Zum Inhalt springen

In Krakau ist lange nicht Schluss!

Weltjugendtags-Vorbereitungen in vollem Gange/Begegnungstage in den Bergen der Tatra

Rund ein Jahr dauert es noch bis zur Eröffnung des Weltjugendtags (WJT) 2016 in Krakau. Aber die Anmeldefrist hat schon begonnen und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Der Eichstätter Diözesanjugendpfarrer Domvikar Christoph Witczak ist in Sachen WJT-Planung schon dreimal nach Polen gefahren. Zuletzt hat er die Pfingstferien genutzt, um die Tage der Begegnung in Murzasichle vorzubereiten, die nach dem großen Abschlussgottesdienst in Krakau beginnen. Außerdem beginnt jetzt die Registrierung von Kurzzeit-Volontären für den WJT. „Interessierte können sich bei uns melden“, lädt Witczak ein.

Mit den Bambergern

„Let’s go Krakau!“ heißt die gemeinsame Internetseite der Diözesen Eichstätt und Bamberg, auf der Witczak und sein Kollege, der Bamberger Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl, zum Besuch des größten Jugendtreffens der Welt einladen. Sie erklären auch, warum sie dabei gemeinsame Sache machen: Nürnberg, die Partnerstadt von Krakau, ist „Schnittpunkt unserer beiden Diözesen“. Die Bistümer verbinde das Jugendreferat der Stadtkirche Nürnberg und der Stadtvorstand der Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) mit dem Stadtjugendseelsorger. „Aus diesem Grund kamen die beiden Bischöflichen Jugendämter und BDKJ-Diözesanverbände auf die Idee, die Fahrten zum Weltjugendtag gemeinsam zu organisieren und zu erleben“. Drei unterschiedliche Pakete haben sie geschnürt.

Am Abend des 26. Juli 2016 wird auf Krakaus größter Grünfläche, der Blonia-Wiese, der WJT-Eröffnungsgottesdienst stattfinden. An den folgenden Tagen werden die Jugendlichen Katechesen oder Konzerte besuchen, Gleichgesinnte kennenlernen und den Papst willkommen heißen, mit dem sie am Sonntag, 31. Juli, Abschlussgottesdienst feiern. An dem Areal in Brzegi bei Krakau, das bald bis zu fünf Millionen Menschen Platz bieten soll, ist Witczak schon selbst vorbeigefahren. Auf seinen Fotos präsentiert es sich noch als grüne Wiese. Aber „es wird gerade eine schöne, bunte Halle gebaut“, erzählt der Jugendpfarrer. Auch eine Autobahnausfahrt entstehe derzeit. 

Eine der drei Fahrten, die Eichstätt und Bamberg gemeinsam anbieten, führt ausschließlich zum WJT nach Krakau und dauert eine Woche (Paket A). Die Mehrheit der jungen Leute, die sich bislang angemeldet haben, hätten sich aber für eine andere Variante entschieden, weiß Witczak: Erst Teilnahme am Weltjugendtag, danach Tage der Begegnung in Murzasichle bei Zakopane (Paket C). Die Initiative dazu geht von der Diözese Eichstätt aus. Paket B schließlich ist ein Angebot der Erzdiözese Bamberg und führt bereits vor dem WJT zu Begegnungstagen nahe der Ostsee, in die Erzdiözese Stettin-Kamin. Sie ist seit vielen Jahren Partnerbistum von Bamberg, es gibt einen jährlichen Jugendaustausch.

Gebet in Auschwitz      

Weil die Eichstätter keine Partnerschaft in Polen pflegen, waren sie in ihrer Ortswahl für die Tage der Begegnung völlig frei und haben sich aus mehreren Gründen für Murzasichle entschieden, wie der Diözesanjugendpfarrer erläutert: Zum einen liegt das höchstgelegene Dorf Polens nicht weit von Krakau entfernt, zum anderen befinden sich der Wallfahrtsort Tschenstochau und die KZ-Gedenkstätte in Auschwitz in erreichbarer Nähe.  Diese beiden Programmpunkte „waren unserem Bischof wichtig“, erklärt Witczak. Von doppeltem Vorteil ist die Verlegung der Tage der Begegnung auf die Zeit nach dem Weltjugendtag: Zum einen, weil dann schon Schulferien sind („Wir möchten ja auch 16- und 17-Jährige mitnehmen“), zum anderen, weil der große Ansturm von WJT-Teilnehmern auf Auschwitz vorbei ist „und man sich mehr Zeit nehmen kann“, erläutert Witczak, der mit seinen jungen Begleitern dort einen Gottesdienst feiern möchte. Die Eichstätter seien im übrigen nicht die einzige Gruppe, die über den Weltjugendtag hinaus in Polen verweilen. So plane auch das Bistum Speyer nach dem WJT einen Aufenthalt in der Region Zakopane, weiß Witczak. „Man plant dort auch eine Begegnung, bei der sich alle Gruppen treffen“, kündigt er an. Möglicherweise kommt es dabei auch zu einem Treffen mit Jugendlichen aus den Eichstätter Partnerdiözesen Dresden-Meißen und Leitmeritz (Tschechien). „Wir sind gerade dabei, Möglichkeiten auszuloten“, berichtet Witczak. 

