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Karl Czudnochowsky, Erding

*  23.01.1900 in Enkenbach in der Pfalz

-  Geselle bei seinem Onkel Heinrich Ulrich (1876-1924) in der Glockengießerei in Apolda

-  arbeitet 1923 beim Guß der Kölner Domglocke ("Dicker Pitter", c°', Ø 3.220 mm, ca. 24.000 kg) mit

-  sammelt unter anderem als Werksleiter der Ulrichschen Filiale in Kempten, als Betriebsleiter der Glockengießerei Grüninger in Villingen, als Hauptgeschäftsführer in Apolda selbst, und schließlich ab 1934 als Betriebsleiter der Glockengießerei Egger in Staad bei Rorschach (Schweiz) reichlich Erfahrung im Glockengießerhandwerk

-  pachtet 1936 in Erding die dortige Glockengießerei Bachmair, die er schließlich 1948 erwirbt

-  beschäftigt nach dem Krieg bis zu 100 Mitarbeiter

-  meldet aus gesundheitlichen Gründen und wohl auch mangels Nachfrage am 15. Juli 1971 seinen Betrieb ab

†  19.05.1977 in Rottach-Egern

Quellen:
Paul Adelsberger, Glockengießer & Loderer, Ausstellungsbegleitband des Museum Erding, Erding, 2015, S. 16ff.
Hans Brenner, Glockenbuch für Donauwörth und südwestliche Umgebung, Donauwörth, 2005, S. 64f.

Link:
Museum Erding, Dauerausstellung zum Thema "Handwerk in der Stadt Erding"

 

Rund 7.400 Glocken dürften unter Karl Czudnochowskys Regie insgesamt entstanden sein. Die Erdinger Glockengießerei erlebte damit - vor allem im Zeitraum zwischen 1948 und 1968 - ihre Blütezeit.
Nach dem 2. Weltkrieg machte Czudnochowsky sich auch durch den Guss von Euphon-Glocken einen Namen. Euphon zählt zu den sogenannten Glockenersatzwerkstoffen. Um Lieferengpässe bei der, bzw. hohe Kosten für die sonst üblichen Kupfer-Zinn-Bronze zu vermeiden, ist in dieser Messingartigen Legierung der Zinnanteil vermutlich durch Zinkanteile und weitere Bestandteile ersetzt worden.

Eine ausführliche, multimedial aufbereitete und sehenswerte Würdigung erfahren die Erdinger Glockengießerei und deren Gießer in einer Dauerausstellung im Museum Erding.

Für Kirchen in der Diözese Eichstätt hat Karl Czudnochowsky nach dem derzeitigen Stand der Recherche 182 Glocken gegossen, ein Fünftel davon in Bronze, die übrigen in Euphon. Die ältesten dieser Glocken stammen aus dem Jahr 1948, die jüngsten aus dem Jahr 1957.

Erhaltene und verifizierte Glocken auf Eichstätter Diözesangebiet (Auswahl):

1948/1949

  • Langensallach, Filialkirche Dreimal wunderbare Mutter (1948, Euphon?, c'', Ø 730 mm, ca. 220 kg; 1949, d'', Euphon?, Ø 680 mm, ca. 180 kg)

1949

  • Mündling, Pfarrkirche St. Johannes der Täufer (Euphon, fis' - a' - h', mit insgesamt ca. 1.330 kg)

