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24.01.2025

Immer mehr Kirchengemeinden nutzen saubere Energie

Kindertagesstätte St. Vitus, Illschwang. Foto: Norbert Weis

Photovoltaikanlage auf dem Dach der Kindertagesstätte der Pfarrei St. Vitus in Illschwang. Foto: Norbert Weis

Eichstätt/Illschwang – Die Nutzung erneuerbarer Energien nimmt im Bistum Eichstätt zu. Dank eines Rahmenvertrags der bayerischen Diözesen stellen immer mehr Pfarreien auf Ökostrom um oder decken teilweise ihren Bedarf aus eigener Erzeugung. Eine Pfarrei produziert sogar mehr grüne Energie als sie verbraucht.

Die Energiewende im Bistum Eichstätt hat bereits vor fünfzehn Jahren, also vor der Atomkatastrophe von Fukushima begonnen. Den Anstoß gab 2009 ein Rahmenvertrag der bayerischen Diözesen mit dem Ökostromanbieter Naturstrom. Gepaart mit einem wachsenden Umweltbewusstsein in der Kirche löste das eine erste Stromwechselwelle aus. Von März 2010 bis März 2011 stellten im Bistum rund 80 Kirchenstiftungen um und bezogen fast eine Million Kilowattstunden (kWh) Ökostrom.

Klimaoffensive

Bei der Verhandlung des Rahmenvertrags, der alle zwei bis drei Jahre erneuert wird, sitzen Umwelt- und Wirtschaftsfachleute an einem Tisch. „Wir versuchen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit in ein gutes Angebot für die Pfarreien zu bringen“, erklärt die Nachhaltigkeitsreferentin der Diözese Eichstätt, Lisa Amon. Dadurch würde sichergestellt, dass „echte“ Ökostrom bezogen wird, der mit dem „Grüne Strom Label“ zertifiziert ist und damit unteren anderem den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützt. Weitere Argumente lieferten die Atomkatastrophe 2011 in Japan, die Klimaoffensive der Diözese (2013 gestartet), die Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus (2015) und die Energiekrise in Folge des Krieges in der Ukraine ab 2022. Inzwischen hat mehr als die Hälfte der rund 480 Kirchenstiftungen im Bistum, welche die 271 Pfarreien und ihre Einrichtungen verwalten, auf grünen Strom umgestellt. Ende 2024 gab es im Bistum Eichstätt bereits 812 Abnahmestellen (Stromzähler) von Naturstrom mit einem Verbrauch von rund 3,2 Millionen Kilowattstunden. Ende 2023 waren es noch 726 Abnahmestellen, die knapp 2,3 Millionen kWh grünen Strom bezogen. Eine Kirchenstiftung kann mehrere Stromabnahmestellen haben.

In ihren eigenen Einrichtungen, wie Tagungshäuser, Schulen, gemeinnützigen Kindertageseinrichtungen (Kitas gGmbH) setzt die Diözese auch auf erneuerbaren Energien. Bereits seit 2004 betreibt das Jugendtagungshaus Schloss Pfünz ein eigenes Holzhackschnitzelheizwerk, mit dem es seinen Primärenergiebedarf für Heizung und Warmwasser fast komplett deckt. Das Bischöfliche Ordinariat, die Verwaltungszentrale der Diözese, bezieht über die Stadtwerke Eichstätt ausschließlich nach „Grüner Strom Label“ zertifizierten Ökostrom. Das Priesterseminar in Eichstätt ist an das mit Hackschnitzeln betriebene Biomasseheizwerk der Stadt angeschlossen.

Klimafreundliche Pfarrei

Durch die Klimaoffensive des Bistums, die Bildungsmaßnahmen, Beratung und Förderung umfasst, gewinnt der Klimaschutz zunehmend an Gewicht in der Kirche vor Ort. Eine Pfarrei, die konsequent auf erneuerbare Energien setzt, ist St. Vitus in Illschwang. Und das hat sie vor allem dem Engagement von Peter Falk zu verdanken. Der Kirchenpfleger war vor 23 Jahren einer der ersten Bewohner der rund 2000-Seelen-Gemeinde in der Oberpfalz, der eine Photovoltaikanlage auf mehrere Nebengebäude seines Anwesens installierte. Vor zwölf Jahren überzeugte er die Verantwortlichen in der Pfarrei, das gleiche auf dem Dach des katholischen Kindergartens zu tun. Damit war der Anfang gemacht: Eine weitere Photovoltaikanlage und eine Hackschnitzelheizung wurden installiert. Per Fernwärme versorgt letztere mit rund 300 Megawatt die Kindergartengebäude, den Pfarrhof und das Pfarrzentrum sowie fünf Privathaushalte. Nur die Kirche ist aus technischen Gründen nicht angeschlossen – sie ist auch eine Besonderheit. Evangelische und katholische Christinnen und Christen nutzen das Gotteshaus gemeinsam, es ist ein sogenanntes „Simultaneum“.

