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28.11.2022

Der Weg zum Pastoralkonzept: Eichstätter Kirchenzeitung berichtet

Foto: pixabay

Ende November ist man durch, sozusagen. Dann wird der letzte von insgesamt 54 Pastoralbesuchen „der Eichstätter“ stattgefunden haben. Seit Dezember vergangenen Jahres war ein wechselnd besetztes Besuchsteam „aus der Zentrale“, nach Möglichkeit an zwei bis drei Abenden in der Woche, unterwegs, um in den Pastoralräumen die Verantwortungsträger vor Ort über die Pastoralkonzeptentwicklung zu informieren und mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen. Corona sorgte auch hier für Verschiebungen und Verspätungen, gleich die erste Begegnung musste als Videokonferenz stattfinden.

„Gott schafft Neues“

„Zukunft entsteht beim Gehen“ – so lautete die Losung, die Bischof Gregor Maria Hanke Mitte dieses Jahres, etwa zur Halbzeit der Pastoralbesuche, in einem Brief an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum ausgab. Er lud darin zu einem „Perspektivenwechsel“ ein: „Nicht mehr auf das zu schauen, was früher – vielleicht vor der Pandemie – war und gewesen ist, sondern auf das zu achten, was Neues, Anderes, Unbekanntes und Fremdes passiert und immer wieder neu entstehen wird. Gott selbst schafft Neues. Nicht wir.“ Es gehe um einen „Antwortversuch auf die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft und das Wachstum von weiterer Vielfalt“. Die Bischofs-Botschaft war auch als Booster gedacht für all die Gremien, die sich nach den Pfarrgemeinderatswahlen in Bayern im Frühjahr allmählich neu konstituierten und jetzt an den Beratungen über das Pastoralkonzept ihrer Pfarrei oder ihres Pfarrverbands beteiligt werden sollten. Pastoralreferent Andreas Weiß, der Leiter der Abteilung „Pastorale Entwicklung“ im Bistum und Projektleiter Pastoralkonzepte, betonte: „Wir wünschen uns eine breite und vielfältige Beteiligung beim Gehen dieses Weges in den unterschiedlichen Verantwortungsgemeinschaften. Das Teilen der Freuden und Sorgen der Menschen kann dadurch neuen Raum gewinnen“.

Offen und Öffentlich

Zu breiter und vielfältiger Beteiligung sollten auch die Besuche in den Pfarrverbänden motivieren. Angesprochen waren jeweils die leitenden Pfarrer und ihr Pastoralteam, die Vorstände der Pfarrgemeinde- oder Kirchortsräte, die Kirchenpfleger und -pflegerinnen und gegebenenfalls weitere Mitglieder der Kirchenverwaltung. Hie und da kamen auch Mitarbeitende aus den Sekretariaten oder anderen Verwaltungsstellen der Pfarrei mit dazu. Der Ablauf eines Besuchs-Abends war weitestgehend gleich:

Nach der Begrüßung durch den Gastgeber, stellte das Besuchsteam – bestehend aus dem Generalvikar oder dem Amtschef des Ordinariats, einem Verantwortlichen aus dem Bereich „Pastorale Dienste“ sowie aus der Abteilung Kirchenstiftungen/Bau und Technische Dienste – sich und die Grundzüge der Pastoralkonzeptentwicklung vor. Sechs leitende Mitarbeiter wechselten sich hier ab. Ob der Verlauf der Treffen protokolliert wurde oder ob man seine Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit mitteilte, lag im Ermessen der Gastgeber. Manche sahen den Abend sozusagen als internes Forum, andere luden die Lokalpresse ein.

Kein Standard Konzept

Es gibt sie nicht, die Durchschnitts-Modellpfarrei – eine Binsenweisheit. Deswegen verlief keine der Begegnungen gleich und die Atmosphäre und der „Ertrag“ waren denkbar unterschiedlich. Eichstätt zählt, statistisch betrachtet, zu den kleinteilig strukturierten Bistümern, die meisten zu dieser Kategorie gehörenden Pfarreien haben zwischen 100 und 1.000 Seelen. Zwischen diesen Eckdaten liegen, bei genauer Betrachtung, wiederum Welten. Auch die Unterschiede zwischen fast ausschließlich katholischen Regionen und der Diaspora fallen im Bistum Eichstätt besonders markant aus. Es gibt folglich kein Standard-Rezept mit dem man ein Gespräch reibungslos gestalten könnte.

Was alle Gemeinden und Verbände teilen, ob ländlich oder urban, klein oder größer, arm oder reich, sind die Zukunftsprognosen angesichts der seit Jahren zu beobachtenden gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Kirche verliert: Bedeutung, Ansehen, Mitglieder und Mittel. Mit dieser unbequemen Wahrheit, die jeweils zu Beginn des Abends in Erinnerung gerufen wurde, und dem resultierenden Veränderungsdruck, gehen nicht alle gleich gelassen um. Ebenso wie die Klage über die allgemeine Lage der Kirche, ihre Krisen und Skandale, nahm die Debatte über die besonderen diözesanen Verhältnisse nicht selten großen Raum ein. Das reichte vom allgemeinen Vorwurf über verfehlte oder gänzlich fehlende Kommunikation bis hin zu konkreten, zum Teil lange unaufgearbeiteten Konfliktfällen.

