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Klimaschutz auf dem Stundenplan

Diözese stellt bei Bayerischer Klimawoche das Energiekonzept des Schulzentrums Rebdorf vor

Wenn es im Physikunterricht an der Knabenrealschule Rebdorf um Energiegewinnung geht, ist für die Schüler der zehnten Klassen alles andere als trockene Theorie angesagt. Physiklehrer Dr. Peter Rögner hat gleich vor der Klassenzimmertüre eine Reihe von Anlagen, an denen er praxisnah zeigen kann, wie Alternativen  zur bisherigen Nutzung von fossilen Brennstoffen aussehen. Zum großen weitläufigen Schulzentrum der Diözese im Kloster Rebdorf gehören nicht nur Musikräume, eine Aula und eine Mensa sondern auch ein Wasserwerk, Photovoltaikanlagen und ein neues Heizwerk.

Heizen mit Holz

Die Bayerische Klimawoche, die noch bis zum 26. Juli läuft, nutzte das Referat Schöpfung und Klimaschutz des Bistums, um das Energiekonzept der Schulen vorzustellen. Umweltreferentin Lisa Amon hatte zu einer öffentlichen Führung eingeladen, bei der sich Türen öffneten und bei der es viele technische und historische Informationen gab. Gut 40 Interessierte, darunter etliche Rebdorfer Bürger, die wissen wollten, was da vor ihrer Haustüre in den vergangenen Jahren gebaut wurde, trafen sich im Schulhof vor der Mensa. Diplom-Ingenieur Werner Hausmann vom Diözesanbauamt blickte in seinen Ausführungen auf die Entwicklung des Energiekonzepts zurück. Bei der geplanten Verlegung der Maria Ward-Realschule von der Innenstadt nach Kloster Rebdorf habe es erste Überlegungen gegeben, wie sich die energetische Bilanz der Schule verbessern ließe. Mit Unterstützung der Hochschule Amberg-Weiden wurde untersucht, welche Möglichkeiten sich in, an und bei der alten Klosteranlage bieten.

Seit Ende der 1930er-Jahre verfügt Rebdorf über ein eigenes Wasserkraftwerk. Direkt an den Klostergebäuden vorbei führt ein eigens von der Altmühl umgeleiteter Bach, der lange Jahre eine sogenannte Francis-Turbine antrieb. Diese wieder zu reparieren, um damit Strom zu gewinnen, schied nach reiflichen Überlegungen aus. Stattdessen baute die Diözese ein neues Wasserkraftwerk in unmittelbarer Nähe der Schule. In einem zweiten Schritt wurde die anstehende Sanierung von Flachdächern an den Schulgebäuden genutzt, um Photovoltaikanlagen zu installieren. Ein drittes umweltfreundliches Standbein entstand mit dem Heizwerk.

Auf dem Gelände der ehemaligen Klostergärtnerei ist seit vergangenem Jahr ein Holzhackgutkessel im Einsatz, der Klassenzimmer, die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer und auch die künftige Turnhalle mit Wärme versorgt. Gut 750 Meter lang ist das Nahwärmenetz, in das der 700 kW-Kessel einspeist. Wie Hausmann bei der Führung erläuterte, fange ein Erdgaskessel mit 1,3 MW die Spitzenlast ab. Erste Berechnungen hätten ergeben, dass mit Holz 86 Prozent der benötigen Energie für das Schulzentrum erzeugt werden können. Im vergangenen Winter sei die vollautomatische Anlage nahezu fehlerfrei gelaufen. In der kalten Jahreszeit reichten die angelieferten Hackschnitzel in den Bunkern für drei bis vier Tage, erklärte Hausmann.

Die Lieferung der Hackschnitzel übernimmt die Forstbetriebsgemeinschaft Eichstätt (FBG). Wie FBG-Geschäftsführer Ludwig Schön im Gespräch mit der Kirchenzeitung deutlich machte, komme das Holz ausschließlich aus heimischen Wäldern. Somit gebe es keine langen Transportwege. Die getrocknete Biomasse wird mit großen Lastwagen angeliefert und in die Bunker geschüttet. Von dort gelangen die Holzhackschnitzel automatisch in die Brennkammer. Da das Heizwerk in unmittelbarer Nähe zu einem Wohngebiet liegt, sei ein besonderes Augenmerk auf die Rauch- und Lärmentwicklung gelegt worden, machte Hausmann deutlich. So seien einige Richtwerte freiwillig deutlich unterschritten worden.

Physiklehrer Rögner kündigte an, dass auch Besuche im Heizwerk fester Bestandteil des Unterrichts werden sollen. Vor Ort ließe sich so aufzeigen, dass Energiegewinnung nicht nur eine globale Angelegenheit ist: „Die Schüler sollen erkennen, dass sie auch selber im Kleinen etwas zum Klimaschutz beitragen können“, sagte Rögner. Er habe ein hohes Umweltbewusstsein bei seinen Schülern feststellen können. Schulleiter Peter Sandner hofft gar darauf, dass einige Schüler den Umweltgedanken auch mit nach Hause nehmen: „Vielleicht fragen sie ihren Vater: ‘Papa, können wir nicht auch auf Hackschnitzel umstellen?’.“ In einigen Schulaufgaben bringt Rögner immer wieder Beispiele aus der Praxis. So mussten die Zehntklässler schon den jährlichen Energiebedarf der Schule ausrechnen.

Das gut 30 Meter lange und neun Meter breite Heizwerk bietet auf zwei Geschossen Platz für die Kessel und sämtliche technische Anlagen sowie für den Betriebshof der Schule. Aufgrund der großen Flächen besitzen die Hausmeister einen kleinen Fuhrpark, der in Garagen über und neben den Heizkesseln geparkt wird. Zum Heizwerk gehören zwei gut 14 Meter hohe Kamine. Das Gebäude liegt in unmittelbaren Nähe zu den Gewächshäusern einer Gärtnerei. Zu den Umweltauflagen für den Bau gehört das Anlegen einer Blumenwiese. So darf die Fläche vor dem Heizwerk künftig nur noch zweimal im Jahr gemäht werden. Zudem mussten etliche Obstbäume gepflanzt werden, erklärte Hausmann.

Durch den Einsatz regenerativer Energien im Schulzentrum Rebdorf will das Bistum eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 72 Prozent auf 197 Tonnen im Jahr erreichen.

Ein Video über das Energiekonzept der Schule finden Sie unter „www.bistum-eichstaett.de/video“.

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 30 vom 26. Juli 2015