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Ehrfurcht, Respekt, Bewunderung

Stimmen aus dem Bistum Eichstätt zum angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt XVI.

Christian Gärtner, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt: „Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat mich völlig überrascht. Es ist ein historisches Ereignis und Papst Benedikt hat damit deutlich gemacht, dass niemand sich um jeden Preis auf immer an ein Amt, und sei es das Amt des Papstes, binden und gebunden fühlen muss. Mit ihm geht auch die Ära der noch unmittelbar am Konzil Beteiligten in der Leitung und an der Spitze der Kirche zu Ende. Er ist sich und seiner Theologie dabei immer treu geblieben und hat dadurch entgegen mancher Erwartungen sowohl seiner Bewunderer wie seiner Gegner immer wieder mit brillanten Beiträgen überrascht. Für mich bleibt sein Pontifikat verbunden mit dem großen theologischen Thema, das er gleich in seiner ersten Enzyklika durchbuchstabiert hat, dass Gott die Liebe ist (‘Deus Caritas est’), und damit dass er an der Spitze der Kirche entschieden gegen jede Vertuschung oder Verharmlosung von sexuellem Missbrauch in der Kirche gewirkt hat.“

Mutter Franziska Kloos, Äbtissin des Benediktinerinnen-Klosters St. Walburg im Eichstätt: „Nach dem ersten Schock über die Nachricht vom Rücktritt des Papstes kann ich nur voll tiefer Ehrfurcht und Bewunderung vor diesem Schritt sagen: Der heilige Vater hat seine Entscheidung, den Petrusdienst nicht mehr länger auszuüben, in voller innerer Freiheit getroffen. Die katholische Kirche hat in diesem Papst einen Zeugen für die Wahrheit des Evangeliums, für den Glauben an Jesus Christus und für eine gelebte, ungeheuchelte Liebe zu allen Menschen. Leider war es mir nicht vergönnt diesem großen Papst persönlich zu begegnen. Begegnet bin ich ihm aber in seinen päpstlichen Verlautbarungen, ganz besonders in seinem großen Werk ‘Jesus von Nazareth’. Dieses Buch ist nicht nur das Werk eines herausragenden Theologen, sondern vor allem die Frucht eines langen Lebens auf Christus hin – ein Vermächtnis für uns alle.“

Dr. Christian Löhr, Sprecher des Eichstätter Priesterrats und Pfarrer von Roth: „Als ehemaliger Regensburger Domspatz kannte ich den Papst schon als Kardinal, weil er damals oft seinen Bruder besuchte. Aus dieser Zeit ist eine persönliche Beziehung gewachsen. Ich weiß um seine große Sensibilität als Mensch, seine große Integrität – dass man sich auf jedes Wort, das er sagt verlassen kann – und natürlich um seine intellektuelle Brillanz. Er hat ja, als er zum Papst gewählt worden war, bereits gesagt, dass er zurücktreten würde, falls er die Bürde nicht mehr tragen könne. Er ist sich auch darin ganz treu geblieben. Er merkt, dass ihm nicht mehr die Kraft zur Verfügung steht, die katholische Kirche mit all den Herausforderungen, vor denen sie gerade heute steht, zu leiten.“

Dr. Dorothea Deneke-Stoll, Präsidentin der evangelischen Landessynode: „Vor dem angekündigten Rücktritt des Papstes habe ich allergrößte Hochachtung. Es ist ein Zeichen von Souveränität und hohem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Kirche, dass Papst Benedikt XVI. sich angesichts nachlassender Kräfte zu diesem auch kirchengeschichtlich bemerkenswerten Schritt entschlossen hat. Sein hohes wissenschaftliches Ansehen wird uns ebenso in Erinnerung bleiben wie seine besondere Verbundenheit zu seiner bayerischen Heimat. Auch für mich als evangelische Christin war es eine beeindruckende Erfahrung, den Papst 2009 in Regensburg und 2012 in Rom anlässlich seines 85. Geburtstages persönlich erleben zu dürfen. Ich wünsche ihm von Herzen noch viele erfüllte und gesegnete Jahre.“

Prof. Dr. Richard Schenk, Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU): „Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Papst Benedikt XVI. und den von ihm genannten Beweggründen. Die Entwicklungslinien der Kirche und ihrer Institutionen hängen zwar nicht primär von Individuen ab. Alles andere wäre auch gegen die Absichten der besten Kräfte in der Kirche. Jedoch hat Papst Benedikt schon als Erzbischof von München und Freising an der Gründung der KU mitgewirkt und sie dauerhaft stets als Freund und Förderer begleitet. Er erhielt 1987 als Erzbischof von München und Freising die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität. Als Papst legte er den deutschen Bischöfen die KU bei deren Ad Limina-Besuch im November 2006 besonders ans Herz. Es ging ihm theoretisch wie praktisch um die Einbettung der Wissenschaft umfassend im Humanum – im Horizont menschlicher Transzendenz. Mit Respekt vor seiner Entscheidung wird sich die Katholische Universität dieser Aufgabe weiterhin dankbar und entschlossen stellen.“

Renata Fuß-Hanak, Diözesanvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds: „Es war für mich ein überraschender aber auch menschlich verständlicher Schritt. Wir dürfen jetzt nicht nur an das denken, was wir verlieren, sondern sollten dankbar sein, dass er damals dieses Amt übernommen hat. 2005 konnte er nach der langen Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation nun als Papst seine persönlichen Merkmale in der Öffentlichkeit zeigen: seine Menschenfreundlichkeit und seine Liebenswürdigkeit. Seine tiefe Gläubigkeit und Spiritualität wird uns immer begleiten. Ich habe jede Woche im „L’Osservatore Romano“ seine Grußworte und Reden gelesen. Die haben mir sehr viel gegeben.“

Gabi Gess/Andrea Franzetti,Kirchenzeitung Nr. 7 vom 17. Februar 2013