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Glockengießerei Heidelberg

Am 6. Juni 1971 verstarb der Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Heidelberg eine eigene Gießerei aufgebaut hatte.

Nach Schillings Tod übernahm die Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei Inh. Carl Metz GmbH diese Gießerei als zusätzlichen Filialbetrieb. Die Leitung des Betriebs wurde dem Karlsruher  Glockengießer Karl Stumpf (* 8. Juli 1918; † 12. April 1989) übertragen.

Am 1. Juli 1982 wurde der Gießbetrieb in Heidelberg aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.

Karl Stumpf begann seine Karriere als Glockengießer 1950 in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe. Vor allem im Bereich der Rippenkonstruktion entwickelte er sich zu einem wahren Meister, von dessen Wissen viele deutsche und schweizerische Gießereien profitierten.

Nach Schillings Tod gelang es Stumpf die von vielen Glockensachverständigen sehr geschätzte Schillingsche Rippe zu rekonstruieren. In dieser Rippenkonstruktion stammen von ihm unter anderem die Rippen für die Geläuteergänzung des Straßburger Münsters (1977) und des Eichstätter Doms (1975/1976)

Quellen:
Beratungsausschuss für das deutsche Glockenwesen: Aus der Geschichte des Beratungsausschusses für das deutsche Glockenwesen, 1945-1977, S. 36
Hans Brenner: Glockenbuch für Donauwörth und südwestliche Umgebung, S. 72
Kurt Kramer: Nachruf auf Karl Stumpf in: Jahrbuch für Glockenkunde 1989/1990, S. 169
Dieter Schmidt: Friedrich Wilhelm Schilling. Leben und Werk, Verlag Helga Schmidt, Nürnberg, 1992, S. 278

Glocken auf Eichstätter Diözesangebiet (Auswahl):

1971

  • Kraftsbuch, Filialkirche St. Andreas (g' - b' - c'', mit insgesamt 1.914 kg. Diese drei Glocken tragen alle das Schillingsche Gießerwappen. Da das Angebot für die Glocken aber erst vom 3. Mai 1971 stammt, ist davon auszugehen, dass alle wesentlichen Arbeitsschritte in ihrem Werdegang erst nach dem Tod Friedrich Wilhelm Schillings († 6. Juni 1971; letzter Ofen-Guß am 5. Mai 1971; letzter Tiegel-Guß am 4. Juni 1971) getätigt worden sind. Die Glocken werden daher der Glockengießerei Heidelberg zugeschrieben.)

1972

  • Gnadenberg, Pfarrkirche St. Birgitta (f'' - as' - b', mit insgesamt 301 kg)
  • Ingolstadt-Ringsee, Pfarrkirche St. Canisius (d' - e' - g' - a' - h',  mit insgesamt 5.217 kg; mit fünf Glocken mit das größte, sicher aber das schwerste Geläute in der Diözese Eichstätt, das komplett aus der Glockengießerei Heidelberg stammt)

1973

  • Bechthal, Filialkirche St. Margaretha (cis'' - e'', mit insgesamt 603 kg, als Zuguss zu h')

1975

  • Eichstätt, Domkirche, Nordturm (d' - g' - c'' - d'' - e'', mit insgesamt 4.483 kg)

1976

  • Eichstätt, Domkirche, Nordturm (a° mit 5.300 kg)
  • Mitteleschenbach, Pfarrkirche St. Nikolaus (e' - g' - a' - h', mit insgesamt 2.889 kg)

1977

  • Sengenthal, Filialkirche St. Elisabeth (h' - d'' - e'', mit insgesamt 817 kg)

1978

  • Schwanstetten, Filialkirche Heiligste Dreifaltigkeit (e' - g' - a' - c'', mit insgesamt 3.069 kg)

1980

  • Herrieden, Stiftsbasilila St. Vitus und Deocar (as' - b' - des'',  mit insgesamt 1.319 kg, als Zuguss zu es' - ges')
  • Nürnberg-Fischbach, Pfarrkirche Heilig Geist (d' - f' - g' - a' - c'',  mit insgesamt 5.114 kg; mit fünf Glocken mit das größte, aber "nur" das zweit-schwerste Geläute in der Diözese Eichstätt, das komplett aus der Glockengießerei Heidelberg stammt)

1981

  • Kirchbuch, Pfarrkirche St. Blasius (gis' - h', mit insgesamt 963 kg, als Zuguss zu d'' - a'')

1982

  • Neumarkt-Holzheim, Filialkirche St. Walburga (c'' - f'', mit insgesamt 403 kg; Diese beiden Glocken sind die letzten Glocken, die in Heidelberg für eine Kirche der Diözese Eichstätt gegossen worden sind. Die dritte Glocke dieses Ensembles - es'', 178 kg, vermutlich war sie im ersten Versuch mißglückt - wurde in Karlsruhe gefertigt.)

Quelle: Glockenkartei der Diözese Eichstätt