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Vom Leuchtfeuer zum Wegweiser

Der diözesane Weltjugendtag wurde in diesem Jahr in Thalmässing ganz neu umgesetzt

Musik ertönt. Die Sonne scheint. Man hört Gelächter und Stimmen. Jugendliche laufen durcheinander, schütteln sich die Hände, klopfen sich auf den Rücken und haken sich unter. Mit kleinen Bewegungsspielen beginnt der diözesane Weltjugendtag auf dem Platz zwischen dem Bunker und der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Thalmässing. Die Organisatoren, das bischöfliche Jugendamt der Diözese Eichstätt und der Bund der Katholischen Jugend (BDKJ), haben dieses Jahr ein neues Konzept unter dem Namen „Wegweiser“ gestartet, das damit die sogenannten „Leuchtfeuer“ in Plankstetten ablöst. Die größte Neuerung ist, dass in den nächsten Jahren immer ein anderes Dekanat den diözesanen Weltjugendtag ausrichten soll.

Tiefgehende Themen

Nach dem schwungvollen Einstieg und einer kurzen Begrüßung durch BDKJ-Diözesanvorstand Christoph Raithel und Diözesanjugendpfarrer Christoph Witczak wurde schnell klar, dass der diözesane Weltjugendtag nicht nur Spaß und Gaudi, sondern auch ernsthafte und gesellschaftlich wichtige Themen vermitteln will. Passend zum Motto „Ich bin arm – du auch?“ gab es vier verschiedene Gesprächsrunden, die in zwei Etappen angeboten wurden.

Unter dem Titel „Arm an Orientierung“ stand die Gesprächsrunde mit Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB. Die Suche nach Sinn und Halt in der heutigen Gesellschaft war hier im Vordergrund. Bischof Hanke erzählte den Jugendlichen beispielhaft die Geschichte eines gestressten Managers, der seine „innere Orientierung verloren hatte“, ins Kloster nach Plankstetten kam und in der Ruhe und mit der Bibel wieder Halt fand. Im Gegenzug berichteten die Jugendlichen auch von ihren Erfahrungen im Bezug auf Glaube und Gesellschaft.

Bruder Martin Berni aus Ingolstadt betreute die Gesprächsrunde „Arm an Gerechtigkeit“, die sich mit der Situation von Obdachlosen auseinandersetzte. Berni erzählte den Jugendlichen hier von den Herausforderungen bei der Arbeit in seiner Straßenambulanz, beispielsweise über die medizinische Versorgung und die Verpflegung. Des Titels „Arm an Gesellschaft“ hatte sich Schwester Gerda Friedel in ihrer Gesprächsrunde angenommen. Die Gesamtleiterin von Regens Wagner in Zell sprach über die Probleme von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft, die Hindernisse in der Umwelt und die Hürden in den Köpfen. „Wir sind auf einem guten Weg und haben schon viel bewegt, aber die Gesellschaft muss noch weiter gehen“, sagte sie.

Mit großem Interesse waren die Jugendlichen vor Ort auch bei der vierten Gesprächsrunde unter dem Titel „Arm an Freiheit“ dabei. Flüchtlinge aus Äthiopien, die derzeit in Thalmässing untergebracht sind, erzählten gemeinsam mit Elfriede Sinke vom Unterstützerkreis für Flüchtlinge in Thalmässing von den schwierigen Umständen in ihrem Heimatland und ihrem ebenfalls nicht einfachen Alltag in Deutschland. In einer Abschlussrunde mit allen Referenten und Jugendlichen wurde unter den rund 160 Teilnehmern ein erstes positives Fazit gezogen. „Ich danke euch für euer Kommen und dass ihr euch gegenseitig Raum schenkt“, sagte Bischof Hanke. Die äthiopische Gruppe sorgte zudem für die Verpflegung. Sie hatte „Injera“, pfannkuchenartige Fladen, vorbereitet, die mit verschiedenen Beilagen und Soßen serviert wurden.

Teilnehmer zufrieden

Bei den Jugendlichen kam das neue Konzept sehr gut an. „Es sind viele Gleichgesinnte da, mit denen ich gerne zusammen bin“, sagte beispielsweise Alfred Schröttle aus Fünfstetten. „Ich fand das Thema sehr ansprechend und kann hier coole Gespräche führen“, erklärte Simone Grill aus Röttenbach. „Mir hat sehr gut gefallen, dass nicht nur materielle Armut, sondern auch soziale Armut angesprochen wurde“, fand Philipp Köhner aus Schwabach. Für ihn hatte sich der Tag „auf jeden Fall“ gelohnt. Nach dem Abendessen gab es eine Jugendvesper in der Pfarrkirche. In seiner Predigt ging Bischof Gregor Maria auf die privilegierte Stellung Deutschlands und die ungleichmäßig verteilten Güter ein. „Unser Wohlstand geht ein Stück weit auf die Kosten der Armen“, sagte er. Er forderte dazu auf, vom reinen Almosen geben hin zum Teilen und zur Solidarität zu kommen. „Der Christ wird dort reich, wo er seine Armut vor Gott hinträgt.“

So, wie der diözesane Weltjugendtag mit Musik und Bewegung begonnen hatte, hörte er auch auf. Der äthiopische Musiker Tewelde spielte und sang zunächst einige traditionelle Stücke auf dem Zupfinstrument Krar und dem Streichinstrument Masinko, ehe die Bandmitglieder von „Amlers“ mit Coversongs zum Tanzen animierten. Treffpunkt in Mittelfranken, Musik und Essen aus Äthiopien und Besucher aus der ganzen Diözese – diese exotische Mischung funktionierte in Thalmässing wirklich gut.

Florian Lange, Kirchenzeitung Nr. 18 vom 4. Mai 2014