Zum Inhalt springen

Mit jungen Christen auf Du und Du

Das Bischöfliche Jugendamt Eichstätt wird 75 / Alois Brems war der erste Jugendpfarrer

Im Sommer 1936 kehrte der junge Priester Alois Brems nach mehrjährigem Aufenthalt in Rom in sein Heimatbistum zurück. Im folgenden Jahr wurde er zum ersten Jugendpfarrer der Diözese Eichstätt ernannt und baute im Laufe seiner 13-jährigen Amtszeit das Bischöfliche Jugendamt auf, dessen 75-jähriges Bestehen in diesen Tagen gefeiert wird. In diesem Rahmen wird auch erstmals ein Förderpreis vergeben, der nach dem ersten Jugendpfarrer und späteren Eichstätter Bischof benannt ist.

Die Anfänge der diözesanen Jugendarbeit fielen in eine politisch schwere Zeit. 1938 verbot das NS-Regime die katholischen Jugendvereine in Bayern. Die bayerischen Bistümer hatten diese Gefahr heraufkommen sehen und bereits im November 1936 beschlossen, bischöfliche Jugendseelsorgeämter zu errichten. Ziel war es, die Seelsorge für die gesamte Diözesanjugend von einer zentralen Stelle aus zu organisieren und junge Katholiken in Pfarrjugendgruppen zu sammeln. So begann Brems 1937 eine Struktur für die Jugendarbeit im Bistum Eichstätt aufzubauen.

Zunächst war das Bischöfliche Jugendseelsorgeamt Eichstätt ein „Ein-Mann-Betrieb“, wie es der ehemalige Generalvikar, Dompropst Josef Pfeiffer, in einer Veröffentlichung zur Diözesangeschichte beschreibt. Alles spielte sich mehr oder weniger in der Wohnung des Diözesanjugendseelsorgers ab. Weil diese in der Nähe des Kreisleiters der NSDAP lag, war es Brems lieb, dass seine Aufgabe ihn meist in die Diözese hinausführte.

Nach dem 2. Weltkrieg erteilte Bischof Michael Rackl erneut dem Diözesanjugendseelsorger Alois Brems den Auftrag, junges katholisches Leben aufzubauen. In den ersten Nachkriegsjahren wurden für alle Dekanate im Bistum Jugendseelsorger ernannt und die ersten hauptamtlichen Laien wurden im Jugendamt angestellt.

1950 wurde der damalige Domkaplan Martin Netter zum Nachfolger von Brems ernannt. Er war ebenfalls 13 Jahre im Amt, ehe er 1963 von Michael Harrer abgelöst wurde. Dessen Amtszeit als Diözesanjugendseelsorger stand im Zeichen des Zweiten Vatikanischen Konzils „und wir haben das auch sehr stark bei unseren Schulungen aufgegriffen, erinnert sich Harrer, der heute als Ruhestandsgeistlicher in Hilpoltstein lebt, „da war schon großes Interesse da“.

Für Treffen und Tagungen bot sich das 1957 eröffnete Diözesanjugendhaus Pfünz an. Darüber hinaus „waren wir fast jeden Abend draußen in den Pfarreien zu Gruppenleiterschulungen“, erzählt Harrer. Zwei Autos gab es damals bereits für die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des bischöflichen Jugendamts, während die Jugendlichen damals noch weit weniger mobil waren als heute und deshalb die Gruppenstunden in der Pfarrei praktisch das einzige Freizeitangebot waren. Insofern sei Jugendarbeit damals einfacher gewesen als heute, überlegt Harrer, der noch heute gelegentlich von Leuten im besten Alter gefragt wird: „Kennen’s mich nimmer von der Gruppenleiterschulung?“ Und er freut sich, „dass viele auch nach der Jugendzeit aktiv geblieben sind und sich in Pfarrgemeinderat oder Kirchenverwaltung engagieren“.

