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Mehr als nur „geistliches Aspirin“

Bischof Hanke und Gruppen aus Eichstätt besuchen Eucharistischen Kongress in Köln

Gott zähle nicht, „er kennt das Wort Masse nicht“, sagte Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB bei einer Katechese in der Kölner St. Kunibert-Kirche. Vor rund 600 Ordensleuten sprach Hanke beim Eucharistischen Kongress und ermunterte die Zuhörer, dass jeder Einzelne wichtig sei: „Der Herr setzt auf Sie, möchte Ihnen Mut machen.“

Hankes Absage an den alleinigen  Blick auf die Quantität lässt sich auf den Eucharistischen Kongress in Köln übertragen und relativiert so die Zahlen. Anders als bei Katholikentagen blieb der große Besucherandrang diesmal aus. Monsignore Robert Kleine, Sekretär des Eucharistischen Kongress, sprach bei der Abschlusspressekonferenz von maximal 48.000 Teilnehmern bei der fünftägigen Veranstaltung (siehe auch Seite 11).

Für viele von ihnen war nicht die Quantität sondern die Qualität entscheidend. „Es war eine Veranstaltung mit viel Tiefe“, erklärte Pfarrer Helmut Schneider. Seit 1982 ist er immer wieder bei Katholikentagen als freiwilliger Helfer im Einsatz. In Köln übertrugen ihm die Verantwortlichen diesmal die Gesamteinsatzleitung für den Innenraum beim Abschlussgottesdienst im RheinEnergie-Stadion. Neben Schneider waren noch sechs Theologiestudentinnen und Mitglieder der Jugend 2000 als Helfer in Köln mit dabei. Einige waren auch als Zuhörer zur Katechese nach St. Kunibert gekommen.

Er habe festgestellt, dass „das Wissen um den Wert der Eucharistie in erschreckendem Maß gesunken“ sei, sagte Hanke dort. Getaufte seien oft „weniger disponiert“ für die Eucharistiefeier, als sie glauben. Es gelte wieder „die Eucharistiefähigkeit“ stärker zu bedenken. Eucharistie sei nicht nur ein Mahl, „das uns der Herr schenkt“, sondern auch „ein Bekenntnis des Glaubens“. Auf die Frage einer Ordensschwester aus dem Publikum, wie die Menschen den Weg zur Eucharistiefähigkeit wieder finden können, forderte Hanke zum vorbildlichen Handeln auf: „Wir brauchen Menschen, die einladende Beispiele geben.“ Eine wichtige Rolle spielten dabei auch die Familien als Hauskirche. Die erste heilige Kommunion sei „für viele Kinder ein Fremdereignis“, das müsse sich ändern. Nach der Katechese feierte Hanke mit seinem Amtsvorgänger, Bischof em. Dr. Walter Mixa, und weiteren Geistlichen Gottesdienst. In der Predigt zum Herz Jesu-Fest ging Hanke auf die Kreuzigung ein. Das Geschehen auf Golgota mache deutlich: „Die Kirche ist ein Wunder des Heiligen Geistes“ und kein Menschenwerk.

Bistümer in Zelten

Auf dem Kölner Neumarkt waren drei Tage lang mehr als 20 kleine Pavillonzelte geöffnet, in denen  sich die deutschen Bistümer präsentierten. Der Stand der Eichstätter lag gleich neben dem des Erzbistums München und Freising. Ein fünfköpfiges Team unter Leitung von Domkapitular Alfred Rottler versorgte die Besucher dort mit Informationen und bot auch den Videofilm „Mission Bayern“ zum Leben der Bistumsheiligen Willibald, Walburga und Wunibald, zum Kauf an. Der Stand diente aber auch den Eichstätter Kongressteilnehmern als Treffpunkt.

