Wetten, dass diese Gaben Freude machen?
Ingolstadt/Neumarkt - Welche Farbe hat die „staade Zeit“? Rot wie schimmernde Kerzen? Grün wie duftende Tannenzweige? Oder Lila, gemäß der Liturgie? Wer dieser Tage in Innenstädten unterwegs war oder Fernsehwerbung schaute, der erlebte am ersten Adventswochenende schwarz als dominierende Farbe: Der „Black Friday“ lockte rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft mit Megarabatten und Riesenauswahl, die Transportlogistik rollt gerade auf Hochtouren. Aber müssen eigentlich immer gekaufte Geschenke auf dem Gabentisch liegen, geht es nicht nachhaltiger und persönlicher? Freude bereitet man auch mit einem Klassiker wie selbstgestrickten Socken oder mit einem liebevoll verpackten Sortiment selbstgemachter Pralinen. Wer sich das nicht zutraut, kann auch in Gemeinschaft Rezepte ausprobieren oder stricken.
„Alles, was man essen kann“
Zartschmelzende Versuchung hat ihren Preis, das zeigt sich beim Kauf handgefertigter Pralinen in der Konditorei. Schließlich erfordert die Herstellung der kleinen Kostbarkeiten viele Arbeitsschritte. Es einmal selbst auszuprobieren, dazu gab jetzt ein Pralinenkurs des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), Zweigverein Ingolstadt-Gerolfing, Gelegenheit. „Vor etwa zehn Jahren haben wir das schon einmal angeboten“, erinnert sich Sonja Speth, die Schatzmeisterin des Zweigvereins: „Es war ein schöner Abend und ich hatte am Ende ein schönes Geschenk“. Diesmal nahm sie auch ihre 20-jährige Tochter mit zu dem Kurs, der von Franziska Schaule geleitet wurde. Die Ingenieurin für Ernährung und Versorgungsmanagement und Ernährungsberaterin arbeitet seit einem Jahr beim VerbraucherServiceBayern. Dieser ist eine Einrichtung des KDFB und unterhält 15 Beratungsstellen in Bayern, eine davon in Ingolstadt. Unter anderem werden dort Kinderkochkurse angeboten. Für den Kursabend mit den Gerolfinger Frauen hatte Schaule rund ein halbes Dutzend „relativ einfacher“ Pralinenrezepte ausgesucht, die in der Schulküche der Beratungsstelle gemeinsam zubereitet wurden. Schmelzen, glasieren, wieder abkühlen – da vergingen drei, vier Stunden wie im Flug. Die Zahl der Teilnehmenden war auf zehn begrenzt worden, denn, „das ist auch so das Maximum, das in diese Küche mit ihren zwei Backöfen hineinpasst“, informiert Schaule. Am Ende des Abends wurden die süßen Erzeugnisse aufgeteilt und ergaben für alle Beteiligten ein buntes Sortiment: Mit Klassikern wie Marzipan- und Nougatpralinen oder Eiskonfekt, aber auch einem Rezept mit gezuckerter Kondensmilch, Karamelsirup, Erdnüssen und Butterkeksen. Auch sie selbst verschenke gerne „alles, was man essen oder verbrauchen kann“, gibt die Ernährungsexpertin Auskunft. Ob Marmelade, ein pikanter Aufstrich oder eine handgemachte Seife - es sei „der immaterielle Wert, der Zeitaufwand“, der ein solches Geschenk zu etwas Besonderem mache. Wie geschätzt Selbstgemachtes heutzutage ist, merkt KDFB-Frau Sonja Speth auch jedes Jahr, wenn ihr Verein beim „kulinarischen Adventsmarkt“ Plätzchen verkauft: Mehr als 100 buntgemischte Teller „gehen dann ruckizucki weg."
Kreativ und gesellig
„Bei mir wurden die Socken früher nicht so richtig schön“, meint Anna Bogner aus Pölling (Pfarrverband Neumarkt-West). Aber versierte Strickerinnen gaben ihr Tipps, „und seither klappt’s“. Bogner gehört zu den Gründungsmitgliedern der Patchwork- und Handarbeitsgruppe, die sich schon seit 2008 an jedem dritten Mittwochabend im Monat im Pöllinger Pfarrheim Charité trifft. Anders als in Strickkreisen, in denen zur Unterstützung von Missionsstationen fleißig die Nadeln klappern und zumeist wärmende Decken gestrickt werden, steht bei der Pöllinger Gruppe neben der Geselligkeit vor allem das Ausleben von Kreativität auf dem Programm. Die vier Frauen, die den Treff im Pfarrheim einführten, waren zuvor in einer Patchwork-Gruppe in Neumarkt aktiv. Dieser Nähtechnik, bei der kleine Stoffstücke zu komplizierten Mustern zusammengefügt werden, geht Anna Bogner noch immer gern nach. Ihren Korb mit den Patchwork-Utensilien nehme sie sogar in den Urlaub mit, erzählt die 61-Jährige, die die meisten Nähte mit der Hand stichelt. Wenn sie nicht gerade, so wie einige weitere Mitglieder des Treffs, am Spinnrad sitzt. „Eine Frau aus unserem Kreis verspinnt und verstrickt Hundehaare“, erzählt sie: „Wir haben Klöpplerinnen, Filzerinnen, Schafwollspinnerinnen“. Eine andere Teilnehmerin häkelt Tierfiguren aus Wolle. Und es gibt Abende, an denen Oster-, Herbst- oder Weihnachtsdeko-Ideen umgesetzt werden und die ganze Gruppe einträchtig bastelt. Gemeinsam überlegt man auch, wie sich Geschenke nachhaltig und zugleich liebevoll verpacken lassen, zum Beispiel in einem schön gemusterten Geschirrtuch.
Die Gruppe, das sind derzeit zwölf Aktive zwischen 55 und 73 Jahren. Eine reine Frauenrunde, die meist etwa vier Stunden miteinander Sitzweil hält und „in der auch viel gelacht wird“, wie Bogner verrät. Rezepte werden ausgetauscht, Buchtipps gegeben. In den Sommerferien, wenn das Pfarrheim Charité geschlossen ist, werden Stricknadeln und Spinnrad an anderer Stelle ausgepackt: „Dann treffen wir uns öfters in einer Blockhütte auf dem Neumarkter Landesgartenschau-Gelände“, erzählt Bogner. Aktuell aber freuen sich die Frauen, die auch über eine WhatsApp-Gruppe Kontakt halten, auf Ihre kleine Weihnachtsfeier mit selbst mitgebrachten Leckereien. Ganz nach der Devise: „Nicht nur volle Pulle stricken, sondern auch Gemeinschaft genießen“.
Gabi Gess für [inne]halten – Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt