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20.12.2021

Mit klarem Blick ins neue Jahr: Gedanken zum Hochfest "Erscheinung des Herrn"

Foto: pixabay

Der „Stern von Betlehem“ gehört zu den bekanntesten Symbolen der Weihnacht. Sein Ursprung liegt im Bericht von den Weisen aus dem Morgenland, wo ohne nähere Erläuterung ein Stern erwähnt wird. Die bekannte charakteristische Form mit dem Schweif dürfte später der italienische Maler Giotto geprägt haben. Er sollte in Padua eine Kapelle ausmalen. Vor Jahren hatte der Künstler am Himmel einen außergewöhnlichen Stern wahrgenommen. Der findet jetzt auf einem seiner Bilder Platz, genau über der Krippe, während unten drei Männer dem Jesuskind ihre Geschenke bringen. Was Giotto gesehen hatte, war der Halleysche Komet, den im Durchschnitt jeder Mensch einmal in seinem Leben beobachten kann.

Nicht nur Maler beschäftigten sich mit der unbekannten Himmelserscheinung. Auch Astronomen – und Zeitungsleser – waren und sind vom Bericht des Evangelisten Matthäus fasziniert und begierig zu ergründen, ob es so einen Stern wirklich gegeben hat, ob sich der biblische Autor bildlicher Sprache bediente oder ob er gar nur seine blühende Phantasie in Worte fasste.

Der Evangelist selber geizt mit Informationen. Von einem Stern mit Schweif jedenfalls sagt er nichts. Indes kann die Sternkunde nachweisen, dass es zur Zeit der Geburt Jesu auffällige Konstellationen von Venus, Mars und den größten Planeten unseres Sonnensystems gegeben hat: Jupiter und Saturn kamen sich so nahe, dass sie wie ein einziger heller Stern erschienen.

Von der Erde aus gesehen wanderten sie mal vorwärts, mal rückwärts und trafen in jenem Jahr gleich dreimal zusammen. Kein Wunder, dass das weisen Sterndeutern auffallen musste. Vieles ist nun über den leuchtenden Stern gesagt. Dabei ist er gar nicht die Hauptsache! Der Messias ist geboren. Gott ist in die Welt gekommen, und jener Stern wollte nur auf ihn hinweisen. Mehr nicht. Kann es aber sein, dass das Leben manchmal gerade so läuft?

Ablenkung vom Wesentlichen, Banalitäten binden unsere Kraft, von einem Brief interessiert die Zusammensetzung der verwendeten Tinte mehr als der Inhalt, Nebensächlichkeiten drängeln sich in den Vordergrund und fordern größeren Raum als sie verdienen? Da ließe sich glatt noch ein Vorsatz fürs neue Jahr finden.

Das Entscheidende liegt bisweilen nicht im Scheinwerferlicht, sondern unbemerkt daneben, und nicht jede Mücke muss zum Elefanten werden. Zum neuen Jahr wünsche ich deshalb einen aufmerksamen, klaren, gelassenen Blick für das, was wirklich zählt – im Leben, im Glauben, in den Werten, im Engagement füreinander. Und Gott, der Himmel, Erde und Sterne in Bewegung setzte, um bei uns Menschen sein zu können, segne uns und dieses Jahr 2022.

Pfarrer Roland Seger, Woffenbach/Pölling