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11.02.2025

„Seelsorger mit den Menschen“: Früherer Neumarkter Dekan Limbacher wird 85

Johann Limbacher: „Ich bin froh, dass ich Priester sein konnte“. Foto: Geraldo Hoffmann/pde

Von 1971 bis 1975 nahm Limbacher an der Würzburger Synode teil. Archivfoto: pde

Auf 60 Jahre Priesterleben, 20 Jahre davon als Generalvikar blickt Johann Limbacher zurück. Foto: Geraldo Hoffmann/pde

Kaffeerunde zum 80. Geburtstag: Johann Limbach mit Bischof Gregor Maria Hanke. Mit im Bild: Walttraud Kaffka, die Limbacher seit 35 Jahren begleitet. Archivfoto: Fabian Gentner

Er war Generalvikar von drei Eichstätter Bischöfen, Pfarrer und Diözesanjugendseelsorger. Als junger Kaplan nahm er an der Würzburger Synode teil, die seinen Dienst in der Kirche durch und durch prägte. Johann Limbachers Herz brennt immer noch für eine „Seelsorge mit den Menschen“. Am 11. Februar vollendet er sein 85. Lebensjahr.

Seinem Stil treu gekleidet – weißes Hemd unter schwarzem Pullover und Anzug – sitzt Johann Limbacher in seinem Wohnzimmer in Eichstätt. Das Licht, das von der Terrasse in den Raum fällt, zeichnet einen Mann mit klaren Konturen. Er unterbricht die Zeitungslektüre und begrüßt den Besucher mit einem freundlichen Lächeln. Er wirkt entspannt, die Zeiten mit vollem Terminkalender sind längst vorbei. Sechs Jahrzehnte lang diente Limbacher der Kirche von Eichstätt, seit 15 Jahren ist er offiziell im Ruhestand. Aus der Seelsorge zog er sich aber erst vor wenigen Jahren ganz zurück, „unfreiwillig“ könnte man sagen. Plötzlich habe er gemerkt, dass etwas mit ihm nicht mehr stimme. Gedächtnislücken traten auf, Erinnerungen verblassten. Ein Arztbesuch brachte dann eine „unschöne Überraschung“, wie Limbacher es nennt. Der Arzt habe ihn gefragt, ob er sagen soll, was Sache ist. „Ja“, habe er mit ängstlicher Stimme erwidert. „Sie sind krank und werden in eine Situation kommen, in der Sie sich nicht mehr auskennen“, so die Diagnose des Mediziners. „Das muss man erst einmal verkraften“, sagt Limbacher. Seitdem hält er keine Gottesdienste mehr. Das schmerzt ihn sichtlich. Und bevor das Gespräch über sein langjähriges Priesterleben beginnt, dämpft er ein wenig die Erwartungen: „An Einzelheiten, konkrete Gegebenheiten oder bestimmte Personen kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Vieles ist weg, aber die Atmosphäre von dem Erlebten ist noch da“.

Dass er viel erlebt hat und zu erzählen hätte, steht bei seinem Lebenslauf außer Frage. Der Sohn eines Postbeamten und einer Schneidermeisterin aus Treuchtlingen hat sich nach dem Abitur in Weißenburg für das Theologiestudium in Eichstätt entschieden. Dazu motivierte ihn der Kaplan seiner Pfarrei, der ihn in der Seelsorge mit Häftlingen und im persönlichen Umgang „sehr beeindruckt“ hatte. Für das Studium holte Limbacher Latein und Griechisch nach, im Gymnasium hatte er Englisch und Französisch gelernt. Während der Studienzeit kam die Idee, Priester zu werden. Am 29. Juni 1965 spendete Bischof Joseph Schröffer dem 25-jährigen Franken und weiteren acht Männern die Priesterweihe im Eichstätter Dom. Für Limbacher begann ein Weg, der ihn bis an die Spitze des Bistums führte – während der Sedisvakanz 2005/2006 war er Diözesanadministrator, leitete also die Diözese.

Würzburger Synode und Jugendseelsorge

Nach Stationen als Aushilfspriester in Schwabach und Heilsbronn sowie als Kooperator in Pleinfeld und Roth kam er 1971 ins Bischöfliche Jugendamt nach Eichstätt. Von 1972 bis 1981 war er Diözesanjugendseelsorger. In diese Zeit fiel die Würzburger Synode, die 1971 einberufen wurde, um das Zweite Vatikanische Konzil für die deutsche Kirche umzusetzen. Als gewählter Vertreter aus dem Bistum gehörte Limbacher zu den rund 300 Teilnehmenden, darunter 140 Laien, die den kirchlichen Auftrag von Geistlichen und Laien neu definierten. „Die Würzburger Synode hat mich sehr geprägt“, erzählt Limbacher. Konzil und Synode hätten das Verständnis von Seelsorge grundlegend verändert: „Seitdem sprechen wir von Seelsorge mit den Menschen und nicht an den Menschen“.

