Eichstätter Delegation festigt Partnerschaft mit Burundi
Eichstätt. (pde) – „Ich bin tief bewegt von den Begegnungen, den Gottesdiensten, dem Zusammensein und dem Austausch, den wir hier in Burundi erleben durften“, fasst Bischof Gregor Maria Hanke seine Eindrücke zusammen, die er bei einer Reise ins afrikanische Burundi vom 20. bis 25. Mai gewinnen konnte. Er reiste mit einer kleinen Delegation ins Partnerbistum Gitega, um Partnerprojekte zu besuchen und um die langjährige Partnerschaft mit einem gemeinsamen Memorandum zu festigen. Es war nicht nur Hankes erster persönlicher Besuch dort, der den Auftakt der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der partnerschaftlichen Kontakte zwischen den beiden Bistümern bilden soll, sondern überhaupt der erste Besuch eines Eichstätter Bischofs seit fast 50 Jahren, in denen das afrikanische Land – insbesondere die Erzdiözese Gitega – und das Bistum Eichstätt partnerschaftliche Beziehungen pflegen.
Konkret wurde und wird die Partnerschaft etwa in der Aufnahme von Priesteramtskandidaten aus Gitega im Eichstätter Priesterseminar, dem Einsatz afrikanischer Priester in der Seelsorge des Bistums Eichstätt, in der Unterstützung beim Bau kirchlicher und sozialer Einrichtungen, in der Unterstützung sozialpastoraler und ökologischer Projekte in Burundi und in zahlreichen Kontakten zwischen Pfarreien und Schulen beider Bistümer. Über die materielle Hilfe hinaus, die Eichstätt auch weiterhin zu geben bereit sei, so der Bischof in einem Interview nach seiner Rückkehr in Eichstätt, gehe es in Zukunft auch weiterhin „um einen Austausch der Gaben“, wovon die Pastoral in beiden Ländern profitieren könne.

Der Geist der Versöhnung
Schon gleich nach ihrer Ankunft in Bujumbura war die kleine Reisegruppe unter Leitung von Gerhard Rott, Leiter des Referats Weltkirche im Bistum Eichstätt, zu einem Empfang beim deutschen Botschafter in Burundi, Carsten Hölscher, eingeladen. Danach war Erzbischof Bonaventure Nahimana Gastgeber der Eichstätter Delegation. Sein Vorgänger im Amt, Alterzbischof Simon Ntamwana, traf die Eichstätter ebenfalls.
Das Programm sah in den folgenden Tagen eine Reihe von Besuchen unterschiedlichster Projekte vor, bei denen das Bistum Eichstätt unterstützend beteiligt war oder ist. So besuchte man die beiden Seminare, das kleine in Mugera und das große in Gitega, in dem 170 Seminaristen aus dem ganzen Land leben, führte Gespräch mit Studierenden und Professoren, kam mit Ordensleuten und Oberen der Orden zusammen. In einer Gehörlosen- und Blindenschule übergaben die Eichstätter Präsente von Absolventinnen der Eichstätter Maria-Ward-Fachakademie, die schon eine jahrelange Partnerschaft mit den Schülerinnen in Burundi unterhält. Die Gäste aus Deutschland sahen ein Wiederaufforstungsprojekt, besuchten Schulen und Werkstätten, unter anderem eine Schneiderei, deren Auf- und Ausbau Otto und Stilla Schüller aus Herrieden unterstützen, und erlebten eine christliche Basisgemeinde.
Das sozialpastorale Zentrum von Bugendana dürfte das herausragendste Projekt sein, das durch die Bistumspartnerschaft möglich wurde und stellt heute wohl auch in politischer Hinsicht ein Leuchtturmprojekt im Land dar. Hier wurden mehrere Schulen aber auch eine Klinik errichtet. Bischof Hanke beschreibt das Zentrum als „Kultur des Lebens“: „Es sind Zukunftsperspektiven, die hier geboten und eingeübt werden. Und dann natürlich diese architektonisch so gelungene, wunderbare Kirche im Mittelpunkt. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und Freude, dass die Menschen das so annehmen.“ Der ehemalige Eichstätter Baudirektor Karl Frey, der der Eichstätter Reisegruppe angehörte, konnte sich vom Stand der Dinge überzeugen, die er von den ersten Überlegungen und Planungen Anfang der 1990er-Jahre an architektonisch vorantrieb. Seine Expertise verband sich mit den Gegebenheiten der dortigen Baukultur zu einem zweckmäßigen und nachhaltigen Stil.

Drei Säulen
Gut 5.000 Menschen fanden sich am Sonntag, dem 25. Mai, in der Pfarrkirche von Bugendana zur Feier eines Festgottesdienstes ein. Im Lauf der Feier setzten die Bischöfe Reliquien von Willibald und Walburga in den Altar ein und weihten ihn. Auf dem Altar unterzeichneten beide Oberhirten am Ende des Gottesdienstes auch ein gemeinsames Memorandum zur Partnerschaft der Erzdiözese Gitega und der Diözese Eichstätt, in dem sie sich auf der Basis „historisch gewachsener Verbundenheit“ auf die Grundlagen der Partnerschaft verständigen. Demnach ruhen der 1975/76 erstmals aufgenommene Kontakt und die danach sich entwickelnden Beziehungen auf drei Säulen: die miteinander verbindende Spiritualität des Glaubens an Jesus Christus, das gemeinsame weltkirchliche Lernen und die gelebte Solidarität.
Zurzeit wird in Bugendana noch ein Gebäude für eine Berufsschule errichtet, das mit Solaranlage und Energiespeicher ausgestattet sein wird. Mitte 2026 sollen alle Arbeiten endgültig abgeschlossen sein. Die Einweihung wird im Rahmen der Feier zum 50-jährigen Bestehen der Partnerschaft stattfinden. Eine Eichstätter Delegation ist zur Feier des Goldenen Jubiläums in Burundi eingeladen. Zum Abschluss des Jubiläums besucht eine Delegation aus Afrika das Bistum und wird an den Feierlichkeiten der Willibaldswoche in Eichstätt teilnehmen.

