Zum Inhalt springen

Unterwegs zum Zelt Gottes

Rund 400 Pilger aus dem Bistum Eichstätt bei der Sternwallfahrt nach Altötting

Madonna hat viele Fans – nicht nur in der Musikszene. Neun Fan-Busse der etwas anderen Art brachten jetzt rund 400 Gläubige aus dem Bistum Eichstätt nach Altötting, zur schwarzen Madonna. Die größte Gruppe kam aus dem Raum Neumarkt, wo die Sternwallfahrt ihren Ursprung hat: 300 Pilger in sechs Bussen, begleitet von Kaplan Clemens Mennicken, waren diesmal dabei. Im Raum Eichstätt starteten Sonntagfrüh drei Busse.

„In Gottes Namen fahren wir, nach seiner Gnad begehren wir“, lautete heuer das Motto der Sternwallfahrt. Die Fahrt am Muttertag sei „ein echter Klassiker“, erklärte Domvikar Reinhard Kürzinger, der  Leiter des Pilgerbüros Eichstätt. Zwar sei die Organisation der Busse eine logistische Herausforderung, dennoch freue er sich, dass sich auch mehr und mehr Auto- und Radwallfahrer anschließen. „Die Leute wissen dass der Bischof kommt. Das hat immer eine gewisse Sogwirkung. „Da packt man die Oma ein und fährt mit ihr auf Wallfahrt“, sagte Kürzinger.

Segen im Reisebus

Nach und nach werden die Pilger im Raum Eichstätt von drei Buslinien eingesammelt, bis auch der letzte Platz gefüllt ist. Schwester Anna Kaliszczak von den Paulusschwestern Ingolstadt ist zum ersten Mal dabei. Für die Oberschlesierin ist die Wallfahrt etwas Besonderes: „Bei uns in Polen hat das Pilgern eine große Tradition, meine persönliche Intention als Ordensschwester ist es, dabei auch Glaubensbotin für andere zu sein.“

Brigitte Bergmann und Tea Heigel aus Egweil sind bereits erfahrene Wallfahrer: „Wir sind seit über fünfzehn Jahren dabei und freuen uns jedes Jahr auf die schwarze Madonna und die Atmosphäre in der Gnadenkapelle von Altötting.“

Traditionell beginnt die Buswallfahrt mit dem Pilgersegen. Feierliche Pilgerstimmung kommt auf, als die Pilger gemeinsam Rosenkränze beten, Litaneien sprechen und Lobgesänge anstimmen. So entsteht eine andächtige, fast meditative Stimmung. Behände und mit viel Routine gleiten die Perlen der Rosenkränze durch die Finger, bis das Ortsschild von Altötting erreicht ist. Das letzte Stück legt die Pilgerschar zu Fuß zurück, hinauf bis zur St. Anna-Basilika. Die Sternwallfahrt beschränkt sich dabei nicht nur auf Altötting als einen der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Bayern, betont Kürzinger: „Zusammengenommen leuchtet dieser Stern die ganze Wallfahrtssaison, mit vielen unterschiedlichen Pilgerstrahlen.“ Da die Basilika derzeit von Grund auf saniert wird (die KiZ berichtete), findet der Pontifikalgottesdienst mit Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB erstmals in einem Festzelt neben dem Gotteshaus statt. „Die Pilgerstelle der Diözese will einen Beitrag leisten und spendet 5.000 Euro für die Sanierung und den Innenanstrich“, verkündet Kürzinger am Ende des Gottesdienstes. Er hält dabei einen Pinsel in der Hand, um zu zeigen: Eichstätt bringt Farbe ins Spiel.

Für die musikalische Gestaltung  der Messe sorgen der Pfarrchor, sowie ein Orchester aus Altötting. Bischof Hanke hebt in seiner Predigt die Bedeutung der Muttergottes gerade am Muttertag hervor. „In Maria haben wir eine Mutter, an die wir uns immer wenden können.“ Auch das Festzelt sei ein Bild für die selige Jungfrau Maria: „Maria ist das Zelt Gottes auf der Welt. Sie hat Christus in die Welt getragen.“ Sie sei das eigentliche Zelt Gottes, das Schutz bietet und für die Aufbruchsbereitschaft stehe: „Mit Maria sind wir in guter Pilgerschaft und an der Hand Mariens wollen wir unseren Pilgerweg weiter gehen. Nur wenn wir Christus in uns aufnehmen und weiter geben, macht unser Pilgern auch Sinn.“

Maria als Kraftquelle

Nach dem Gottesdienst und einer kurzen Mittagspause haben die Pilger die Möglichkeit in den zahlreichen Geschäften Rosenkränze, Madonnen und andere Devotionalien zu erstehen. In der anschließenden  Maiandacht erhalten die frommen Souvenirs den Segen. Auch Josef Bergmann, Pilgerführer der Gruppe aus Neumarkt ergreift die Gelegenheit: „Mir ist es immer wichtig ein Andenken mitzunehmen“, sagt er und präsentiert stolz seine neue Plakette von der Gnadenkapelle. Der Besuch der Kapelle ist für die meisten Pilger der Höhepunkt des Ausflugs. Neben dem Bruder Konrad-Brunnen und dem Grab des heiligen Konrad ist die Gnadenkapelle mit der schwarzen Madonna in Altötting der Hauptanziehungspunkt für Pilger aus der ganzen Welt. Auch Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. waren schon zu Besuch in der kleinen Kapelle. Schon der Eingang ist beeindruckend und mit zahlreichen Votivtafeln verziert. Tritt man in den kleinen Kuppelraum sieht man sie: Gekleidet in einem Gold verzierten Gewand und umrahmt von Kerzen steht die schwarze Madonna im Zentrum des Raumes. Ihren Namen verdankt sie der dunklen Firnis, die der Marienstatue über die Jahrhunderte ein schwarzes Antlitz verliehen hat. Man merkt schnell, dass dies ein besonderer Ort ist, der mit seiner speziellen Aura die Pilger seit Jahrhunderten in seinen Bann zieht. „Wenn wir zu einem Gnadenort wie Altötting kommen, dann dürfen wir sagen: Wir sind zu Hause bei der Mutter Gottes“, erklärt Kaplan Clemens Mennicken. „Für mich ist Maria nach so einer Wallfahrt eine Kraftquelle. Man geht hinaus und hat wieder einen anderen Blick auf das Leben.“ Maria, die Mutter Gottes, werde immer ein Anziehungspunkt für Pilger sein. Ein Star auf den sich nicht nur Strahlen einer Sternwallfahrt ausrichten.          

Johannes Heim, Kirchenzeitung Nr. 20 vom 19. Mai 2013