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27.04.2018

„Hier wird Liebe in die Tat umgesetzt“: 25 Jahre Caritas-Markt Gaimersheim

Caritas-Marktleiter Alois Bortenhauser (Mitte) führte durch die Bereiche des Marktes, hier den Kleidermarkt

Caritas-Marktleiter Alois Bortenhauser (Mitte) führte durch die Bereiche des Marktes, hier den Kleidermarkt. Foto: Caritas/Esser

25 Jahre Caritas-Markt haben heute zahlreiche Verantwortliche, Mitarbeitende und Kooperationspartner dieser Einrichtung in Gaimersheim gefeiert. „Lasst uns Gott dafür danken, dass der Gebrauchtwarenmarkt in dieser Zeit so vielen Menschen zum Segen geworden ist“, sagte Caritasdirektor Franz Mattes bei einer Andacht. Er erinnerte daran, dass der Gebrauchtwarenmarkt am 28. April 1993 in der Ingolstädter Bruhnstraße eröffnet worden war. „Seinerzeit hatten Menschen die gute Idee, dass es in unserer zunehmenden Wegwerfgesellschaft besser ist, nicht alles wegzuwerfen“, so der Caritasdirektor. Ergebnis dieser Idee war ein Dauerprojekt mit dreifachem sinnvollen Nutzen: erstens nicht mehr gebrauchte Waren wiederzuverwerten, zweitens vor allem Leuten mit niedrigem Einkommen kostengünstig Gebrauchtwaren zu verkaufen und drittens Menschen in schwierigen Lebenslagen Arbeit zu ermöglichen. „Hier wird Liebe in die Tat umgesetzt“, würdigte Mattes die Hilfe der Caritaseinrichtung.

Vom Ein-Euro-Job zur Festanstellung

Michael Rinnagl, Leiter der Caritas-Wohnheime und Werkstätten Ingolstadt – zu denen der Caritas-Markt gehört – informierte, dass inzwischen jährlich rund 250.000 Menschen den Caritas-Markt aufsuchten. Im Durchschnitt gebe es täglich 350 Anlieferungen im Gebrauchtwaren-Markt und der angegliederten Sperrmüllsammelstelle. Seit einigen Tagen seien einige Beschäftigte auch in der neuen Sperrmüllsammelstelle im Süden Ingolstadts aktiv, wo sie dort angelieferte gute Gebrauchtwaren aussortieren, die anschließend in den Gaimersheimer Caritas-Markt befördert werden. Rinnagl zufolge war etwa jeder zweite der heute im Markt fest angestellten Mitarbeitenden in der Einrichtung zunächst über eine öffentliche Förderung beschäftigt. Zu diesen gehört zum Beispiel Thomas R. Der gelernte Elektriker fand auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Stelle mehr. Er begann im Caritas-Markt einen sogenannten Ein-Euro-Job in der Elektroabteilung. Doch schon nach wenigen Wochen waren die Verantwortlichen von seiner Leistung so überzeugt, dass sie ihn fest anstellten. „Mir gefällt hier vor allem das Kunterbunte. Die Mischung macht es“, freut er sich, im Caritas-Markt arbeiten zu können.

Von der kunterbunten Mischung im Arbeits- und Verkaufsangebot konnten sich Marktbesucher im Rahmen der Jubiläumsfeier bei Führungen mit Blicken hinter die Kulissen einen näheren Eindruck verschaffen. Unter anderem führte Caritas-Marktleiter Alois Bortenhauser, der heuer auch sein 25-jähriges Dienstjubiläum bei der Caritas feiert, durch die verschiedenen Räume. Für die Bücherei sind nach seinen Angaben im vergangenen Jahr allein rund 200.000 Bücher sortiert worden. Dieser Bereich biete vor allem Beschäftigten mit psychischen Problemen ein ruhiges Arbeitsumfeld. „Wir hatten hier zum Beispiel einmal einen Psychologen, der nicht mehr in seinem Beruf arbeiten konnte, aber der sehr gut mit Büchern umgeht“, erklärte der Marktleiter. Von der Bücherei führte er Interessierte durch den gerade renovierten Kleidermarkt über die Elektroschrottstelle und dessen Sortierungsbereich bis zum Möbel- und Gebrauchtwarenmarkt. „Hier ist in der Regel nichts länger als zehn Tage da“, so Bortenhauser. Stolz präsentierte der Marktleiter zum Abschluss im Gebrauchtwarenmarkt einige ausgestellte Upcyclingprodukte „Einzigware“: zum Beispiel ein Insektenhotel, das Beschäftigte aus Verpackungsholz gefertigt hatten, sowie einige Brotzeitbrettl aus Fensterholz.

„Positive Wertschätzung“ als Herausforderung

Daneben nähte ein Mann aus angelieferten Leinentüchern Einkaufstaschen mit der Aufschrift des Mottos zum diesjährigen 100-jährigen Jubiläum des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt „Ohne Liebe ist alles nichts“. Auch an anderen Stellen im Caritas-Markt kam dieses Motto des Trägers der Caritas-Wohnheime und Werkstätten direkt oder indirekt immer wieder zum Vorschein: zum Beispiel beim Eingang zum Kleidermarkt in einem großen Herz, in dem Besucher ihre Fingerabdrücke hinterließen, in mit Herzen verzierten Bierkrügen sowie in schön dekorierten Blumenständern mit Schild „Ohne Liebe ist alles nichts“. Im Caritas-Markt, so Bortenhauser, wolle man christliche Nächstenliebe vor allem durch eine positive Wertschätzung sowohl der Kunden als auch der betreuten Klienten verwirklichen. Dies sei durchaus eine große Herausforderung, wenn Leute ihre Sachen schnell entsorgen möchten, aber nicht immer alles reibungslos funktioniert. „Im Rahmen der Arbeitstherapie versuchen wir, den Teilnehmern eine freundliche und korrekte Betreuung der Kunden zu vermitteln. Das praktische Üben findet ständig an den Annahmestellen statt.“ So versuche man täglich, sowohl den Ansprüchen der Kunden sowie den Fähigkeiten jedes betreuten Beschäftigten gerecht zu werden.  

Quelle: Caritas/Peter Esser