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24.06.2020

Jahresabschluss 2019: Sorgenvoller Blick in die Zukunft, trotz positiver Bilanz

Foto: Bernhard Riedl, in: pfarrbriefservice.de

Eichstätt (pde) – In seiner dritten testierten Bilanz nach Handelsgesetzbuch (HGB) kann das Bistum Eichstätt für das Jahr 2019 ein positives Jahresergebnis von 1,6 Millionen Euro vorweisen, plant jedoch für das aktuelle Jahr mit deutlichen finanziellen Einschnitten.

„Wir haben schon vor der Coronapandemie mit einer sehr schwierigen Haushaltslage gerechnet, die dadurch noch massiv verschärft wird. Um das voraussichtliche Defizit zu verringern, hatten wir daher im Planungsprozess bereits zahlreiche Einsparungen berücksichtigt. Diese Maßnahmen haben wir angesichts der Coronakrise nochmal erweitert, müssen aber in Zukunft trotzdem noch viel stärker klare inhaltliche Prioritäten setzen“, so Finanzdirektor Florian Bohn.

Das Bistum Eichstätt weist in seinem Jahresabschluss für das Jahr 2019 eine Bilanzsumme von 583,3 Millionen Euro und eine Eigenkapitalquote von 67,9 Prozent aus. Die Einnahmen belaufen sich auf 189,2 Millionen Euro. Rund zwei Drittel davon machen Kirchensteuermittel mit 126,1 Millionen Euro aus. Diese fallen damit um etwa 9,5 Millionen Euro höher aus als im Jahr 2018. Dieser Anstieg ist vor allem auf den Kirchenlohnsteuerausgleich zurückzuführen, dem sogenannten Clearing-Verfahren, das notwendig ist, wenn ein Kirchenmitglied nicht in dem Bistum arbeitet, in dem es wohnt.

Aufwendungen verzeichnet die Diözese in Höhe von 236,3 Millionen Euro und damit einen Anstieg von rund 60,5 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2018. Das Bistum hat dabei Mehrerträge genutzt, um mit 116,1 Millionen Euro mehr als das Doppelte als geplant an Zuschüssen zu gewähren. Mit 7,3 Millionen Euro unterstützt die Diözese die Katholische Kitas Franken gGmbH, in der sich 22 kirchliche Kindertagesstätten in den Dekanaten Roth-Schwabach und Nürnberg-Süd zusammengeschlossen haben.

Ein Großteil der Zuschüsse der Diözese kommt ihrer Emeritenanstalt zugute, die für die Ruhestandsversorgung von Geistlichen im Bistum zuständig ist. Um die aktuell errechneten Pensionsansprüche der Priester zu sichern und künftige Belastungen zu verringern, hat das Bistum die Emeritenanstalt mit rund 70 Millionen Euro bezuschusst.

Die Mehrerträge, die sich in erhöhten Zuschüssen der Diözese widerspiegeln, resultieren im Wesentlichen aus der Neuaufstellung der Vermögensanlagen nach den überarbeiteten Anlagerichtlinien der Diözese und der damit verbundenen Hebung von stillen Reserven bei der Umschichtung in neue Anlageformen. Die Neugestaltung der Anlagerichtlinien und vor allem die externe Überprüfung ihrer Anwendung sind weitere wichtige Schritte, die das Bistum Eichstätt in seiner Transparenzoffensive 2019 gegangen ist. Mit den neuen Anlagerichtlinien hat die Diözese überprüfbare Vorgaben geschaffen, um ihr Vermögen nach ethischen, sozialen und umweltbezogenen Kriterien zu investieren. Das Bistum Eichstätt lässt die von externen Dienstleistern verwalteten Investments künftig jährlich auf dieser verbindlichen Grundlage prüfen. Für das Jahr 2019 hat die Diözese seit der Einführung der Richtlinien eine externe Zertifizierung erhalten, die die Einhaltung der Vorgaben bestätigt.

Mit Blick auf die bereits 2017 in der Bilanz wertbereinigten Darlehen an US-amerikanische Projektgesellschaften in der Immobilienentwicklung hat die Bischöfliche Finanzkammer durch intensive Verhandlungen 4,3 Millionen US-Dollar im Jahr 2019 zurückerhalten. Diese Summe schlägt für den Jahresabschluss positiv zu Buche. Weiterhin konnten die Verantwortlichen im Frühjahr dieses Jahres eine Einigung mit einem der beiden Immobilienentwickler bezüglich seiner Darlehen erreichen, die nochmals rund 6,0 Millionen US-Dollar als Rückzahlung zur Folge hatten. Somit entsteht der Diözese aus diesem Teil der Investments – dank eines vorteilhaften Wechselkurses – in Euro betrachtet kein finanzieller Schaden. Insgesamt hat das Bistum bisher von 60 Millionen US-Dollar an ausgegebenen Darlehen rund 18 Millionen US-Dollar zurückerhalten.

Während das Bistum Eichstätt bisher mit soliden Einnahmen wirtschaften konnte, erwartet die Diözese im Jahr 2020 eine deutlich schwierigere Haushaltslage als 2019. Das voraussichtliche Defizit liegt in sinkenden Kirchensteuereinnahmen begründet und wird durch die Coronakrise und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen noch deutlich verstärkt. Mit der Überarbeitung des aktuellen Wirtschaftsplans für das Jahr 2020, der Einschränkung des Bau-Etats und einem Einstellungsstopp begegnet die Diözese diesen schwierigen finanziellen Prognosen. Das Bistum Eichstätt arbeitet weiter daran, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen und vorausschauend zu planen, um als Kirche weiterhin Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen zu können.

Wie im vergangenen Jahr haben auch acht weitere diözesane Rechtsträger einen Jahresabschluss für große Kapitalgesellschaften und damit nach den strengsten Standards des HGB vorgelegt. Das sind der Bischöfliche Stuhl und die Emeritenanstalt der Diözese Eichstätt, die Stiftung Karpos, die St. Willibald-Stiftung des Bischöflichen Stuhls Eichstätt mit der Stiftung Ingolstädter Messbund sowie das Domkapitel Eichstätt, die Stiftung zur Dotation des Bischöflichen Domkapitels Eichstätt, die Domkustoderiestiftung und das Bischöfliche Seminar St. Willibald Eichstätt. Damit schreibt das Bistum Eichstätt seine Selbstverpflichtung fort, volle finanzielle Transparenz herzustellen.

Der ausführliche Finanzbericht der Diözese und die der weiteren acht Rechtsträger im Bistum Eichstätt sind auf www.bistum-eichstaett.de/finanzberichte abrufbar.