Zum Inhalt springen

Partnerschaft auf festem Grund

Der Diözesanrat Eichstätt tagte im Partnerbistum Leitmeritz / Memorandum unterzeichnet

Jede Menge Premieren für die Bistümer Eichstätt und Leitmeritz gab es am ersten Oktoberwochenende. Die wichtigsten: Zum ersten Mal in seiner Geschichte tagte der Eichstätter Diözesanrat außerhalb seines Bistums, und zum ersten Mal haben beide Bistümer ihre jahrzehntelangen Beziehungen auf eine neue Grundlage gestellt.  Die Diözesanbischöfe Gregor Maria Hanke OSB und Jan Baxant  unterzeichneten nach einem feierlichen Pontifikalamt im Dom St. Stephan in Leitmeritz ein Memorandum zur Bistumspartnerschaft.

Leitmeritzer Lagebericht

Fast 60 Teilnehmer hatten sich auf den Weg nach Nordböhmen gemacht, neben dem Bischof auch die Domkapitulare Alfred Rottler und Prälat Christoph Kühn, Weltkirchebeauftragter des Bistums Eichstätt.

Gleich am ersten Abend schilderten Bischof Baxant und sein Generalvikar Stanislav Pribyl den Gästen aus Eichstätt die pastorale Situation in der Diözese Leitmeritz. Der Neuaufbau des geistlichen Lebens in Tschechien müsse sehr langsam und Schritt für Schritt erfolgen, erklärte Bischof Baxant. Dabei sprach er der Eichstätter Delegation seinen Dank dafür aus, dass diese das Bistum Leitmeritz in seinen Bemühungen unterstützten. Generalvikar Pribyl lieferte nicht nur eine Menge aktueller Zahlen, sondern verstand es auch, die gegenwärtige Situation aus den historischen Entwicklungen heraus verständlich zu machen. Heute sind im gesamten Bistum rund zwölf Prozent der 1,3 Millionen Einwohner katholisch. Die 437 Pfarreien werden von 77 Diözesanpriestern und 40 Ordenspriestern betreut. Auch wenn nur 7,9 Promille der Gesamtbevölkerung in der Diözese regelmäßig Gottesdienste besuchen, so Pribyl, „ist der Glaube in unserer Diözese dennoch lebendig“. Die Bemühungen um eine wirtschaftliche Konsolidierung der Diözese, die durch die politische und staatsrechtliche Lage im Land unumgänglich wurden, schilderte der Generalvikar eindrücklich.

Verstehen lernen

In dem nun unterzeichneten Memorandum wird die Verbindung zwischen beiden Diözesen, die auf Kontakte Heimatvertriebener aus den Gebieten in Nordböhmen bis in die ersten Nachkriegsjahre zurückreicht, urkundlich besiegelt.

Die Bischöfe betonen, dass die Diözesanpartnerschaft vor dem Hintergrund historischer und kultureller Anknüpfungspunkte einem interkulturellen und weltkirchlichen Denken und Arbeiten den Rahmen vorgeben und die Einheit im Glauben und in Werken der christlichen Liebe fördern wolle. Der Text des Memorandums verweist auch ausdrücklich auf die im Zweiten Vatikanischen Konzil formulierte Vision einer Weltkirche, die der Zunahme der gegenseitigen Verflechtungen unter den Menschen dient.

Ziel der Begegnung und des Austauschs sei es nicht, Konzepte voneinander zu kopieren. „Ziel ist vielmehr, dass wir einander so begegnen, dass wir den anderen in seinem Anderssein wahrzunehmen lernen, vielleicht auch beginnen verstehen zu lernen.“ Angestrebt ist ein Austausch darüber, wie das jeweilige Bistum aus dem Glauben Antworten auf die Lebensfragen zu finden sucht. Zur „Sicherstellung der Kontinuität der kommunikativen Lernprozesse“ werden in jedem Bistum Verantwortliche benannt. Die Fachlichkeit der Solidaritätsprojekte soll durch die Kooperation mit den zuständigen Hilfswerken gewährleistet werden.

Hautnah mit der Realität kamen die Eichstätter bei Exkursionen zu sozialen und pastoralen Projekten an sieben verschiedenen Orten in Berührung (siehe S. 13). Den Abschluss bildete ein Empfang in der Bischofsstadt im Anschluss an den Pontifikalgottesdienst. „Ich fühle mich wie bei einem Verwandtenbesuch“, fasste Bischof Hanke gegenüber der KiZ seine Eindrücke zusammen. Er habe viel gehört und gesehen „was uns für unsere Arbeit, unser Kirchesein, förderlich sein kann“.

Michael Heberling/pde, Kirchenzeitung Nr. 41 vom 13. Oktober 2013