Neumarkter Pfarreien vor einschneidenden Veränderungen
Im Stadtgebiet von Neumarkt wird sich die katholische Kirche in den nächsten Jahren stark weiter entwickeln. Die sechs Pfarrgemeinden werden künftig näher zusammenrücken und ihre Kooperation intensivieren. Bei einem gemeinsamen Projekttag überlegten sich nun Gremien- und Verbandsvertreter, auf welche Themen man sich dabei besonders konzentrieren will.
Künftig wird es für die gesamte Stadt Neumarkt einen gemeinsamen Pfarrverband geben. Er wird die drei bisherigen Pastoralräume Münsterpfarrei St. Johannes, Hofkirche-Heilig Kreuz-Pelchenhofen und Neumarkt-West umfassen, in denen die sechs Pfarreien bisher zusammengefasst sind. Dies bedeutet, dass es für das Stadtgebiet dann nur noch einen gemeinsamen leitenden Pfarrer, ein Pastoralteam und eine zentrale Verwaltung geben wird. Dekan Stefan Wingen, derzeit Sprecher der katholischen Kirche in Neumarkt, stellte die Entscheidungen der Bistumsleitung zur Weiterentwicklung im Stadtgebiet beim Projekttag der verschiedenen Neumarkter Pfarrgemeinden vor. Dieses Ziel wird in Etappen angestrebt: Eine erste Wegmarke in den kommenden Jahren wird der Eintritt von Stadtpfarrer Norbert Winner in den Ruhestand voraussichtlich 2026 sein. Dekan Stefan Wingen wird dann zusätzlich zu seinen bisherigen Pfarreien Hofkirche, Heilig Kreuz und Pelchenhofen auch die Leitung der Pfarrei St. Johannes übernehmen. Es gilt in den kommenden Jahren, die Teams, Gremien und Verwaltungen aus vier Pfarreien zusammenzuführen. Auch auf die beiden Pfareien im Pastoralraum Neumarkt-West, also Pölling und Woffenbach, wird dies in einem weiteren Schritt zulaufen.
Der Zukunftsprozess
Bereits 2022 wurde für die anstehenden Veränderungen durch das Bistum Eichstätt Eichstätt ein Projekt initiiert, das einen „Zukunftsprozess“ für die katholische Kirche in Neumarkt organisieren und begleiten soll. Die Leitung des Projekts übernahm Dekanatsreferent Christian Schrödl. Aufgabe ist es nun, die Zusammenarbeit auf Stadtebene zu intensivieren und gemeinsam bis Ende 2025 einen „Zukunftsplan für die katholische Kirche Neumarkt“ zu entwickeln. Der Prozess sei inzwischen, so Dekan Wingen vor den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern beim Projekttag, „klar und unumkehrbar“ geworden. Nun müssten „alle Ressourcen und Energien dafür genutzt werden, das innere Zusammenwachsen zu stärken“. Er appellierte an die anwesenden Vertreter der Pfarreien und katholischen Verbände, „dass wir gemeinsam stadtweit einstehen für Jesus Christus, den Glauben und die Kirche“. Dabei soll es nicht um eine bloße Zentralisierung des kirchlichen Lebens gehen. Vielmehr sollen die Besonderheiten und Traditionen in den Kirchorten berücksichtigt und aktives Christ-Sein in den Stadtteilen ermöglicht werden. Dies hatte bereits im vergangenen Jahr eine eigens geschaffene Projektgruppe mit Mitgliedern aus allen sechs Neumarkter Pfarreien beschlossen. Stadtpfarrer Winner hob außerdem besonders hervor, dass viele Neumarkter sich jetzt schon über Pfarrgrenzen hinaus kirchlich verwurzelt fühlen und engagieren.
Chancen und Herausforderungen
Beim Projekttag im Neumarkter Johanneszentrum ging es den teilnehmenden Vertretern der Pastoralteams, Pfarrgemeinderäte, Kirchenverwaltungen und Verbände um Vertrauensbildung und gegenseitiges Kennenlernen sowie um das Schaffen einer positiven Gesprächs- und Arbeitsatmosphäre. Die Haupt- und Ehrenamtlichen waren sich einig: „Im Prozess des Zusammenwachsens liegen auch viele Chancen.“ Genannt wurden dabei eine bessere Außenwirkung, die stärkere Gemeinschaftserfahrung oder auch eine bessere Erreichbarkeit von Pfarrbüros. Dabei wurde immer wieder festgestellt, dass man im Stadtgebiet Neumarkt auf eine gemeinsame Vergangenheit und Tradition zurückblicken könne. Die Neumarkter Hofkriche etwa wurde erst 1947 zur Pfarrkirche erhoben, Woffenbach wurde 1970 und Heilig Kreuz 1985 zur eigenständigen Pfarrei. Die Verbände KAB, KDFB und Kolping haben Mitglieder aus dem gesamten Stadtgebiet. Dennoch sollten auch die zur Sprache gebrachten Ängste ernst genommen werden. So gebe es Befürchtungen, „dass das kirchliche Leben in den Ortsteilen zum Erliegen kommt“ oder „ältere Menschen abgehängt“ werden könnten.
Ideen für die Zukunft
Die Gremien- und Verbandsvertreter wünschten sich, dass die katholische Kirche in Neumarkt künftig sowohl Impulsgeber für den einzelnen und die Gesellschaft als auch ein Ort der Ruhe und des Halts sein solle. Man möchte eine „bunte Gemeinschaft“ mit „offenen Ohren und offenen Türen“ sein und „mit tätiger Nächstenliebe Licht in das Dunkel der Menschen bringen“, waren sich die Haupt- und Ehrenamtlichen einig. Ein gemeinsamer pastoraler Raum können auch eine Chance sein, für mehr Wachstum und Lebendigkeit im Glauben zu sorgen. Im Projekt möchte man daher an einer „niederschwelligen Seelsorge“ und unkomplizierten Gesprächsangeboten arbeiten. Es soll auch darüber weitergedacht werden, welche Angebote für ältere und einsame Menschen, aber auch für Menschen mit Einschränkungen und sozialen Problemen passend sein könnten. Die im Projekt bereits begonnene Vernetzung im Bereich der Kinder- und Familienpastoral will man intensivieren. Und auch im Bereich der Jugendarbeit müsse nach neuen Chancen sowie Möglichkeiten der Vernetzung geschaut werden. Viele Teilnehmer gaben am Ende des Projekttags an, „motiviert“ oder „mit einem guten Gefühl“ nach Hause zu gehen. Projektleiter Christian Schrödl und die Projektgruppe wollen nun mit weiteren Vernetzungstreffen und Untergruppen für die Weiterarbeit an den genannten Themen sorgen. Der inzwischen regelmäßig erscheinende Stadtkirchenbrief, das Magazin „Herbergssuche“ zur Advents- und Weihnachtszeit oder ein gemeinsamer Kinderkirchen-Flyer sind schon erste Ergebnisse der Projektarbeit.