In 180 katholischen Schulen des Landes werden bis zu 70 Prozent muslimische Schüler unterrichtet. Auch andere kirchliche Einrichtungen, wie etwa Krankenhäuser genießen ein großes Vertrauen

In der gesamten Bedrängnis und Gefährdung stärkt die Christen aber ihr starker Glaube: „Wir sind Glieder einer Kette von 1400-jähriger Diskriminierung.“ Besonders beeindruckt hat den Bischof auch der Glaubensmut vieler junger Menschen: „Und wenn wir wüssten, dass wir sterben müssten, wenn wir in die Kirche gehen, wir würden dennoch gehen.“ lautete die Reaktion von jungen Leuten nach den Bombenanschlägen von Alexandrien.

Dieses Glaubenszeugnis ist es auch, das als Vorbild für Christen in Deutschland gelten könne. „Ich habe dort Menschen getroffen, in denen ein Feuer gebrannt hat“, so Bischof Hanke über die Christen in Ägypten. Christen in Deutschland müssten ihr christliches Glaubensbewusstsein neu verlebendigen. „Wir schätzen den Glauben viel zu wenig. Wir geben viel zu wenig Lebenskraft in unseren Glaubensweg“, so Hanke.


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