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„Mein Provinzial erwartet mich zurück“

Pfarrei übergeben, Ruhestandsalter erreicht: Pater Josef Gerner bleibt in Afrika

Heuer reist Josef Gerner seinem Weihnachtsbrief sozusagen hinterher. Der Combonimissionar aus Uganda ist auf Heimaturlaub und fand auch Zeit zu einem Gespräch mit der KiZ.

Im Brief vom Advent 2013 erfuhren die „Missionsfreunde“ von der Verlängerung der Dienstzeit in der Pfarrei Omiya Anyima, Aufschub sozusagen bis zur Übergabe der Pfarrei. In einem halben Jahr erweiterte Gerner also unter anderem noch die zu klein gewordene Pfarrkirche, führte 350 Jugendliche zur Firmung. Am 21. September war dann nicht nur Einweihung der neuen Heilig Kreuz-Kirche sondern zugleich Übergabe der Pfarrei von den Combionimissionaren an den Ortsklerus. Vier Mal hat Gerner eine solche Übergabe schon erlebt, zuletzt in Kitgum, wo er elf Jahre wirkte. Solch eine Übergabe sei eine zweischneidige Sache gesteht er: „Wir tun, was Comboni sagt, ‘Afrika durch Afrika’, wir machen nach getaner Arbeit Platz“. Dennoch sei der Abschiedsschmerz jedes Mal, auch jetzt wieder, groß: „Es tut so weh! Man wächst so gut zusammen!“

Der mittlerweile 79-jährige Meckenhausener ist, wenngleich im besten Ruhestandsalter, gesund und munter: „Mein Provinzial aus Uganda erwartet mich nach dem Heimaturlaub zurück zur Mitarbeit in einer großen Pfarrei in Kalongo“.

Mut durch Evangelium

Und Gerner folgt gerne, sein Herz hängt an seiner ostafrikanischen Wahlheimat, wiewohl er dort schlimme Zeiten erleben musste: bei seiner Arbeit in den Elendsvierteln der Großstadt in den 80er-Jahren, bei seiner Arbeit mit Kindersoldaten in den 90ern, in vielen kritischen Situationen, wirtschaftlichen Notzeiten, kriegerischen Auseinandersetzungen, durch Gewalt oder auch durch Krankheit in lebensbedrohlicher Gefahr. „Von Natur aus bin ich ein Feigling, aber dort unten, im Krieg, da hatte ich keine Angst“, sagt Gerner. „Mein Mut in Freiheit zu reden und zu handeln“, davon ist er überzeugt, „kam durch das Evangelium“.

Zusätzlichen Elan bezieht der Combonimissionar von Papst Franziskus. Der spreche mit der persönlichen, lebendigen Erfahrung aus den Elendsvierteln seiner Heimat, nicht systematisch-theologisch, „das hat Pfeffer“ findet Gerner und imponiere ihm.

„Ich bleibe Pfarrer“
Pater Reinaldo Brumberger schreibt aus Bolivien

Wie jeden Advent schrieb auch wieder Pater Reinhold Brumberger. Der Franziskanerpater lebt und arbeitet seit 1979 in Bolivien.

Die Ernennung des dortigen Ordensprovinzials zum Weihbischof von La Paz brachte den 69-jährigen gebürtigen Auracher in die engere Wahl um die Nachfolge in diesem verantwortungsvollen Amt. Es waren gesundheitliche Gründe und das Alter, die Padre Reinaldo darum bitten ließen, statt seiner einen jüngeren, gesunden und einheimischen Mitbruder zu wählen. So ist Brumberger nach einer kurzen Zeit, in der er als Vizeprovinzial den Übergang zu gestalten hatte, jetzt wieder Pfarrer von San Antonio in der Großstadt Santa Cruz.

Seit neun Jahren wirkt er mit vier weiteren Mitbrüdern in der Pfarrei mit ihren 13 Außenstellen und rund 50.000 Seelen. Das Leben dort mit Kirche, Gemeindezentrum, Krankenstation für Ordensangehörige und einem Tagungshaus, dem „Centro Franciscano“, läuft gut, berichtet Brumberger. In vielen Filialen sind Gebetsräume oder Kapellen entstanden, die Pastoral funktioniert: 350 Firmlinge zähle man und 100 Hochzeiten. Die Pfarrcaritas werde nach und nach verbessert, der dringend notwendige Einsatz kompetenter Lehrer, aber auch von Sozialarbeitern, sei immer eine Frage des Geldes – Brumberger unterstützt hier mit Spendenmitteln. Weiterhin ist er auch immer noch Kolpingpräses des Regionalverbands.

Brumberger berichtet auch über den Fortgang früherer Projekte in seiner ehemaligen Pfarrei in Concepcion, wo er 26 Jahre lang gewirkt hatte: „Es war eine gute Zeit!“ Ein deutscher Weltpriester ist dort sein Nachfolger.

„Bitte nicht abheben“
Pfarrer Alfredo Hiller schreibt aus Brasilien

Zuspruch aus Brasilien: „Vergelt’s Gott, dass Deutschland nicht nur finanziell in vielen Ländern hilft, sondern auch immer mehr Flüchtlinge aus den Kriegs- und Krisenregionen aufnimmt, beeindruckende Beispiele christlicher Solidarität“. Das schreibt Pfarrer Alfred Hiller aus dem Mariapolis-Zentrum Santa Maria, Igarassu, in seinem Jahreswechsel-Brief.

Der 72-jährige Eichstätter Diözesanpriester (Weihe 1970) tut dort seit 2009 mit zwei weiteren Geistlichen Dienst: „Gemeinsames Gebet, Ansprechpartner für Aussprache und Beichte, tägliche Feier der Heiligen Messe“. Dazu kommen: Aushilfe in benachbarten Pfarreien, in einer Frauen-Nervenklinik, in Strafanstalten („Die Situation der brasilianischen Gefängnisse lässt noch sehr, sehr zu wünschen übrig ...!!!“). An den Wochenenden begleiten Padre Alfredo und seine beiden älteren Mitbrüder Fortbildungskurse und Treffen von Leuten der Fokolarbewegung aus den Bundesstaaten Nordost-Brasiliens.

Den Freunden, Förderern und Spendern aus Deutschland berichtet Hiller von der 25-Jahr-Feier eines schulergänzenden Ausbildungsprojektes im 2.400 Kilometer entfernten Coroata, seinem früheren Wirkungsort. Hiller arbeitete dort fast 30 Jahre lang, unter anderem als Verantwortlicher für die Finanzen der Diözese.

Neben dem Dank für die Unterstützung aus Deutschland blickt der Beilngieser auch dankbar auf seinen letzten Heimaturlaub während der Fußball-Weltmeisterschaft zurück. Er habe so den Schock und die Tränen bei der brasilianischen 7:1-Niederlage nicht miterleben müssen: „Schön, wir Deutschen sind Weltmeister, aber bitte nicht abheben!“

Michael Heberling, Kirchenzeitung Nr. 51/52 vom 21. Dezember 2014