Fragen an Bischof Gregor Maria Hanke nach seiner Rückkehr aus Burundi
Herr Bischof, Sie kommen soeben von einer fünftägigen Reise nach Burundi zurück. Sie waren zum ersten Mal persönlich dort, aber auch als erster Eichstätter Bischof innerhalb fast 50 Jahren, die das afrikanische Land, insbesondere die Erzdiözese Gitega und das Bistum Eichstätt partnerschaftliche Kontakte pflegen. Mit welchen Eindrücken kommen Sie zurück?
Bischof Gregor Maria Hanke: Die Menschen waren sehr interessiert an uns, an Eichstätt. Ich war eingeladen, bei den Gottesdiensten zu predigen und es hat mich gefreut, dass da ein großes Feedback kam und Dankbarkeit dafür, dass Eichstätt durch unsere kleine Delegation so präsent war. Meine Eindrücke sind wirklich tief und bewegend. Diese Freude und Offenheit der Menschen, die ist mir sehr nahe gegangen.
Sie hatten ein volles Programm?
Bischof Hanke: Ja, wir haben einiges angeschaut, zum Beispiel die Schulen, die das Erzbistum betreibt. Wir waren vor allen Dingen in Sonderschulen für Sehbehinderte und Menschen mit Hörbehinderung und ich war erstaunt über das hohe Niveau, das dort an den Schulen vorherrscht. Die Kirche im Land ist in diesem Bereich eigentlich der einzige Player, der sich für Menschen an den Rändern interessiert und auch viel für sie tut. Ich bin sehr überrascht in welcher Breite die Kirche über die Verkündigung hinaus im sozialen Bereich tätig ist und etwas für Menschen tut für die und deren Probleme sonst niemand Interesse hätte.
Das sozialpastorale Zentrum von Bugendana dürfte das herausragendste Projekt sein, das durch die Bistumspartnerschaft möglich wurde und stellt heute wohl auch in politischer Hinsicht ein Leuchtturmprojekt im Land dar. Erfüllt es sie mit Stolz solche Früchte gemeinsamer Arbeit zu sehen?
Bischof Hanke: Das ist alles sehr beeindruckend. Aber Stolz ist nicht das richtige Wort. Denn der Ort, an dem dieses Zentrum entstanden ist, ist ein Ort an dem die Erde blutige Tränen geweint hat, so habe ich das auch in der Predigt gesagt. Man hat an diesem Ort, wo in einer einzigen Nacht bis zu 800 Frauen und Kinder ermordet wurden, das Kreuz aufgerichtet, mit dem Kreuz Christi das richtige Heilmittel gefunden und damit auch eine Kultur des Lebens als Kontrast zu dieser dunklen Geschichte gesetzt. Kultur des Lebens heißt, hier ist eine Klinik, ein Gymnasium, eine Berufsschule. Es sind Zukunftsperspektiven, die hier geboten und eingeübt werden. Und dann natürlich diese architektonisch so gelungene, wunderbare Kirche im Mittelpunkt. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und Freude, dass die Menschen das so annehmen. Zugleich ist Bugendana ein Mahnmal der Versöhnung. Und als solches bleibt es nach wie vor wichtig, denn die Versöhnung ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Wir hörten hier und da von Verantwortlichen, es sei immer noch glühende Lava unter der Asche. Jetzt sind beispielsweise politische Wahlen und alle zittern, dass es hoffentlich ohne gewalttätige Zwischenfälle stattfinden kann. Da merkt man, das Land ist auf dem Weg der Versöhnung, aber noch nicht vollends versöhnt.
Sie haben zusammen mit Ihrem Mitbruder Erzbischof Bonaventure Nahimana ein Memorandum unterzeichnet, in dem sie sich auf der Basis „historisch gewachsener Verbundenheit“ auf die Grundlagen der Partnerschaft verständigen.
Bischof Hanke: Richtig. Über die materielle Hilfe, die Eichstätt auch weiterhin bereit sein wird zu geben, geht es auch um einen Austausch der Gaben. In Burundi gibt es sehr viele geistliche Berufungen und das Erzbistum hat großes Interesse daran, Neupriester für eine begrenzte Zeit nach Eichstätt zu schicken, um Erfahrungen in der Pastoral zu sammeln, die für ihre Arbeit in Burundi helfen können. Auch weitere Formen der Begegnung sind ein wichtiger Punkt.
Im kommenden Jahr wird das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Eichstätt und Burundi gefeiert. Eine Eichstätter Delegation ist zur Feier des Goldenen Jubiläums in Burundi eingeladen. Werden Sie wieder mit dabei sein?
Bischof Hanke: Die Konzeption sah vor, dass ich jetzt zur Unterzeichnung des Memorandums zum Auftakt des Jubiläums fahre und bei der Feier 2026 in Burundi nicht dabei bin. Die Delegation der Brüder und Schwestern aus Burundi, die im Zeitraum der Willibaldswoche des Jubiläumsjahrs nach Eichstätt kommen soll, wird möglicherweise größer sein, um auch Besuche in Pfarreien realisieren zu können.
Die Fragen stellte Michael Heberling