Personales Angebot

Als 1972 Johann Limbacher Diözesanjugendpfarrer wurde, hatte die Würzburger Synode begonnen. Als einer von sieben Delegierten der Diözese Eichstätt nahm der junge Geistliche daran teil. Er wirkte insbesondere am Synodenbeschluss „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“ mit, der als zentrales Anliegen das „personale Angebot“ formuliert: Dass die Botschaft Jesu den Jugendlichen in glaubwürdigen Menschen begegnet – in Gleichaltrigen ebenso wie in Erwachsenen, Priestern, hauptamtlichen Mitarbeitern.

Neue Formen der Beteiligung am Gottesdienst wurden erprobt. Jugendliche formulierten selbst Fürbitten, wählten passende Lieder aus – „das alles ist stimmig gewesen“, erinnert sich der langjährige Generalvikar an seine fast zehnjährige Amtszeit als Diözesanjugendpfarrer. Während dieser Jahre wurde im Rahmen eines Modellversuchs auch erstmals ein Regionaljugendseelsorger ernannt. Georg Schmid nahm 1973 seine Tätigkeit in Schelldorf auf.

Schritt für Schritt wurden dann weitere Regionalstellen im Bistum eingerichtet. Die Ministranten, die von Dr. Ludwig Rug betreut wurden, machten in den 70er-Jahren erstmals Reisen nach Rom. „Und heute haben junge Leute die Möglichkeit, zum Weltjugendtag zu fahren“, schlägt Limbacher einen Bogen zur Gegenwart in einer globalisierten Welt. „Junge Leute leiten immer eine neue Zeit ein. Insofern ist es für die Kirche immer wichtig, mit jungen Leuten Verbindung zu halten. Sie verdienen alle Aufmerksamkeit der Älteren.“

Versuchskaninchen

Diese Aufmerksamkeit brachte auch Klaus Wolf jungen Menschen entgegen. Er wurde 1969 der erste kirchliche Jugendpfleger in der Diözese Eichstätt mit Sitz in Nürnberg-Langwasser. „Ich war das Versuchskaninchen“, lacht der 74-Jährige. Wolf, der bereits Mitte der 60er-Jahre Mitarbeiter im Bischöflichen Jugendamt war, arbeitete bis 2002 mit insgesamt sieben Diözesanjugendpfarrern zusammen: Martin Netter, Michael Harrer, Johann Limbacher, Manfred Winter, Leodegar Karg, Josef Blomenhofer und Josef Funk.

Und auch den Nächsten in der Reihe, Martin Geistbeck, kennt er gut, hat er ihn doch schon als Jugendlichen in Nürnberg-Langwasser oder bei Schulungen in Pfünz betreut. „Der Klaus, das war mein Jugendpfleger“, sagt Geistbeck, und in seinen Worten schwingt die alte Vertrautheit noch mit. „Er war unsere Rückendeckung, unser Motivator, war immer für uns da.“ Er habe die jungen Leute spüren lassen: Da hat jemand Interesse an mir als Mensch und als Christ.

Höhen und Tiefen

Als Diözesanjugendseelsorger erlebte Geistbeck den Weltjugendtag in Köln, dem der Weg des Weltjugendtagskreuzes durch die Diözese Eichstätt und die Tage der Begegnung vorausgingen. Auf diesen Höhepunkt seiner Amtszeit folgte ein Tiefschlag: Im Bischöflichen Jugendamt wurde aufgrund diözesaner Sparzwänge pädagogisches Personal abgebaut, das nach Ansicht Geistbecks jetzt zum Beispiel für „Tage der Orientierung“ mit Hauptschülern fehlt. Junge Leute ein Stück ihres Weges zu begleiten, zu erleben, wie sie im Ehrenamt ihre Fähigkeiten und Talente entfalten, „das war eigentlich das größte Geschenk für mich“, spricht Geistbeck wohl allen bisherigen Diözesanjugendseelsorgern aus der Seele.

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 48 vom 25. November 2012