Seit 15 Jahren gibt es den Arbeitskreis Ghana des BDKJ / Fachlich und freundschaftlich verbunden mit Verband COSRA im Bistum Koforidua
Begegnung auf Augenhöhe – ist das Motto, unter dem die Partnerschaft zwischen dem Arbeitskreis (AK) Ghana des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Eichstätt und der Catholic Organisation for Social and Religious Advancement (COSRA) in der ghanaischen Diözese Koforidua steht. Bei der Herbstdiözesanversammlung des BDKJ in Pfünz (siehe KiZ Nr. 48) feierte der AK Ghana nun sein 15-jähriges Bestehen. So lange schon lernen junge Menschen aus beiden Ländern die jeweilige Kultur des Anderen besser zu verstehen und eigene Prioritäten auf den Prüfstand zu stellen.
Mitglieder aus der Anfangszeit wie Dekan Josef Funk, Pfarrer Martin Geistbeck, Thomas Kienast, Birgit Siegl und Rosi Weiß berichteten Anekdoten aus den gegenseitigen Besuchen aber auch von den menschlichen Schwierigkeiten beim Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen. „Vor der zweiten Fahrt besuchten wir ein interkulturelles Seminar bei Missio, das hat einiges erleichtert“, sagte Geistbeck.
Einblicke ins Gastland
Alle zwei bis drei Jahre fährt eine Delegation des AK Ghana nach Afrika oder ist umgekehrt Gastgeber für eine Delegation von COSRA. Dabei organisieren die Jugendlichen und jungen Erwachsenen jeweils ein Programm, bei dem die Gäste Einblick in Wirtschaft, Kultur oder soziales Leben des gastgebenden Landes gewinnen können. Auch der gemeinsame Gottesdienst und die Teilhabe am familiären Leben sind immer Bestandteil eines Besuches.
Neben diesen Fachkräfteaustauschen hat der Arbeitskreis auch Bausteine zum Leben in Ghana erstellt, für Gruppenstunden in Pfarreien oder für den Schulunterricht. Die Klasse 4a der Eichstätter Grundschule St. Walburg etwa hatte kürzlich Besuch von AK-Mitglied Marina Nüßlein. Bei dem Baustein „Der Tag eines Kindes in Ghana“ konnten sie ein wenig erleben, wie unterschiedlich Lebenswelten von Kindern sein können.
Gemeinsam mit Thomas Hollinger konnte sich Nüßlein am Jubiläumsabend über das Silberne Ehrenkreuz des BDKJ freuen. Wie es in der Laudatio hieß, hätten beide sich in außergewöhnlichem Maß um den Arbeitskreis und den regelmäßigen Kontakt mit dem Partnerverband in der Diözese Koforidua verdient gemacht. Deren damaliger Bischof, Charles Palmer-Buckle, war 1997 als Gast zur bundesweiten Misereor-Eröffnungsaktion nach Eichstätt gekommen und hatte bei den jugendlichen Teilnehmern offensichtlich großen Eindruck hinterlassen. Denn noch im selben Jahr brach eine kleine Reisegruppe rund um den damaligen Schelldorfer Regionaljugendseelsorger Ottmar Breitenhuber auf nach Ghana und „brachte die Begeisterung mit, die sich auf den BDKJ übertrug“, erzählt Thomas Hollinger aus Nassenfels im Gespräch mit der KiZ. Hollinger war bei der Misereor-Eröffnung als Helfer dabei und machte sich später auch bei den Ghanamany-Musik-Festivals, die der AK Ghana 1998, 1999, 2000 und 2002 in Eichstätt und Pfünz veranstaltete, hinter den Kulissen nützlich.
Generationswechsel
2004 schloss sich Hollinger selbst dem Arbeitskreis an. Es sei eine Zeit des Umbruchs gewesen, als sich die erste Generation langsam aus familiären oder beruflichen Gründen zurückzog, erzählt er. Die damalige BDKJ-Jugendreferentin Rowena Roppelt „hat es dann in die Hand genommen, damit es weitergeht“. 2005 und 2009 reiste Hollinger nach Ghana und bei Gegenbesuchen 2007 und 2011 war er Gastgeber. Wenn sich im kommenden Jahr erneut eine Gruppe aus Eichstätt auf den Weg macht, wird er nicht mehr dabei sein, sondern für die nächste Generation Platz machen. Aber er hält noch Kontakt zu jungen Erwachsenen aus Ghana, die ihm im Lauf der Jahre zu Vertrauten geworden sind. Mit Handy und Internet sei das gar kein Problem. Was er aus seiner Zeit im AK Ghana gelernt hat? „Dass man nicht unbedingt viel braucht, um zufrieden und glücklich zu sein“, antwortet Hollinger spontan. Die Menschen in Ghana strahlten Zufriedenheit aus, „obwohl sie viel weniger besitzen als wir. Wir würden an ihrer Stelle noch mehr jammern, als wir es ohnehin schon tun“. Beispielhaft erlebt Hollinger den Glauben in Ghana: Es seid dort selbstverständlich, dass in ganz alltäglichen Situationen gebetet wird: „Dieses ganz natürliche Umgehen mit dem Glauben, das ist es, was wir von ihnen lernen können.“
Zur selben Zeit wie Hollinger stieß Marina Goth aus Herrieden zum AK. Die Fahrt 2005 nach Ghana weckte in ihr den Wunsch, „mal für längere Zeit nach Afrika zu gehen“, was sie 2008 auch tat: Nach Abschluss ihrer Ausbildung betreute die Realschullehrerin ein halbes Jahr lang Kinder in Simbabwe. 2009 ging es dann wieder nach Koforidua und zwei Jahre später nahmen junge Leute der Partnerorganisation COSRA Anteil an
einem der wichtigsten Tage in Goths Leben: Der Hochzeit mit Michael Nüßlein, ebenfalls Mitglied im AK Ghana. Beide sind bis heute dabei, jedoch „aus familiären Gründen eher im Hintergrund“, meint Nüßlein, die mittlerweile Mutter ist und sich im Eine Welt-Laden in Herrieden engagiert. Auch da verfolge sie nun das selbe Anliegen wie im AK Ghana: „Über den Tellerrand blicken in die Eine Welt.“
Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 49 vom 8. Dezember 2013