Während des WJT in Krakau wird es schon schwer genug sein, die erwarteten 400 jungen Pilger aus dem Bistum Eichstätt unter einen Hut zu bringen. Denn anders als beim WJT in Madrid, als die Eichstätter als komplette Gruppe in einer Schule untergebracht waren, werden sie in Krakau in Gast-familien wohnen. Der Diözesanjugendpfarrer verhandelt derzeit mit dem dortigen WJT-Büro, dass sie nicht über die ganze Großstadt verteilt, sondern in benachbarten Pfarreien untergebracht werden.

Christoph Witczak ist selbst gebürtiger Pole und als Sohn einer  deutschstämmigen Mutter zweisprachig aufgewachsen. Der 37-Jährige stammt aus der Nähe von Lodz und kam als Theologiestudent nach Eichstätt. Nun wird die Vorbereitung der WJT-Fahrt für ihn zum Heimspiel: „In Murzasichle war ich schon als Jugendlicher.“ Der malerisch gelegene Ort sei ein beliebtes Ziel kirchlicher Jugendgruppen. Die Eichstätter Gruppe wird in drei Pensionen untergebracht, die mit Schwimmbad und Sportplätzen ausgestattet sind. Nach der Ankunft „ist aber erst mal Duschen und Erholen angesagt“, vermutet Witczak. Denn direkt vor der Abfahrt nach Murzasichle stehen in Krakau Vigilfeier und Abschlussgottesdienst unter freiem Himmel auf dem Programm.

Gut ausgeruht können die Jugendlichen dann an einer Kutschfahrt teilnehmen, einen Hochseilgarten besuchen oder bei einer Bergwanderung den Ausblick auf die Hohe Tatra genießen. In Zakopane besuchen sie eine Kirche, die zum Dank dafür errichtet wurde, dass Papst Johannes Paul II. 1981 das auf ihn verübte Attentat überlebt hat. Am nächsten Tag geht es zum Salzbergwerk Wieliczka und nach Auschwitz, am dritten Tag nach Wadowice, dem Geburtsort des heiligen Johannes Paul II..

Über die Kultur der Goralen, die das Gebiet der Hohen Tatra einst besiedelten und eigene Trachten besitzen, werden die jungen Leute bei einem bunten Abend erfahren. Unter anderem wird es dabei „um eine Art südpolnischen Robin Hood gehen“, kündigt Witczak an und verrät schon jetzt, dass er für diese Begegnung seine bayerische Lederhose einpacken wird.

Frei von Feindbildern

Vor der Heimfahrt, die mit einem Besuch in Tschenstochau verbunden wird, stehen auch eine Tropfsteinhöhlen-Exkursion oder eine Floßfahrt zur Wahl. Kommenden Dezember, wenn die Anmeldefrist abgelaufen ist, wird es an mehreren Orten des Bistums Infotreffen geben, kündigt Witczak an, „da können die Jugendlichen selbst noch mitplanen“.

Viele seiner polnischen Landsleute seien stolz, den Gästen die Heimat von Papst Johannes Paul II. zu zeigen, weiß Witczak. Schließlich „war dieser WJT, der ein bisschen Woodstock für Katholiken ist, im Grunde sein Werk“. „Viele Jugendliche kennen diesen Papst gar nicht mehr“, meint Witczak, der nur ein paar Tage nach der Wahl des Krakauer Kardinals Wojtyla zum Pontifex zur Welt kam. Seine Schwester, die 22 Jahre jung ist und sich in Polen in der Jugendarbeit des Dominikanerordens engagiert, habe diesen Papst gar nicht mehr bewusst erlebt. Den bevorstehenden WJT sieht Witczak auch als große Chance für die bilateralen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland. Offen und unbelastet von alten Feindbildern könnten junge Menschen ihre Energie dazu nutzen, zu überlegen: „Wie können wir heute als Christen im 21. Jahrhundert leben und Zeugnis geben?“, ob es nun um Flüchtlingshilfe oder um das Zusammenwachsen Europas gehe. 

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 27 vom 5. Juli 2015