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Herzklopfen und Weißwurst im Glas

Was Jugendliche aus dem Bistum Eichstätt beim Weltjugendtag erleben

„Ich hatte furchtbares Herzklopfen“, schreibt Lena Thiermann. Die 18-jährige Eichstätterin war „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ und erlebte die Ankunft von Papst Franziskus in Rio de Janeiro hautnah. Seit Mitte Juli ist Thiermann in Rio, um beim Weltjugendtag (WJT) als Volunteer, als freiwillige Helferin, mit anzupacken und Pilgergruppen zu betreuen. Über Facebook berichtet sie der Kirchenzeitung von ihren ersten Erfahrungen.

Die Stimmung sei großartig gewesen, als der Papst nur knapp zwei Meter neben ihr vorbei gefahren sei. „Aber trotz der Freude die herrschte, kam bei uns auch Sorge um den Heiligen Vater auf, weil er offenbar so viel Vertrauen in seine Pilger setzt, dass er in einem offenen Auto durch die Menge gefahren ist.“ Viele Pilger meinten dies sei „verrückt“, schreibt Thiermann. Sie selber bezeichnet die Fahrt im offen Papamobil als „sehr mutig und vertrauensvoll“. Thiermann ist zusammen mit ihrer Freundin Veronika Hiendl und dem Schwabacher Benedikt Rampelt nach Brasilien geflogen. Die Drei kennen sich vom Weltjugendtag in Madrid. Damals waren sie als Pilger mit dabei, diesmal sind sie als Volunteer noch näher dran am Geschehen.

Facebook-Nachrichten

Sieben Stunden dauert der Arbeitstag von Veronika Kopf. Die 24-Jährige aus Anzing bei München studiert in Eichstätt und ist bereits WJT-erfahren: in Köln 2005 war sie mit der Pfarrjugend dabei, in Sydney 2008 mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend Bayern und in Madrid vor zwei Jahren als Einzelpilgerin. Diesmal ist sie als Volunteer vor Ort und hat ihren Arbeitsplatz gleich in Strandnähe, im Presse-Zentrum. Kopf ist in der Social MediaRedaktion und kümmert sich um eine Facebook-Seite und bedient auch einen Twitter-Account, einen Kurznachrichten-Dienst. „Mit meiner Jobzuteilung bin ich sehr zufrieden“, schreibt Kopf an die KiZ. „Die ersten Tage hier waren noch sehr entspannt, weil wir immer nur höchstens halbtags Infoveranstaltungen hatten – der Rest der Zeit stand zur freien Verfügung. Daher konnte ich schon sehr viele Sehenswürdigkeiten besuchen und die Stadt erkunden.“ Mittlerweile hat der WJT begonnen und Kopf ist nun täglich von acht bis 15 Uhr oder aber in der Schicht von 15 bis 22 Uhr im Einsatz, schreibt Berichte und stellt Fotos auf die Internetseiten. Von der Hilfsbereitschaft der Brasilianer ist sie begeistert: „Wenn sie das Gefühl haben, man hat etwas nicht richtig verstanden, wiederholen sie es so lange und langsamer, bis man wirklich weiß, was sie einem sagen wollen.“

Große Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft erlebten auch die fünf Eichstätter Pilger die zusammen mit einer 24-köpfigen Gruppe aus der Erzdiözese Bamberg nach Brasilien gereist sind. Von Frankfurt aus ging es über São Paolo nach São Luis. Endstation nach gut 30 Stunden Reise: die Diözese Coroatá im Nordosten des Landes. Auf dem Programm standen dort neben dem Besuch von Basisgemeinden sowie mehrerer sozialer Einrichtungen auch die Besichtigung verschiedener Sehenswürdigkeiten und ein interkultureller Abend mit Samba- und Walzereinlagen. Hannah Lehner vom Bischöflichen Jugendamt Eichstätt hatte für die Tage der Begegnung eigens Weißwürste im Glas mit eingepackt. Schließlich sollten die Brasilianer sich im Zutzeln üben.

Frische Kokosmilch

„Die letzten Tage waren einfach überwältigend. Wer das nicht mit eigenen Augen sieht, kann sich wahrscheinlich nur sehr schwer vorstellen, was wir erlebt haben“, fasst eine Bamberger Pilgerin ihre Eindrücke zusammen. Bereits der Empfang sei „eine große Überraschung“ gewesen, heißt es in einem anderen Bericht der Bamberger BDKJ-Pressesprecherin Ann-Kathrin Thönnes. Etwa 200 Menschen hätten die deutschen Gäste trommelnd, klatschend, singend, jubelnd und tanzend begrüßt. Bei ihren Gastfamilien bekamen die Eichstätter und Bamberger Einblicke in den Alltag der Einheimischen. Und natürlich durften auch kulinarische Besonderheiten nicht fehlen. So berichten die Pilger in einem Internet-Tagebuch von „frischer Kokosmilch“ bei einem Stopp am Straßenrand, von „sehr guten gerösteten Cashewkernen“ und von Reis und Fisch.

Nach der Missionarischen Woche in der Diözese Coroatá flogen die 29 Eichstätter und Bamberger Anfang der Woche weiter nach Rio. Wie die Deutsche Bischofskonferenz meldet, sind rund 2.000 Jugendliche aus Deutschland beim WJT angemeldet. Mehr über den Eröffnungsgottesdienst, die Messe mit Papst Franziskus, die Arbeit der Helfer und die Erlebnisse der Pilger, lesen sie in der kommenden Ausgabe der KiZ.

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 30 vom 28. Juli 2013