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04.05.2019

„Es braucht Boten des Lebens“: Ökumenische Woche für das Leben eröffnet

Bischof Gregor Maria Hanke und Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern. pde-Foto: Geraldo Hoffmann

Bischof Gregor Maria Hanke und Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern beim Gottesdienst zur Eröffnung der Woche für das Leben in Schwabach. pde-Foto: Geraldo Hoffmann

Eichstätt/Schwabach. (pde) – Zu einer „solidarischen Leidempfindsamkeit“ hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke die Christen zu Beginn der Woche für das Leben aufgerufen. „Es braucht Boten des Lebens, die den seelisch Leidenden wahrnehmen und ernst nehmen, die Türen zu öffnen in der Lage sind, durch die Licht in das Dunkel des Lebens fällt“. Bei einem Gottesdienst zur Eröffnung der ökumenischen Aktionswoche für das Bistum Eichstätt und den evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Nürnberg am Samstag, 4. Mai, in der Schwabacher Stadtkirche St. Martin und St. Johannes appellierte Hanke: „Vergessen wir nicht, uns die Leidempfindsamkeit Jesu anzueignen. Oft blickte er zuerst auf die Verwundungen des menschlichen Lebens, auf die Blindheit der Augen, auf die Lähmung des Körpers, auf körperliche und viele seelische Krankheiten.“

Die diesjährige Woche für das Leben lade ein zur Haltung der offenen Augen, die Leiden wahrnimmt und leidempfindsam ist. „Diese Haltung brauchen wir, um jenen Menschen Zeugnis vom Wert ihres Lebens und ihrer Person zu geben, deren Lebenswille gefährdet ist durch Einsamkeit, Angst, Verzweiflung und innerer Dunkelheit“, sagte Hanke. Leidempfindsamkeit als solidarisches Sein mit den Nöten um uns finde in einer Welt der Perfektion wenig Raum, stellte der Bischof fest. Leiden gelte als Defekt, der allenfalls der Stoff für Optimierung sei, damit ökonomischer Erfolg und Perfektion gewährleistet werden könnten. „Leidempfindsamkeit im Geiste Jesu durchbricht das Paradigma der fortwährenden Optimierung, Beschleunigung und des Erfolgsdenkens, das in seiner modernen Überdosierung dem Menschen schadet.“ Leidempfindsamkeit diene dem Leben durch sensible Wahrnehmung der menschlichen Umgebung, durch Bereitschaft, dem anderen zuzuhören, seine Probleme nicht herunterzuspielen und ihm die Botschaft zu vermitteln, wertvoll zu sein, gebraucht zu werden.

Tabuthema Suizid

In Deutschland nimmt sich laut amtlichen Statistiken durchschnittlich alle 56 Minuten ein Mensch das Leben – pro Jahr sind es mehr als 10.000 Menschen. Obwohl das Phänomen des Suizids ein großes gesellschaftliches Problem darstelle, werde es vielfach tabuisiert, beklagte Bischof Hanke. Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern vom evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Nürnberg sagte in ihrer Ansprache, auch die Kirchen hätten zur Stigmatisierung des Suizids beigetragen. So seien bis in die 70er Jahre hinein in manchen Gemeinden Menschen, die Suizid begangen haben, nicht auf dem Friedhof beerdigt worden, sondern davor, am Rand, an der Mauer. Oft mit der Begründung: sie hätten sich ja gegen sich selbst versündigt. „Heute ist uns bewusst: Mit dieser Praxis haben sich die Kirchen selbst versündigt. Sie sind schuldig geworden an den Gestorbenen, an den Angehörigen und ihren Leiden und an Gott und seiner Gnade“.

Die Menschen, die in der Suizidprävention tätig sind, nannte die evangelische Regionalbischöfin „Botschafter und Botschafterinnen der Osterhoffnung“. Sie kämen nicht plump daher nach dem Motto: Es wird schon alles wieder gut. „Sie bleiben und halten fest daran: Das Leben ist wert, gelebt zu werden und tun alles, dass Lebensmut zurückkehrt.“ Genau am Tiefpunkt des Lebens beginne die Osterbotschaft, sagte Elisabeth Hann von Weyhern im Rückblick auf die Kar- und Osterzeit. „Mitten im Leben auferstehen kann zur Erfahrung derer werden, die Todessehnsucht überwunden und wieder ins Leben zurück gefunden haben.“ Es sei auch sehr wichtig, dass die Angehörigen begleitet würden auf dem mühsamen Weg ins Leben. Davon zeuge auch die Ausstellung „Suizid – keine Trauer wie jede andere“, die im Rahmen der Woche für das Leben an verschiedenen Orten im Bistum Eichstätt gezeigt wird.

Zur Eröffnung der Aktionswoche waren zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft nach Schwabach gekommen. Musikalisch wurde der Gottesdienst von einem ökumenischen Chor aus Mitgliedern der Schwabacher Kantorei und des Chores der Pfarrei St. Sebald unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Klaus Peschik gestaltet. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es Gelegenheit zur Begegnung bei einem Stehempfang im hinteren Bereich der Stadtkirche.

Die Woche für das Leben wird seit 25 Jahren von der evangelischen und katholischen Kirche veranstaltet. Die diesjährige Aktion unter dem Motto „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern“ lenkt vom 4. bis 11. Mai den Blick auf die Suizidprävention. Besonders möchten die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland auf die Fachdienste und Hilfsangebote der Kirchen hinweisen, um Suizid vorzubeugen. Weitere Informationen unter www.bistum-eichstaett.de/woche-fuer-das-leben.

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