Ein Großteil der Aussprache an den zwischen einer und drei Stunden dauernden Abenden musste oft dafür verwendet werden, Vorurteile über den Pastoralplanungsprozess auszuräumen. Immer wieder wurde die Sorge laut, man werde „von Eichstätt über den Tisch gezogen“, bekomme „etwas aufgedrückt“, das man zu übernehmen habe. Misstrauen und Abwehr auch bei wirtschaftlichen Fragen, die im Zusammenhang mit dem Immobilienkonzept als Teil des Pastoralkonzepts auftauchten. Hier zeigten sich Verlustängste, Sorge um eine nicht nachvollziehbare Verteilungspolitik in Zeiten klammer Kassen, und der verständliche Wunsch nach Besitzstandswahrung. Manchmal hätte es mehr Zeit gebraucht, das Fragen und Klagen über die vermeintlich falsche Kirchenpolitik, im Großen wie im Kleinen, aufzugreifen, einzuordnen und zu beantworten.

Perspektive verändert

Als Erfolg erlebte es das Besuchsteam, wenn der Blick auf das Projekt Pastoralprozess verändert werden konnte: weg vom Verdacht, per Anordnung zur Rechenschaft gezwungen, kontrolliert, und testiert zu werden, hin zur Erkenntnis, dass die Pfarrverbände ihre Konzepte nicht für „die da oben“, sondern für sich selbst und zu ihrem eigenen Besten machen. Es gehe darum, sich vor Ort selbst zu befragen: Was wollen wir? Was brauchen wir? Was haben wir zur Verfügung? Was können wir investieren? Was soll sich ändern? Ganz nebenbei versichere man sich so auch wieder des Potentials, das der Pfarrverband und seine Mitarbeiter hätten, und finde Möglichkeiten es neu und gewinnbringend einzusetzen.

Die Botschaft des Abends war klar: Bei der Erstellung der Pastoralkonzepte geht es nicht darum, auf Biegen und Brechen den Status quo zu erhalten und die kommenden Herausforderungen mit möglichst wenig Blessuren zu überstehen. Es geht darum, lebendig zu bleiben!

Hilfreich und wertvoll

Wie geht es jetzt weiter? In Eichstätt will man zeitnah in Reflexionsgesprächen die Ergebnisse der einjährigen Besuchsphase zusammentragen und bewerten. Bis Ende des Jahres 2024 sollen dann sämtliche Pastoralraumkonzepte beschlossen sein und nach Veröffentlichung in die Umsetzungsphase eintreten.

Für Ordinariatsrat Thomas Schrollinger steht schon nach dem Besuchsjahr fest: „Der Kontakt war sowohl für die Verantwortlichen vor Ort als auch für die Vertreter des Bistums hilfreich und wertvoll“. Die Besuche hätten dazu beigetragen, „das ‚Gegenüber‘ abzubauen, zugunsten eines stärkeren gemeinsamen Miteinanders“.

Trotz dieser positiven Zwischenbilanz dürfte allen Beteiligten klar sein, dass hier lediglich ein Etappenziel erreicht wurde. Zur Wahrheit gehört auch, dass bis dato noch nicht einmal die Hälfte der besuchten Pastoralräume den Prozess begonnen hat und man hier naturgemäß auch unterschiedlich weit vorangekommen ist. Außerdem haben sich noch nicht alle der insgesamt 74 Pastoralräume für einen

Besuch entschieden. Möglicherweise wird der Gesprächsfaden zu „noch fehlenden Pastoralräumen“ wieder aufgenommen, so Schrollinger. Die fast unisono vorgebrachte Forderung aus den Gemeinden, man benötige externe Begleitung im Prozess, die über Einmal-Impulse hinausgehe, zeigt, dass man in Eichstätt das Knowhow und die Manpower, die die diözesanen Fachreferate und Dienststellen zweifelsfrei zu bieten haben, noch besser wird bündeln müssen. Bleibender Auftrag wird es sein, immer wieder Vertrauen zu schaffen und Ermutigung zu geben. Dass ist auch die Absicht des Hirtenworts von Bischof Gregor Maria Hanke zum Thema, das am Christkönigssonntag veröffentlicht und in den Gottesdiensten verlesen wird.

Michael Heberling, Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt


Zum Thema: Passgenaue Unterstützung

Hilfe beim Erstellen des Pastoralkonzepts bietet das ausführliche Angebot auf der Homepage des Bistums (www.bistum-eichstaett.de/pastoralkonzepte). Hier findet man Kriterien und Themenfelder zur Konzepterstellung, Antworten auf die häufigst auftauchenden Fragen sowie Links zu Stellen der Unterstützung und Beratung.

