2020 wurde ein Nachhaltigkeitsprozess an den diözesanen Schulen angestoßen. In der Fachakademie für Sozialpädagogik der Diözese Eichstätt, die Erziehungsfachkräfte ausbildet, ist „Schöpfungsbewahrung und Nachhaltigkeit eine Querschnitts-Bildungsaufgabe“, wie Schulleiterin Ulrike Rhein erklärt. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind feste Bestandteile vieler Unterrichtsfächer. „Uns ist es wichtig, dass die Studierenden diese wichtigen Themen verinnerlichen und später auch mit ihren jeweiligen Zielgruppen in den Einrichtungen – vor allem in Kindertageseinrichtungen – umsetzen“, sagt Rhein. Das Realschulzentrum Rebdorf hat eine Reihe von Nachhaltigkeitsprojekten initiiert, unter anderem Pflanzaktionen im diözesanen Forst (Spitalwald) und auf einem Biolandhof nahe Eichstätt. Für die siebten Jahrgangsstufen findet eine Umwelt- und Nachhaltigkeitswoche statt. Kürzlich machte der „Klimaladen“ – eine interaktive Wanderausstellung – Station in der Maria-Ward-Realschule in Rebdorf.
Am Gnadenthal-Gymnasium Ingolstadt ist „der verantwortungsvolle Umgang mit der Schöpfung ein wichtiger Teil der Werteerziehung“, berichtet Schulleiter Jean-Marcel Diegeler. In der 8. Jahrgangsstufe wird bei fächerübergreifenden Projekten die Kurzfassung der Enzyklika „Laudato si‘. Unsere Erde in Gefahr“ gelesen. In der 9. Jahrgangstufe gehört der Klimawandel zum Lehrstoff. Die 11. Jahrgangstufe setzt sich mit dem Projekt „Blue Marble Health“ auseinander, das auf der Agenda 2030 der Vereinten Nationen basiert. Projekt- und Wahlfachgruppen gestalten und pflegen den Klostergarten, während die Aktion „Klimafasten“ in Schulgottesdiensten thematisiert wird. Die Katholische Hochschulgemeinde Eichstätt veranstaltet zusammen mit dem Arbeitskreis Foodsharing ein Frühstück für Studierende aus geretteten Lebensmitteln. „Damit möchten wir zu einem achtsamen Umgang mit Lebensmitteln sensibilisieren und an die Schöpfungsverantwortung erinnern“, sagt Hochschulpfarrer Pater Stefan Weig. Das Referat Weltkirche setzt auf „globales Lernen“ (siehe Punkt 10).
5. Schöpfungsverantwortung als diözesanen Schwerpunkt etablieren
Mit der Klimaoffensive 2035 geht das Bistum Eichstätt den Weg, treibhausgasneutral zu werden. Die Diözese hat sich dieses Ziel mit dem Schwerpunkt „Nachhaltigkeit und solidarischer Lebensstil“ in ihrem Strategieprozess und Zukunftsplan gesetzt. Die Klimaoffensive soll das Verantwortungsbewusstsein und das aktive Handeln aller Beschäftigten für den Umweltschutz durch Information und Fortbildungsangebote fördern. Weitere konkrete Handlungsfelder umfassen beispielsweise ein nachhaltiges Finanzmanagement, die Etablierung eines solidarischen Lebensstils, die Intensivierung der Schöpfungsspiritualität in Zusammenarbeit mit der Benediktinerabtei Plankstetten und die Förderung weltkirchlicher Solidarität. Für die bistumsweite Umsetzung sorgt ein Umweltteam aus der Nachhaltigkeitsreferentin, dem Projektleiter für die Klimaoffensive und dem Referenten für Klimaschutzmanagement, die von einer Bürokraft unterstützt werden.
6. Gebäudemanagement umweltverträglich gestalten
Rund 2.500 Gebäude umfasst der Immobilienbestand des Bistums Eichstätt. Im Rahmen der neuen Pastoralkonzepte der 74 Pastoralräume, die derzeit von der Diözese überprüft werden, werden der zukünftige Bedarf sowie die Nutzung dieser Gebäude geklärt. Neben der pastoralen Relevanz gehören auch allgemein geltende Öko-Standards und die Vorgaben der Klimaoffensive zu den entscheidenden Kriterien der Gebäudebeurteilung. Nach den 2016 eingeführten diözesanen Bauregeln gilt für die Planungs-, Bau- und Unterhaltsqualität der Grundsatz der Nachhaltigkeit, insbesondere die Schonung der Bausubstanz und die Minimierung der Umweltbeeinträchtigungen. Bei Bau- und Sanierungsmaßnahmen wird gemäß der Umweltpolitik des Bistums auf die Verwendung umweltverträglicher Stoffe geachtet. Ein Energiespar-Leitfaden bietet den Pfarreien und Einrichtungen Wege zu einem schonenden Umgang mit der Ressource Energie. Seit dem Sommer 2024 werden im Bistum keine Öl- oder Gasheizungen mehr neu installiert. Aktuell wird eine Photovoltaik-Offensive konzipiert.
