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"Heute gilt es, Farbe zu bekennen"

Bilanz zum Jahr der Orden im Bistum Eichstätt/„An den Rändern sind ganz viele, die warten“

An der Öffentlichkeit ist das Jahr der Orden eher still vorbeigegangen. Für die Frauen und Männer, die selbst diese Lebensform gewählt haben, war es aber eine Bestärkung und ein Anlass, sich zu treffen und gemeinsam nach den Quellen zu suchen,  die sie stärken. So lässt sich das Ergebnis einer kleinen Umfrage der Kirchenzeitung am Ende des Ordensjahrs zusammenfassen.

Die Ordensreferentin der Diözese Eichstätt, Schwester Cornelia Böhm von den Niederbronner Schwestern, dankt in ihrer Bilanz nicht nur den Mitschwestern und -brüdern, die sich als Gesprächspartner bei öffentlichen Veranstaltungen zur Verfügung stellten, sondern auch den Medienleuten  des Bistums, die Videoclips gedreht oder Info-Broschüren erstellt haben. Jedoch, hebt sie hervor, seien die Aktionen nicht als „Werbetour“ zu verstehen gewesen, sondern „es ging um Zeugnis“.

Die Frage nach der Präsenz  von Ordensleuten, „die muss man schon realistisch und ungeschönt sehen“, macht Böhm deutlich. Die Ordensgemeinschaften spiegelten das Bild der alternden Gesellschaft ebenso wider wie den Rückgang von Gottesdienstbesuch und religiöser Erziehung. „Ordensberufe wachsen nicht auf Bäumen“, stellt sie nüchtern fest. So sei auch der Niederschlag vom Jahr der Orden in den Pfarreien „sicher nicht groß“. Allerdings hat die Referentin in den vergangenen Jahren den Kontakt zu den Dekanen gesucht. Dieser Tage finden wieder  in allen Dekanaten Gottesdienste oder Vorträge zum Tag des geweihten Lebens statt. „Ich muss sagen, die Dekane sind engagiert und tragen das Anliegen mit“,  lobt Böhm.

Freundliches Interesse durchaus, aber nur selten tiefergehende Gespräche zum Thema Ordensleben – so fasst Schwester Margarita Schütz vom Abenberger Kloster Marienburg ihre Erfahrungen im Ordensjahr zusammen. Mit  einigen Mitschwestern stand sie zum Beispiel am Info-Stand des Ordensreferats in der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) Rede und Antwort. Das Interesse der jungen Leute? „Mäßig“, lautet ihre ehrliche Antwort.

Daheim im Kloster Marienburg machten die Schwestern ebenfalls Angebote zum Ordensjahr – von der Maiandacht bis zum Treffen am Franziskusfest.

Positive Grundstimmung überwiegt bei der Äbtissin der Eich- stätter Benediktinerinnenabtei St. Walburg, Mutter Franziska Kloos. „Es kamen mehr Anfragen und mehr Interessentinnen, die eine Zeit lang bei uns verweilen wollten“, berichtet sie. Die Internetseite der Abtei findet zu ihrer Freude viel Beachtung. Fast „boomhaft“ angestiegen sei die Zahl an  Oblatinnen, die zwar außerhalb der Abtei wohnen, aber ihr Leben an benediktinischer Spiritualität ausrichten. „Wir haben im Lauf  des Ordensjahrs fünf Frauen auf- genommen“, freut sich die Äbtissin. Für zwei weitere Anwärterin sei es in der Osterzeit so weit. Mit dem Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus zum Ordensjahr haben sich die Benediktinerinnen von St. Walburg ausführlich befasst. „Der Text wurde als Tischlesung in ganzer Länge vorgetragen“, berichtet Mutter Franziska.

Miteinander auskommen

Pater Gregor Lenzen vom Orden der Passionisten, der mit zwei Mitbrüdern für die Seelsorge an der Eichstätter Heilig Kreuz- Kirche verantwortlich ist, hat  mehrere Vorträge über das päpstliche Schreiben gehalten, das er als Ermutigung für den Ordensstand sieht, „gerade was der Papst unter dem Aspekt der Gemeinschaft sagt“. In den Orden schafften es Menschen ganz verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters, miteinander auszukommen. Was die Alterspyramide angeht, ist Pater Gregor in seinem eigenen Orden nicht bange: „Wir haben in unserer kleinen Ordensprovinz  einen schönen Nachwuchs.“

Pater Josef Lienhard, Rektor des Salesianums in Eichstätt, freuen die klaren Worte aus Rom. „Früher hat man immer gesagt: Die Reform der Kirche muss von unten  kommen. Und jetzt ist es der Papst, der sagt: Hallo Leute, wir müssen wach werden!“. An den Rändern, „da sind ganz viele, die warten“, verweist Lienhard auf den berühmten Appell des Papstes. In seinem eigenen Sprechzimmer erlebt er das fast täglich: „Hier klopfen so viele Menschen an, die in Lebenskrisen sind.“ Für diese Suchenden seien die Orden Oasen – und notwendiger denn je. Das falle aber meist erst auf, wenn ein Konvent schließen müsse.

„Es ist wichtig, von Zeit zu  Zeit an die Öffentlichkeit zu  gehen“, findet Schwester Regitta Michel, Oberin des Lauterhofener Konvents der Dillinger Franziskanerinnen in der Regens Wagner-Provinz. Für die meisten älteren Schwestern sei es ungewohnt, über sich selbst Auskunft zu geben. In ihrer Arbeit in der Pflege  seien sie völlig aufgegangen „und das war auch gut und richtig so. Aber jetzt ist eine andere Zeit,  da gilt es Farbe zu bekennen und auf dem Markt der Möglichkeiten unser christliches Profil zu zeigen“. Als gelungene Aktion zum Jahr  der Orden hebt die Oberin das  „Speed dating“ am Mentorat der KU hervor, bei dem Ordensleute sich vorstellten (die KiZ berichtete). Aber auch in Lauterhofen sei das Interesse am Ordensjahr spürbar gewesen. Kein Wunder, bei so langjähriger Präsenz der Schwestern. „Unsere Einrichtung“, freut sich Schwester Regitta, „gehört einfach zum Ort dazu“.

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 5 vom 31. Januar2016