Kurz nach ihrer Ankunft in Köln besuchten am Freitag Mitgliedereiner Gruppe von Kommunionhelfern aus dem Bistum den Neumarkt und trafen dort Hanke und Mixa sowie Mitglieder des Eichstätter Collegium Orientale (COr). Domkapitular Rektor Paul Schmidt war mit einer Gruppe von Priestern und Seminaristen an den Rhein gefahren (siehe eigener Beitrag links). Neben den Informationen auf zwei eigenen Schautafeln gab das COr bei seinen Besuchen am Bistumsstand auch direkt Auskünfte und der Chor aus dem COr trug geistliche Gesänge aus den Heimatkirchen der Kollegiaten vor. Auch bei einem Pontifikalamt im byzantinischen Ritus in St. Pantaleon trat der Chor auf. Für die Feier der Liturgie und auch für die Teilnahme am Abschlussgottesdienst hatten die Kollegiaten „alle Gewänder und liturgischen Geräte aus Eichstätt“ eingepackt, wie Vizerektor Dr. Oleksandr Petrynko erzählte.

Vor dem Gottesdienst hatte Bischof Hanke eine weitere Katechese gehalten. „Wie empfange ich die Eucharistie?“, fragte er die Zuhörer, darunter auch die Eichstätter Kommunionhelfer. Für viele Menschen sei die Eucharistie „ein subjektives, persönliches Heilmittel, das man sich gerne holt“. Dabei sei die Eucharistie viel mehr als nur „geistliches Aspirin oder geistliches Valium“. In das Brot, das gewandelt werde, habe sich „Christus selber hineingegeben“. Die Eucharistie sei „nicht statisch sondern dynamisch“. Die Eucharistie „enteignet mich, ich werde mir ein Stück weit genommen, werde in eine andere Dimension gestellt“, erläuterte Hanke. Er schilderte in der Katechese den Weg des Samens zum Brot und übertrug die Entwicklung auf das Eucharistieverständnis. „Wenn wir wollen, dass unsere Gemeinde eine eucharistische ist, müssen wir unsere Sendung in den Acker Gottes legen.“ Die Sendung werde aber „nicht ans Ziel kommen, wenn wir uns nicht hingeben“. Dabei seien „geistliche Sehnsucht“ und „gute geistliche Begleiter“ wichtig, machte Hanke deutlich.

Mehr als Keks essen

Beim Bischöflichen Jugendamt hatte man sich dies zu Herzen genommen: die Eichstätter Gruppe mit neun 14- bis 16-jährigen Mädchen wurde von fünf Kaplänen begleitet, darunter die Dekanatsjugendseelsorger aus Weißenburg-Wemding, Neumarkt und Roth-Schwabach, Martin Seefried, Peter Gräff und Sebastian Stanclik. Drei Tage lang nahmen die Eichstätter Quartier in einer Jugendherberge und besuchten das Jugendfestival des Eucharistischen Kongress, darunter einen Workshop unter der Leitung von Nils Baer vom Youcat-Zentrum Augsburg. Die Eucharistie sei mehr als nur „einen Keks essen und dabei an Jesus denken“, machte der Referent deutlich. Er gab den Jugendlichen Zuhörern Tipps für die Gruppenstundenarbeit daheim und zeigte Beispiele aus dem Firmkurs des Youcat.

Die 17-jährige Sarah aus Pleinfeld zeigte sich begeistert vom Eucharistischen Kongress. Es sei schön, „wenn man sieht, dass alle das Gleiche wollen“. Das habe ihr schon beim Weltjugendtag in Madrid gefallen. Für die 16-jährige Barbara aus Schwabach seien die Gesänge bei einer Prozession zur Kölner Elendskirche „sehr ergreifend gewesen“.

Die größte Gruppe aus dem Bistum Eichstätt kam von der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Zahlreiche junge Studenten waren mit Liturgiewissenschaftler Professor Jürgen Bärsch nach Köln gefahren (Bericht folgt). Den Eucharistischen Kongress erlebte ein junger Student „fast wie Urlaub, nur mit theologischem Input“.                     

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 24 vom 16. Juni 2013