Mit weiteren Neuerungen ging die Pfarrei Illschwang 2018 und 2021 noch einen Schritt weiter. Sie schaffte Batteriespeicher an, um Sonnenenergie für den Eigenbedarf zurückzuhalten, anstatt sie nur ins Netz einzuspeisen. Die Speicher werden vor allem für die Pumpen der Hackschnitzelheizanlage benötigt, die die Wärme in die Gebäude schicken. So kann der Bedarf aus dem Stromnetz extrem heruntergeschraubt werden: Von 16.000 Kilowattstunden auf rund 5.000 kWh pro Jahr, die als Ökostrom von den Stadtwerken Amberg bezogen werden. Gleichzeitig liefert die Photovoltaikanlage auf dem Kindergarten bis zu 29.000 Kilowattstunden im Jahr. Hinzu kommen noch zwei Photovoltaikanlagen auf der Heizzentrale der Hackschnitzelheizung. Sie produzieren bis zu 16.000 kWh.

Klimaschutz und Christsein gehören zusammen

„Klimafreundlich ist die Pfarrei Illschwang auf jeden Fall“, sagt Peter Falk. Ob sie klimaneutral ist, sei noch nicht unabhängig geprüft. „Fakt ist jedoch, dass wir jährlich mehr Strom durch die Photovoltaikanlagen produzieren, als wir verbrauchen“, sagt Falk. Zudem kommt die Biomasse für die Holzhackschnitzelheizung von Waldbauern aus der Region, „wodurch hier auch umweltbewusst auf lange Lieferstrecken verzichtet wird“. Für Pfarrer Johannes Arweck gehören Klimaschutz und Christsein zusammen: „Als Kirche haben wir Vorbildfunktion, auch in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Wenn wir hier in unserem kleinen Bereich dazu beitragen können, dass es umweltfreundlicher läuft auf der Welt, dann wollen wir gerne unseren Anteil mit einbringen“.

Kirchenpfleger Peter Falk ist von der Idee der Nachhaltigkeit überzeugt: „Diese Investitionen würde ich für unsere Pfarrei jederzeit wieder in der gleichen Form tätigen.“ Die Diözese Eichstätt habe der Pfarrei dabei geholfen. „Durch die Unterstützung der Diözese waren die Projekte überhaupt erst möglich. Sie übernahm Bürgschaften bei den Banken, um die Finanzierung zu sichern“, erklärt Falk. Die Projekte haben sich auch finanziell für die Pfarrei gelohnt. „Sie sind abbezahlt, senken die Energieausgaben, stärken die Einnahmen durch Verkauf von Strom und Wärme und somit auch den Haushalt der Pfarrkirchenstiftung“, so Falk.

Mehr tun statt reden

Dass die Investition in saubere Energie nicht nur gut für das Klima ist, sondern auch für die Kirchenkasse bestätigen andere Pfarreien, die diesen Weg gehen. Dabei kann auch der Schulterschluss mit den Ortsgemeinden hilfreich sein. Die Pfarrei Nassenfels im Landkreis Eichstätt zum Beispiel nutzt seit vielen Jahren Ökostrom in ihren Gebäuden und hat Photovoltaikanlagen auf der Bücherei und dem Pfarrhaus installiert. Zusätzlich ist sie an das Fernwärmenetz der Gemeinde angeschlossen, dass mit einem Holzhackschnitzelheizwerk betrieben wird. „Wir setzen uns für die Schöpfung ein und wollen sie bewahren“, sagt Pfarrer Slawomir Gluchowski. Bei bestimmten Projekte sei es sinnvoll, mit der politischen Gemeinde zusammenzuarbeiten: „Wir reden miteinander und suchen gute Lösungen.“

Das, was in Illschwang oder Nassenfels möglich ist, kann andere Gemeinden inspirieren. Und zeigt zugleich auch: „Dass die Politik schon viel früher das Thema Umwelt angehen hätte können und auch müssen, steht wohl außer Frage, wenn das privat vor 20 Jahren auch schon Thema war“, sagt Kirchenpfleger Falk. Für ihn sei es ein „Trauerspiel der Politik, dass sie es nicht schafft, egal welche Regierungspartei vorne dransteht, eine planungssichere und gradlinige Haltung zu diesem Thema zu verfolgen.“ Das sollte nicht nur ein Wahlkampfthema sein, das anschließend wieder vergessen wird. Falk meint: „Es sollte weniger Energie in Gesprochenes oder fadenscheinige Statistiken gesteckt werden. Stattdessen mehr in effizientes Handeln, um wirklich etwas zu bewegen.“

Text: Geraldo Hoffman

Internationale Tag der sauberen Energie

Am 26. Januar wird der von Vereinten Nationen eingeführten Internationale Tag der sauberen Energie begangen. Dieser Tag, der mit der Gründung der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) zusammenfällt, ruft zu einem gerechten und inklusiven Übergang zu sauberer Energieerzeugung auf – zum Wohl der Menschen und des Planeten. Saubere Energie ist zentral für die Herausforderungen des Klimawandels und der sozioökonomischen Entwicklung, besonders in Regionen ohne Zugang zu zuverlässigen Energiequellen. Trotz Verbesserungen sind die Länder der Welt noch weit davon entfernt, das UN-Entwicklungsziel (SDG 7) zu erreichen, das bis 2030 nachhaltige und moderne Energie für alle anstrebt. Der Internationale Tag der sauberen Energie betont die Dringlichkeit, von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare, umweltfreundliche Energiequellen umzusteigen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und globale Energiegerechtigkeit zu fördern.