Limbacher schwärmt davon, wie sich dieses Umdenken auf die Pastoral ausgewirkt habe. „Das partnerschaftliche Miteinander von Geistlichen und Gläubigen, Jugendlichen wie Erwachsenen, sorgte für Aufbruchsstimmung in der Kirche“. Die Diözese stellte Mitarbeitende für Erwachsenenbildung und Jugendarbeit ein, neue Jugendstellen entstanden, in den Tagungshäusern herrschte reger Kursbetrieb vor allem an den Wochenenden. „Die kreative Arbeit mit den jungen Leuten, sie einzubeziehen in die Seelsorge, hat mir viel Freude bereitet und mich stark beeinflusst“, sagt Limbacher. Die Jugend sei sehr wichtig für die Kirche: „Sie sollte die Chance haben, Kirche von einer kreativen Seite zu erleben und mitzugestalten.“

Praktische Seelsorge

Wenn er von Seelsorge spricht, ist Limbacher ganz in seinem Element: „Die praktische Seelsorge, das war mein Punkt“, betont er. Von 1981 bis 1988 war er Stadtpfarrer in Neumarkt, von 1985 bis 1988 gleichzeitig Dekan des Dekanats Neumarkt. „Mit den Menschen über Gott zu sprechen, ihre Themen und Sorgen wahrzunehmen, mit den Haupt- und Ehrenamtlichen Kirche zu gestalten, das hat mich angetrieben“, sagt Limbacher.

Seine Erfahrungen aus der Kirche vor Ort brachte er auch in seinen späteren Aufgaben im Bischöflichen Ordinariat Eichstätt ein, zunächst als Seelsorgeamtsleiter (Februar bis Oktober 1989) und dann 20 Jahre lang, bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2010, als Generalvikar. In diese Funktion beriefen ihn nacheinander drei Bischöfe: Karl Braun (1989), Walter Mixa (1996) und Gregor Maria Hanke (2006). „Sie waren sehr partnerschaftlich und offen, und ich bin mit ihnen allen richtig gut zurechtgekommen“, sagt Limbacher. Er habe bei pastoralen Überlegungen mit dem Bischof und den Fachleuten im Bischöflichen Ordinariat immer versucht, die Menschen in den Gemeinden mit einzubeziehen. In Limbachers Amtszeit fiel zum Beispiel die Strukturreform der Pfarreien der Diözese hin zu 52 Seelsorgeeinheiten. Er sei viel im Bistum unterwegs gewesen, gestresst habe ihn das nicht: „Ich habe ja selber entscheiden können, wie viel ich mache“. Gewundert habe er sich schon, wiederholt als Generalvikar berufen worden zu sein. „Ich habe es sehr gerne gemacht“.

Kaffeerunde zum 80. Geburtstag: Johann Limbach mit Bischof Gregor Maria Hanke sowie dem damaligen Generalvikar Pater Michael Huber, Domkapitular Paul Schmidt, Dompropst Alfred Rottler und Ordinariatsrat Rainer Kastl. Mit im Bild: Walttraud Kaffka, die Limbacher seit 35 Jahren begleitet. Archivfoto: Fabian Gentner

„Ich habe den richtigen Beruf gewählt“

Diözesanjugendseelsorger, Pfarrer, Stadtpfarrer, Dekan, Domkapitular, Dompropst, Generalvikar, Diözesanadministrator: Titel waren und sind für Johann Limbacher nicht wichtig. Seelsorger wollte er immer sein. „Die Pfarrerszeit war die schönste Zeit meines Priesterlebens“, sagte er bei seinem Eintritt in den „Un-Ruhestand“. Geistliche wirken oft nach ihrer aktiven Dienstzeit noch in der Seelsorge mit. Das ist für Limbacher jetzt vorbei. „Diese Krankheit hat mein Leben schon sehr stark verändert, und das in einer relativ kurzen Zeit. Es ist ein Kreuz, das ich mit mir trage“, sagt er. Verbittert klingt er dabei nicht: „Der Glaube an Gott hilft mir, damit umzugehen. Und auch die Tatsache, dass ich in der Seelsorge oft mit kranken Menschen gesprochen habe, hilft mir.“ Mit einem Hometrainer und Spaziergängen bleibt er in Bewegung, zur Entspannung hört er gerne Klassikmusik.

Limbacher blickt zufrieden auf sein Leben. „Ich habe den richtigen Beruf gewählt. Ich bin glücklich, dass ich Priester sein konnte“. Glücklich ist er auch, nicht alleine zu sein. Er trifft sich regelmäßig mit drei Priestern aus seinem Weihejahrgang – die anderen fünf sind bereits verstorben. Er steht noch in Kontakt mit Menschen, denen er in der Seelsorge begegnet ist. Auch zu Bischof Hanke und seinem jetzigen Generalvikar Michael Alberter besteht ein gutes Verhältnis. Vor allem aber steht ihm Waltraud Kaffka, seine langjährige Hausfrau, zur Seite. Sie begleitet Limbacher seit 35 Jahren. „Bei ihr fühle ich mich zu Hause und bin gut umsorgt“, sagt er und lächelt.

Text: Geraldo Hoffmann