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24.02.2025

Neue Gentechnik im Lichte der Ökologie: Studientag in Eichstätt

Neue Gentechnick. Symbolfoto: Pixabay

Die sogenannte „Neue Gentechnik“ ist Thema eines Studientages am 8. März in Eichstätt. Symbolfoto: Pixabay

Eichstätt. (pde) – Die Entwicklungen in der Biotechnologie, Molekularbiologie und Synthetischen Biologie verlaufen rasant und eröffnen neue Anwendungsbereiche für die sogenannte „Neue Gentechnik“. Was sich genau hinter diesem Begriff verbirgt und wie die Europäische Union sie regulieren will, ist Thema eines Studientags am Samstag, 8. März, von 9.30 Uhr bis 17 Uhr im Priesterseminar Eichstätt.

Nach einem theologischen Impuls von Bischof Gregor Maria Hanke hält Katja Tielbörger, Professorin für Vegetationsökologie an der Universität Tübingen, den Hauptvortrag zum Thema „Risiken und Chancen der Neuen Gentechnik (NGT) – Eine wissenschaftlich-ökologische Sicht auf den EU-Kommissionsvorschlag“. Sie stellt fest: Die ökologische Perspektive sei bei dem Entwurf nicht berücksichtigt worden, was zu zahlreichen blinden Flecken hinsichtlich der Umweltauswirkungen geführt habe. „Die Chancen werden überbewertet, Risiken mit einem falschen Maß gemessen, und effiziente Lösungen für eine nachhaltige Nutzung unserer natürlichen Ressourcen vernachlässigt“, sagt Tielbörger.

Am Nachmittag stehen vier Workshops zur fachlichen Vertiefung einzelner Aspekte auf dem Programm. Die Biologin Martha Mertens, Sprecherin des Arbeitskreises Gentechnik im BUND Naturschutz Bayern und Trägerin der Bayerischen Umweltmedaille, erklärt, was unter „Neuer Gentechnik“ zu verstehen ist. Der Workshop von Professorin Katja Tielbörger widmet sich dem Thema „Neue Gentechnik bei Wildorganismen“. Christoph Then, Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation TestBiotech und Sprecher des internationalen Bündnisses „Keine Patente auf Saatgut“, behandelt in seinem Workshop die Frage „Neue Gentechnik und Patente“. Der vierte Workshop trägt den Titel „Neue Gentechnik – Bewertung durch das Bundesamt für Naturschutz“ und wird von der Wissenschaftlerin Luise Zühl geleitet, die das Fachgebiet Bewertung Synthetische Biologie, Vollzug und Gentechnikgesetz im Bundesamt für Naturschutz (BfN) verantwortet. Die Ergebnisse der Workshops werden anschließend in einer Podiumsdiskussion reflektiert. An dieser nimmt unter anderem Martin Häusling, Mitglied für Bündnis 90/die Grünen im Europaparlament, teil. Die Veranstaltung endet mit einem spirituellen Impuls in der Kreuzkapelle des Priesterseminars.

Der Studientag soll Hintergründe vermitteln und das Bewusstsein für zentrale Entwicklungen im Bereich der Neuen Gentechnik schärfen. Veranstalter sind die Stabsstelle Schöpfung, Klima- und Umweltschutz im Bistum Eichstätt sowie das Landesbildungswerk der Katholischen Landvolkbewegung in Bayern in Kooperation mit dem BUND Naturschutz Bayern. Die Tagung richtet sich an alle am Thema Interessierten – insbesondere an Verantwortliche in Kirchenstiftungen und Kommunen, Umweltbeauftragte in den Pfarrgemeinden, Landwirte und Landwirtinnen sowie an die Mitglieder der KLB und des BUND Naturschutzes. Weitere Informationen und Anmeldung unter Tel. (08421) 50-662, E-Mail: umwelt(at)bistum-eichstaett(dot)de.

Das auführliche Programm

Hintergrund: EU will Gentechnik deregulieren

Am 5. Juli 2023 veröffentlichte die Europäische Kommission einen Plan zur Abschaffung der meisten Sicherheitsvorschriften für die Produktion und den Verkauf einer neuen Kategorie von gentechnisch veränderten Pflanzen, die mit Neuer Gentechnik (NGT) hergestellt wurden. Damit würden Sicherheitsprüfungen für gentechnisch veränderte Pflanzen entfallen, sie dürften ohne Kennzeichnung, Rückholbarkeit und Schutzmöglichkeiten vor Kontaminationen und Haftungsregelungen freigesetzt werden.

„Sollten diese Planungen Realität werden, blieben Verbraucherinnen und Verbraucher darüber im Unklaren, ob Gentechnik in ihrem Essen ist, und Landwirte könnten nicht mehr gentechnikfrei erzeugen“, heißt es in der Einladung zum Studientag. Das wäre eine fundamentale Abkehr von der europäischen Vorsorgepolitik und nähme Produzierende sowie Verbraucherinnen und Verbraucher das Recht, frei zu entscheiden, welche Produkte sie züchten, anbauen, verarbeiten, vermarkten und essen. Über 90 Prozent aller Deutschen wünschen sich laut Umfragen die Kennzeichnung und Sicherheitsprüfung auch neuer Gentechnikpflanzen. Zudem würden die Veränderungsvorschläge des Gentechnikrechts zu immer mehr Patenten auf Saatgut und Lebensmittel führen, und damit die Abhängigkeit der Landwirtschaft von großen Konzernen verstärken.

Agrar- und Umweltverbände sowie Verbraucherschützer schlagen deshalb Alarm und fordern Wahlfreiheit für biologische und konventionelle Züchtung sowie Respekt vor gentechnikfreier Landwirtschaft und Wertschöpfung. Eine neue Dimension nehmen jedoch gerade die jüngsten Entwicklungen bei den geplanten Änderungen an: Agrar- und Umweltverbände sowie Verbraucherschützer schlagen daher Alarm und fordern Wahlfreiheit für biologische und konventionelle Züchtung sowie Respekt vor gentechnikfreier Landwirtschaft und Wertschöpfung. Besonders brisant sind dabei die jüngsten Entwicklungen: Die geplanten Änderungen sehen vor, dass gentechnisch veränderte Pflanzen künftig auch in der freien Natur einfacher freigesetzt und dereguliert werden können – mit der Begründung, so dem Klimawandel entgegenzuwirken.