7. In kirchlichen Einrichtungen nachhaltig wirtschaften
Das Bischöfliche Ordinariat Eichstätt hat in seinem Beschaffungsleitfaden eine klare Regel festgelegt: „Wir beschaffen bevorzugt die in Herstellung, Gebrauch und Entsorgung insgesamt umweltfreundlichsten Produkte, Verfahren und Dienstleistungen“. In ihren Verwaltungsgebäuden und Tagungshäusern (Schloss Pfünz, Schloss Hirschberg und Habsberg) hat die Diözese auf Ökostrom mit Grüner Strom-Label-Zertifizierung umgestellt. Das hat inzwischen mehr als die Hälfte der rund 480 Kirchenstiftungen im Bistum auch getan – dank eines Rahmenvertrags der bayerischen Diözesen mit einem Ökostromanbieter. Einige Pfarreien decken einen Teil ihres Energiebedarfs durch eigene Photovoltaikanlagen oder Hackschnitzelheizwerke. Am Realschulzentrum Rebdorf betreibt die Diözese ein eigenes Wasserkraftwerk und einen Holzhackgutkessel. Bei der Beschaffung von Lebensmitteln wird auf Regionalität, Saisonalität und biologische Erzeugung geachtet. Im Zuge ihrer Transparenzoffensive hat die Diözese neue Richtlinien für Finanzanlagen eingeführt. Sie basieren auf der Orientierungshilfe „Ethisch-nachhaltig investieren“ der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.
8. Kirchenland nachhaltig bewirtschaften
In der Regel gehören kirchliche Acker- oder Waldflächen im Bistum den Kirchenstiftungen. Das Kirchenland wird entweder von Pfarrpfründestiftungen vor Ort oder von der Katholischen Pfründepachtstelle in Regensburg verwaltet, über die in Bayern die meisten Pachtverträge der katholischen Kirche laufen. „Die kirchlichen Flächen werden in der Regel für die Dauer von zwölf Jahren verpachtet“, heißt es in der Handreichung „Artenreiche Landwirtschaft auf Kirchengrund“, welche die Universität Regensburg 2018 erstellt hat. Demnach trägt das bisherige Vorgehen zum Erhalt kleinerer Höfe, zur landwirtschaftlichen Strukturvielfalt und damit einhergehend häufig auch zur Arten- und Sortenvielfalt bei. Dennoch könnte der Artenreichtum in vielen Fällen noch weiter gefördert werden.
9. Mobilität umweltfreundlich gestalten
Die Mitarbeitenden der Diözese Eichstätt sind angehalten, für Dienstreisen – wenn möglich – öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Seinen Fuhrpark hat das Bistum 2020 verkleinert und auf Gasantrieb umgestellt. Aktuell werden die Gasfahrzeuge durch Elektroautos ersetzt. Die Diözese hat mit der Deutschen Dienstrad GmbH einen Rahmenvertrag über die Bereitstellung von Diensträdern abgeschlossen.
10. Gesellschaftspolitische und internationale Verantwortung wahrnehmen
Seit vielen Jahren unterstützt die Diözese Projekte zur nachhaltigen Entwicklung in ländlichen Regionen Afrikas. Jüngste Beispiele sind Initiativen zur Ernährungssicherung im Kenia und ein Aufforstungsprojekt in Ghana. In der Partnerdiözese Gitega in Burundi ist durch Spenden, Drittmittel und Kirchensteuern ein großes Sozial- und Pastoralzentrum mit Schulen, Gesundheitseinrichtungen, nachhaltiger Energieversorgung sowie einem Aufforstungsprojekt entstanden. In Zusammenarbeit mit den Hilfswerken Misereor, Adveniat, Renovabis und dem Kindermissionswerk unterstützt das Bistum ökologische und soziale Projekte in verschiedenen Regionen der Welt.
Das Referat Weltkirche organisiert jährlich rund 30 Bildungsveranstaltungen zum „globalen Lernen“. Die Verbindungen zu den Eichstätter Partnerbistümern Poona (Indien), Gitega (Burundi) und Leitzmeritz (Tschechien) spielen dabei eine wichtige Rolle. „Auch die Kampagnen mit den Hilfswerken und deren internationalen Gästen ermöglichen eine fokussierte Beschäftigung mit den Themen Nachhaltigkeit und Solidarität“, sagt der Leiter des Referats Weltkirche, Gerhard Rott.
Fazit
„Wir können bei der Umsetzung von Laudato si‘ und den DBK-Empfehlungen auf Maßnahmen und Initiativen aufbauen, die in den vergangenen Jahren eingeleitet wurden“, sagt Nachhaltigkeitsreferentin Lisa Amon. Die Fortschritte seien ermutigend. „Ich stelle im gesamten Bistum eine zunehmende Sensibilität für die Klimakrise fest. Die Bereitschaft, sich aktiv im Klima- und Umweltschutz zu engagieren ist hoch. Das ist gut, denn es gibt noch viel zu tun“, bilanziert Amon.
Text: Geraldo Hoffmann
Bischof Hanke: „Der Mensch ist nicht frei, die Schöpfung auszubeuten“