Zum Inhalt springen
27.03.2020

Innehalten: Öffne Deine Sinne!

Foto: pixabay

Neumarkt (dbnm) - Dazu lädt in einem Gastbeitrag Diakon Klaus Eifler ein. Er ist Geschäfstführer des Evangelischen Bildungswerkes Neumarkt und enger Kooperationspartner unseres Dekanatsbüros.

Vieles ist eingeschränkt in diesen Tagen. Davon wissen wir alle. Ich möchte heute von etwas anderem erzählen. Von einem Erlebnis, das mich frei und weit gemacht hat. Als jemand, der im Süden von Neumarkt wohnt, habe ich es nicht weit auf den Maria-Hilf-Berg, der sich über unserer schönen Stadt erhebt. Oft bin ich schon hinaufgegangen.

Am letzten Sonntag, den 22. März, war es wiedermal soweit. Die Sonne zeigte sich im Osten wunderschön gelb und klar, die Luft war weich, seidig und eiskalt. Das gefällt mir, denn ich möchte bei diesen Gängen so viel von der Natur wie möglich spüren. Und die Kälte zwickt zwar ohne Handschuhe ein bisschen in den Händen,  sie ist aber intensiv und gehört genauso dazu wie das wunderschöne Morgenlicht!
Wenn ich dann an der Sternwarte und dem Pfadfinderzentrum sowie dem großen Kreuz am Waldrand vorbeigehe, steuere ich die Wallfahrtskirche ein paar Meter tiefer an. Dann werden, Schritt für Schritt, immer weitere Teile von unserem Städtchen sichtbar.

Diesen Ausblick genieße ich jedes Mal einige Minuten lang. Und mir sind die (hier oben sehr leisen) Motorengeräusche vertraut, wenn dort unten irgendwo der Mülllaster seine Arbeit tut. Manchmal kommen auch Autos hier hoch und fahren direkt an die Kirche. Und ich kann es hier besonders gut anfühlen, ob es nebelig ist oder ob es regnet oder gar schneit.

An diesem 22. März um 7 Uhr war alles anders. Natürlich – es war Sonntag – kein Mülllaster. Aber es war überhaupt sehr ruhig in der Stadt! Kein gewohntes, leises Grundrauschen – nichts. Es dauerte eine Zeitlang, ehe mir dies bewusst wurde. Und dann der Blick zum Himmel. Kein Kondensstreifen – nichts. Kein Flugzeug, kein Fluggeräusch. Nur hellblauer, makelloser Himmel. Langsam bekam ich ein ganz sonderbares, ja feierliches Gefühl. Ich fühlte mich irgendwie hineingehoben in eine etwas andere Welt.  Was ich hörte, waren die Vögel und das Rauschen, das Pfeifen des Windes in den blattlosen Buchen. Sonst nichts. Lange 10 Minuten lehnte ich mich an den metallenen Handlauf und lauschte. Die Vögel hörte ich zwitschern und den Wind durch die Buchenbäume rauschen. Es war erhebend.

Da wird mir klar: Diese Epidemie ist für unsere Umwelt, für Gottes Schöpfung, auch eine Verschnaufpause. Doch werden wir sie automatisch beenden, wenn das Normale (hoffentlich bald) wieder Raum greift?  Alles hat zwei Seiten. Denn wo Schatten ist, muss auch Licht sein. Nimm es wahr! Öffne deine Sinne für alles, was dich umgibt.

Ihr Diakon Klaus Eifler, Evangelisches Bildungswerk Neumarkt

 

In der Reihe "INNE HALTEN" wurden zuletzt veröffentlicht:

26.3.2020 - INNE HALTEN - "Kommunionhelfer gebraucht?!" von Christian Schrödl

19.3.2020 - INNE HALTEN - Christian Schrödl zum Josefstag