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08.09.2021

„Geh weiter“: Vor 25 Jahren wurde Erzbischof Joachim Ruhuna in Burundi ermordet

Erzbischof Ruhuna bei einer Veranstaltung im Rahmen der Misereor-Fastenaktion 1995 in Eichstätt. Archivfoto: Michael Heberling/KiZ

Der Hepberger Pfarrer Jean-Marie Kazitonda wohnte zum Zeitpunkt des Attentats im Bischofshaus in Gitega. Foto: Privat

Denkmal für den ermordeten Bischof in der Nähe der Kathedrale von Gitega. Foto: Musooni Médiatrice

Eichstätt/Gitega. (pde) – Vor einem Vierteljahrhundert, am 9. September 1996, wurde Joachim Ruhuna, Erzbischof der Eichstätter Partnerdiözese Gitega in Burundi von einer bewaffneten Gruppe getötet. Er setzte sich in seiner Heimat für Versöhnung, Frieden und Dialog zwischen den Volksgruppen der Tutsi und Hutu ein. Auch die Partnerschaft mit dem Bistum Eichstätt hat er mitgeprägt.

Ruhuna besuchte an jenem Montag das Priesterseminar Burasira in der Provinz Ngozi, wo er studiert hatte. Auf der Rückfahrt nach Gitega waren ab der Pfarrei Gitongo noch zwei Ordensschwestern und drei weitere Personen mit ihm unterwegs. Die Region war damals von Regierungstruppen und Rebellen umkämpft. Drei Kilometer von Gitongo entfernt fiel sein Auto unter Beschuss. Der Erzbischof und die beiden Ordensfrauen wurden dabei tödlich getroffen. Überlebt haben der Bischofsfahrer und drei Frauen, die ihn um eine Mitfahrgelegenheit gebeten hatten.

„Die Nachricht von Ruhunas Tod traf die Menschen in Gitega wie ein Blitzschlag“, erinnert sich Jean-Marie Kazitonda, der aus Burundi stammt und heute Pfarrer in Hepberg bei Ingolstadt ist. „Kein Mensch in Gitega konnte sich vorstellen, dass Erzbischof Ruhuna Opfer eines Attentats werden konnte. Er war ein liebender Mensch, hatte für alle Menschen ein offenes Ohr und Herz“. Man habe die Information zunächst für nicht wahr gehalten. Aufgrund der schwierigen Kommunikationslage sei die Todesnachricht erst einen Tag später, am Dienstagmorgen, bestätigt worden. „Es war ein Tag der Fassungslosigkeit“, wie Kazitonda berichtet.

Er selbst habe Glück im Unglück gehabt: Als Priesteramtskandidat im Praktikum in der Pfarrei Christ Roi-Mushasha (Gitegas Dompfarrei) wohnte er im Bischofshaus und sollte selbst den Erzbischof auf einem Teil der Reise begleiten. Unterwegs wollte er seine Familie in Bugendana besuchen. Kurz vor der Abfahrt habe Ruhuna ihn aussteigen lassen, um an seiner Stelle eine Ordensschwester mitzunehmen, die ebenfalls ihre Familie besuchen wollte.

„Trauriger und noch schwerer als sein Tod selbst war die Tatsache, dass man die Leiche des Erzbischofs nicht gefunden hatte“, sagt Kazitonda. Erst eine Woche später sei sie zusammen mit der Leiche einer der beiden Schwestern in einem Grab drei Kilometer vom Tatort entfernt gefunden worden. Kazitonda hat die Überführung der Leichen und die Betreuung der Überlebenden mitorganisiert. „Dieser Tod lies mich fassungslos und stumm, nicht nur, weil es mich beinah selbst getroffen hätte, sondern weil ich nicht verstehe, warum man Menschen angreift, die nicht am Konflikt beteiligt sind, wie Erzbischof Ruhuna oder auch Priester, Ordensleute und andere unschuldige Menschen.“

Erzbischof Ruhuna war nach den Worten von Pfarrer Kazitonda „eine große Persönlichkeit, ein Mensch des Gebetes und gleichzeitig ein Mensch des Volkes. Er hatte ein weites Herz und eine Anziehungskraft aus dem Glauben.“ Er sei ein guter Seelsorger gewesen und habe für Verständigung zwischen den Menschen in Burundi gewirkt. Auch die Partnerschaft zwischen der Erzdiözese Gitega und dem Bistum Eichstatt habe Ruhuna maßgeblich geprägt. 1995 war er zu Besuch in Eichstätt und sprach über die Situation in seinem Land bei einer Vollversammlung des Diözesanrates der Katholiken.

Überlebende des Attentats hätten berichtet, dass der Erzbischof im Sterben noch gesagt habe: „Bandanya!“ Dieser Ausdruck in der burundischen Sprache Kirundi fasse sein pastorales Wirken zusammen: „Geh weiter!“ Das könne man als sein Vermächtnis verstehen, meint Kazitonda: „Geh weiter auf dem Weg der Versöhnung, der Verständigung, der Begegnung mit Gott und mit den Menschen. Einfach, geh weiter! Nicht stehen bleiben. Nicht ermüden, sondern mutig den Weg der neuen Möglichkeiten erforschen.“

Bei der Beerdigung Ruhunas habe Kardinal Joseph Tomko, ein Gesandter von Papst Johannes Paul II., gesagt: „Du bist getötet, aber nicht besiegt worden.“ Kazitonda bedauert, dass sein Heimatland 25 Jahre nach der Ermordung des Bischofs auf dem Weg der Versöhnung noch nicht viel weiter gekommen sei. Deshalb bleibe Versöhnung weiterhin der pastorale Schwerpunkt der Kirche in Burundi. Diesen Weg gehe auch Ruhunas Nachfolger Erzbischof Simon Ntamwana dezidiert weiter.

Informationen zu der Partnerschaft zwischen den Diözesen Eichstätt und Gitega gibt es unter www.bistum-eichstaett.de/burundi.