„Wir sind als Christinnen und Christen aufgerufen, die gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen wahrzunehmen und sie in unserer Nachfolge Jesu zu berücksichtigen. Denn er hat uns aufgefordert: ‚Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung‘ (Mk 16, 15). So wollen wir auch heute diesem Wort Jesu folgen und in unsere Welt hinausgehen um ‚Salz der Erde‘ zu sein“, schreibt Generalvikar Pater Michael Huber, der sein Amt mittlerweile an Michael Alberter übergeben hat. „Um dieser Sendung gerecht zu werden“, so der Text weiter, „sollten wir uns bewusst werden, wer wir sind und immer wieder werden wollen, wozu wir da sind, wohin wir geschickt sind, was wir erreichen wollen und wie wir es leben wollen.“

Deshalb sei es sinnvoll, zu klären, „wie sich das gegenwärtige Leben im Pfarrverband gestaltet, die Veränderungen immer wieder wahrzunehmen und sie angemessen zu berücksichtigen“. Beim Nachdenken darüber, „wie wir die Botschaft des Evangeliums in dieser Situation ansprechender leben, verkünden, feiern und auf dieser Grundlage künftig handeln wollen, bauen wir voller Zuversicht auf das Wort Jesu, dass er bei uns ist „alle Tage bis zum Ende der Welt (vgl. Mt 28, 20b)“.

Beratung und Hilfe

In diesem Sinn werden die Pfarrverbandskonferenz beziehungsweise der Pfarrgemeinderat und das Pastoralteam aufgefordert, gemeinsam und unter eigener Federführung im Dreischritt von Sehen – Urteilen – Handeln ein Konzept zu erarbeiten, „das alle pastoralen Handlungsfelder, Aufgaben und zukünftigen Schwerpunkte auf dem Hintergrund gesellschaftlicher Bedingungen und Veränderungen erfasst“. Laut Pastoralreferent Andreas Weiß, Leiter der Abteilung „Pastorale Entwicklung“ im Bistum und Projektleiter Pastoralkonzepte, wird für die Pfarrverbände dafür eine jeweils „passgenaue Unterstützung“ angeboten. Im Pastoralkonzept geht es also um eine grundlegende Zielorientierung des gesamten Pastoralraums inklusive seiner Infrastruktur. In regelmäßigen Abständen soll im Laufe des Entstehungsprozesses über den Stand der Entwicklungen informiert und Beteiligung ermöglicht werden. Anhand des entstehenden Konzepts werden in der Folge konkrete Vereinbarungen für die pastorale Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen getroffen und fixiert. Besondere Berücksichtigung finden die drei Aspekte des diözesanen Strategieprozesses: „Wachstum“, „Nachhaltigkeit/Solidarischer Lebensstil“ und „Digitalisierung“.

All dies ist zusammengefasst in der aktuellen Bistumsvision, die momentan folgendermaßen lautet: „Als offene und vielfältige Gemeinschaft mit Christus wollen wir neu aufbrechen, um die Liebe Gottes erfahrbar zu machen und ein Zeugnis der Hoffnung für die Welt zu geben.“ red/vb

Kontakt: Diözese Eichstätt (KdöR) Hauptabteilung Pastorale Dienste, Abteilung 1: Pastorale Entwicklung; Walburgiberg 2, 85072 Eichstätt. Abteilungsleiter: Andreas Weiß, Tel.: ( 0 84 21 / 50- 618, Sekretariat: Viola Späth, Tel.: (0 84 21) 50-6 15, E-Mail: pastorale-entwicklung(at)bistum-eichstaett(dot)de


Gebet für unseren Pfarrverband

Herr Jesus Christus, du hast uns in deine Nachfolge gerufen. Es ist dein großes Geschenk, dass wir zu denen gehören dürfen, die du als deine Jüngerinnen und Jünger bei dir haben möchtest. Dafür danken wir dir. Wir bringen dir unseren Pfarrverband und die Menschen in ihm.

Wir bitten dich um deinen verwandelnden Geist für unsere Gemeinschaft. Wir bitten um das Feuer deines Geistes in unseren Herzen. Wir bitten für alle in unseren Gemeinden, die sich schwer tun, und für alle, die durch Krankheit, Armut, Einsamkeit oder aufgrund anderer Schwierigkeiten der Hilfe bedürfen. Wir bitten um Menschen, die sich ihrer annehmen. Und wir bitten, dass dein Geist uns so verändere, dass wir uns für unsere leidenden Schwestern und Brüder einsetzen können. Wir bitten dich, Herr, um den Geist des Mutes und der Stärke, der Gottesfurcht und des Rates, damit wir glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen deines Evangeliums in unseren Gemeinden sein können.

Wir sind bereit, den Menschen von heute die Botschaft von deinem Reich zu bringen. Hilf du uns mit deiner Kraft. Amen