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Liebesbündnis und Dudelsack

Beim Zeltlager der Schönstatt-Mannesjugend wird gespielt, getobt und auch gebetet

Nach dem Weckruf um acht in der Früh muss es schnell gehen. Aus den fünf Schlafzelten eilen 27 Kinder und stellen sich gemeinsam in der Nähe der Lagerfahne auf. Wenn die Chillischotten, die MC Highland Boys oder die Hottenschotten innerhalb von drei Minuten komplett aus ihren Schlafsäcken gekrochen sind, gibt es drei Punkte für die ganze Gruppe. Am Ende des einwöchigen Zeltlagers der Schönstatt-Mannesjugend (SMJ) freut sich dann eine der fünf Gruppen über einen Pokal. Weitere Punkte gibt es unter anderem beim Spülen und für einen zweiten Pokal bei den sportlichen Wettkämpfen.

Weihegespräche

Am Ortsrand von Rapperszell, auf einer Wiese am Wald, haben die Schönstätter ihre Zelt aufgeschlagen: 13 Stück. In einigen wird geschlafen, in einem lagern Äxte zum Holzhacken, Ersatzheringe und Gasflaschen, in einem wird jeden Tag gekocht und in einem anderen treffen sich die Betreuer regelmäßig zu Besprechungen. 

Als einzige Frau ist Charlotte Niebler bei der Mannesjugend mit dabei. Sie zaubert Chili con Carne, Kaiserschmarrn und Kässpätzle für die 45 Teilnehmer, Gruppenleiter und Helfer. Ihr Sohn Michael leitet das Lager. Der 20-jährige Auszubildende hat diesmal Urlaub genommen, um mit der Mannesjugend eine Woche voller Abenteuer und Besinnung zu erleben, diesmal rund um das Thema „Schottische Clans“. Bereits seit zwölf Jahren ist er immer dabei, wenn im Sommer irgendwo die Zelte aufgebaut werden, die SMJ ihr Diözesanlager aufschlägt. Als Achtjähriger nahm er zum ersten Mal teil, neben Lagerolympiade mit Sackhüpfen oder dem obligatorischen Freibadbesuch, legte er damals das Liebesbündnis ab. 

Auch in diesem Jahr sind im Lagerplan zwei Nachmittage für Weihegespräche eingetragen. „Die Weihe hat mich geprägt, und das möchte ich nun weitergeben“, erklärt der Köschinger. Das Liebesbündnis mit Maria zählt zum Wesenskern der Schönstattbewegung. Domkapitular Alfred Rottler, Schönstatt-Diözesanpräses, sieht die Marienweihe als eine Erneuerung des Taufbündnisses. Am Tag vor dem Zeltlager-Weihegottesdienst führen er und andere Gruppenleiter Weihegespräche mit den neun bis dreizehn Jahre alten Teilnehmern, die sich freiwillig in eine Liste am Schwarzen Brett eingetragen haben. Bei einem Spaziergang durch den Wald unterhalte er sich mit den Jungen: „Da geht es dann um den persönlichen Glauben.“ Getragen durch die ganze Atmosphäre des Zeltlagers würden sich viele „sehr wohl fühlen“ und  spüren „das ist etwas Gutes, da möchte ich dabei sein“. Heuer legen zwölf Zeltlagerteilnehmer das Liebesbündnis zum ersten Mal ab und zahlreiche weitere erneuern das Versprechen. Rottler lobt die gute Gemeinschaft: „Den Teilnehmern hier ist kein Gottesdienst zuviel.“ 

Er selber sei schon als Jugendlicher bei Schönstatt-Zeltlagern mit dabei gewesen und blieb auch nach seiner Priesterweihe der Mannesjugend treu. Früher habe er auch selber seine Luftmatratze mit dabei gehabt und mit gezeltet, blickt er zurück. Zum Beginn des Zeltlagers feiert er heuer mit den Teilnehmern in der Rapperszeller Kirche eine Andacht und zudem ist er beim täglichen Morgen- und Abendgebet vor Ort. Die Gebete und auch die Fürbitten für die Messen werden von einem Gebetsdienst vorbereitet. Die festen Gebetszeiten sorgen dafür „dass wir zur Ruhe kommen“, berichtet Michael Niebler. Natürlich darf auch vor dem Essen das Tischgebet nicht fehlen.

Kentenich im Wald

Etwas abseits des eigentlichen Zeltlagers liegt das Lagerheiligtum: umgeben von Bäumen haben die Kinder zusammen mit den Betreuern Altar und Ambo aus Holz aufgebaut, ein Marienbild an einen Baum gehängt und eine Figur des Schönstattgründers Pater Josef Kentenichs aufgestellt. Hier finden die Gottesdienste statt und dann greifen die Schönstätter zu einem kleinen blauen Liederbuch. An den mitgebrachten Exemplaren sieht man: Sie waren schon oft mit auf Zeltlagern, in Manching, in Kasing und in einigen anderen Ecken des Bistums Eichstätt. Beim Lagerfeuer kommt ein anderes Liederbuch zum Einsatz, genannt „Der Hydrant“. Hier finden sich Klassiker, wie „Wir lagen vor Madagaskar“ und „Fürstenfeld“. Die abendlichen Sangesrunden werden von Gitarren begleitet und auch sonst ist das Schönstatt-Lager musikalisch: passend zum Motto „Schottland“ trat ein Dudelsackspieler auf.

Der Lagerplatz „sollte wenn möglich zu drei Seiten von Wald umgeben sein“, erläutert Florian Raith. Der 20-Jährige gehört zum ZbV-Team des Zeltlagers: Zur besonderen Verwendung. Zusammen mit fünf weiteren jungen Erwachsenen ist er so etwas wie ein Hausmeister, hilft in der Küche mit, besorgt frisches Obst und Getränke, richtet umgefallene Zelte wieder her. Zum Gruppenleiter-Team gehören heuer zehn Jugendliche, acht davon sind zum ersten Mal in dieser Rolle mit dabei und haben Verantwortung für eine der fünf Zelt-Gruppen übernommen. Der 16-jährige Raphael aus Ingolstadt findet die Zeltlager der Mannesjugend „immer einmalig. Hier kann man abschalten und hier nimmt Dich jeder so, wie Du bist“.

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 34 vom 24. August 2014