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„Gespannt, was da alles kommt“

Prof. Richard Schenk hat sein Amt als Präsident der Katholischen Universität Eichstätt angetreten

Am 1. Oktober trat Professor Richard Schenk sein neues Amt als Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) an. Der gebürtige US-Amerikaner ist Theologe, Priester und Dominikanermönch. Die KiZ sprach mit ihm über seine Pläne.

KiZ: Herr Professor Schenk, wir sitzen hier zusammen, etwas mehr als vier Monate nach Ihrer Wahl zum Präsidenten der KU und ganze zwei Tage vor Ihrem Amtsantritt. Sind sie nervös?
Prof. Richard Schenk: Nervös würde ich nicht sagen, aber vielleicht etwas gespannt, was da alles kommt. Es gibt vieles, was man nicht selber in der Hand hat, und selbst das, was man in der Hand haben sollte, ist noch am Werden. Man ist, wie in allen Dingen, ein bisschen auf die Gnade Gottes angewiesen.

Haben sie sich schon eingelebt?
Schenk: Eingelebt noch nicht, weil ich erst um Weihnachten herum zu einer eigenen Wohnung kommen werde, deshalb bin ich momentan noch eher Gast in Eichstätt. Von den 16 Wochen die zwischen Wahl und Amtsantritt liegen, war ich aber zehn Wochen hier und habe mir ein Bild von Land und Leuten verschafft. Ich bin sehr angetan. Sowohl von der Universität als auch von der Bevölkerung und von der schönen Landschaft hier.

Ich habe auch schon Begrüßungsworte bei zwei Ausstellungen gesprochen, eine zu Johannes von Eych. Er war Mitte des 15. Jahrhunderts Eichstätter Bischof und begeisterter Anhänger des Konzils von Basel. Zeitlebens wollte er die gute Seite dieses Konzils in Kirche und Gesellschaft umsetzen.Das hieß im Grunde: Reform und Humanismus. Humanismus als Entdeckung von neuen Quellen, die Erweiterung des wissenschaftlichen Kanons.

Reform als Erneuerung in Kirche und Gesellschaft. Er hat sein ganzes Leben dafür investiert. Wenn man eine Universität wie Eichstätt anschaut, und überlegt: Was ist da wichtig, könnte man sagen, auch heute noch sind Reform und Humanismus wichtig. Eine Art Verlebendigung des Geistes und eine Erschließung neuer Quellen. Da hat sich nichts geändert.

Kannten Sie die Universität Eichstätt schon vor Ihrer Bewerbung hier?
Schenk: Ich war 14 Jahre lang in München und war gerade Student, als die KU gegründet wurde. Das habe ich immer interessiert mitverfolgt, gerade weil es die einzige katholische Universität in Deutschland ist, das war und ist schon
etwas ganz Besonderes. Mit Faszination und Wohlwollen habe ich immer geschaut, was da in Eichstätt läuft.

Angesichts Ihrer überraschenden Wahl, der Wahl eines Ordensmannes in das Präsidentenamt einer katholischen Uni, stellte sich ein Journalist die Frage, ob es sich da um einen Deal mit der katholischen Kirche handle?
Schenk: Eichstätt ist klein. Das hat einen großen Reiz, die Studierenden mögen das auch, es hat Vorteile. Aber auch Nachteile. Es dauert nicht lange, bis Gerüchte herumspuken. In einer Großstadt sind die Räume größer, der Widerhalleffekt ist weniger ausgeprägt. In Eichstätt kann man gleich irgendeine Fabelgeschichte in die Welt setzten und morgen kennt sie jeder.

Gleich nach der Wahl haben Sie gesagt, die Identität dieser Universität lässt sich nur über Relationalität erreichen. Was heißt das?
Schenk: Das ist Grundlagenreflexion und kommt in tausend verschiedenen Anwendungen vor: Es gehört zu einem gelungenem Selbst-Sein, auf andere Bezug zu nehmen. Man kann aber auf andere nicht erfolgreich Bezug nehmen, wenn man kein Selbst-Sein hat. Wer kein Bild von sich selber hat, kann anderen nicht helfen.

Michael Heberling u. Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 41 vom 9. Oktober 2011