1950

  • Biberg, Filialkirche St. Andreas (Euphon, c'', Ø 725 mm, 193 kg, als Zuguss zu es'')
  • Biesenhard, Filialkirche St. Johannes der Täufer (Euphon, g' - b'- c'', mit insgesamt 1.044 kg)
  • Eitensheim, Pfarrkirche St. Andreas (Euphon, e' - g' - a', mit insgesamt ca. 1.043 kg)
  • Emsing, Pfarrkirche St. Martin (Euphon, a' - h' - cis'', mit insgesamt ca. 760 kg, als Zuguss zu e'')
  • Euerwang, Filialkirche St. Martin (Euphon, fis' - a' - h', mit insgesamt ca. 970 kg, als Zuguss zu e'')
  • Greding, Martinskirche (Bronze, c'', Ø 720 mm, 213 kg, als Zuguss zu es' - b' - c''' - d''')
  • Großhöbing, Pfarrkirche St. Johannes der Evangelist (Euphon, g' - a' - c'', mit insgesamt ca. 1.050 kg, als Zuguss zu e'')
  • Gunzenhausen, Pfarrkirche Mariä Unbefleckte Empfängnis (Bronze, g' - b' - c'', mit insgesamt ca. 1.240 kg, als Zuguss zu es'')
  • Hofstetten, Pfarrkirche St. Nikolaus (Euphon, g' - b' - c'', mit insgesamt 1.018 kg)
  • Jahrsdorf, Pfarrkirche Mariä Geburt (Euphon, e' - ges' - as' - b', mit insgesamt ca. 2.570 kg)
  • Kaising, Fililalkirche Unbefleckte Empfängnis Mariens (Euphon, cis'' - e'', mit insgesamt ca. 280 kg)
  • Kevenhüll, Pfarrkirch St. Ulrich (Euphon, gis' - h' - cis'', mit insgesamt ca. 900 kg, als Zuguss zu e'')
  • Kirchanhausen, Pfarrkirche Mariä Opferung (Euphon, g' - b' - c'' - es'', mit insgesamt ca. 1.136 kg)
  • Krut, Filialkirche St. Klemens (Euphon, dis'', Ø 598 mm, ca. 105 kg, als Zuguss zu cis'')
  • Meckenhausen, Pfarrkirche St. Martin (Euphon, es' - ges' - as' - b', mit insgesamt ca. 2.598 kg)
  • Meilenhofen, Pfarrkirche St. Michael (Euphon, c'' - es'' - f'', mit insgesamt 359 kg, als Zuguss zu g'')
  • Möning, Pfarrkirche St. Willibald (Euphon, g' - b', mit insgesamt ca. 820 kg, als Zuguss zu c'')
  • Ochsenfeld, Pfarrkirche St. Nikolaus (Euphon, d' - f' - g', mit insgesamt ca. 2.860 kg, als Zuguss zu b')
  • Pfahldorf, Pfarrkirche St. Johannes der Täufer (Euphon, g' - b' - c'', mit insgesamt ca. 1.060 kg, als Zuguss zu es'')
  • Pollenfeld, Pfarrkirche St. Sixtus (Bronze, es' - ges' - as' - b', mit insgesamt ca. 2.670 kg)
  • Rieshofen, Filialkirche St. Erhard (Euphon, g' - b', mit insgesamt ca. 890 kg, als Zuguss zu es'')
  • Rupertsbuch, Pfarrkirche St. Michael (Euphon, e' - g' - a', mit insgesamt ca. 1.960 kg, als Zuguss zu c'')
  • Schafhausen, Filialkirche St. Martin (Euphon, h', Ø 778 mm, ca. 275 kg, als Zuguss zu e'')
  • Schernfeld, Pfarrkirche St. Georg (Euphon, g' - c'', mit insgesamt ca. 760 kg, als Zuguss zu a')
  • Seubersdorf, Pfarrkirche St. Georg (Euphon, f'- g'- b', mit insgesamt ca. 1.700 kg)
  • Tagmersheim, Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere (Euphon, es' - ges' - as' - b, mit insgesamt ca. 2.531 kg)
  • Untermässing, Pfarrkirche St. Leodegar (Euphon, e' - fis' - a', mit insgesamt ca. 2.230 kg, als Zuguss zu cis''
  • Walting, Pfarrkirche St. Johannes, der Evangelist (Euphon, g' - b' - c'', mit insgesamt ca. 1.097 kg, als Zuguss zu d'')
  • Weigersdorf, Filialkirche St. Andreas (Euphon, b' - des'', mit insgesamt 444 kg, als Zusguss zu es'')

Quelle: Glockenkartei der Diözese Eichstätt