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Gott erbaut sein Volk – auch heute

14 Frauen und Männer aus dem Bistum erhielten Zulassung zu Taufe, Firmung und Eucharistie

Wisst Ihr was? Ich lass’ mich taufen!“, verkündete die Elektromontiererin Sabine Stelzner vergangenen März. Und weder ihre erwachsene Tochter noch ihr  Freundeskreis aus der Filialgemeinde St. Pius X. in Neumarkt-Hasenheide waren von diesem Ansinnen wirklich überrascht. Denn, so erzählt die 45-jährige gebürtige Thüringerin, „dieser Wunsch hat sich schon länger durch mein Leben gezogen“. Knapp ein Jahr später ist sie nun mit 13 weiteren Frauen und Männern der Einladung des Eichstätter Bischofs Dr. Gregor Maria Hanke OSB nach Eichstätt gefolgt. In der Kapuzinerkirche werden erwachsene Taufbewerber aus der ganzen Diözese Eichstätt feierlich zum Empfang der Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie zugelassen. Mitgekommen sind auch ihre örtlichen Seelsorger und weitere Personen, die sie auf dem Weg der Vorbereitung – des Katechumenats – begleiten und sie nun im Gottesdienst öffentlich vorstellen. 14 Empfehlungsschreiben werden in einen kleinen Korb gelegt, den der Bischof auf den Altar stellt.

Fragen und Antworten

„Wir sind Zeugen eines bewegenden Augenblicks“, sagt er anschließend in seiner Predigt. „Wir sind Zeugen, dass Gott sich auch in unserer Gegenwart ein Volk erbaut.“ Die Feier in der Kapuzinerkirche wecke Erinnerungen daran, wie Jesus seine ersten beiden Jünger am Jordan aufnahm, die durch Johannes den Täufer auf ihn aufmerksam gemacht worden waren und nun viele Fragen an Jesus hatten. „Liebe Katechumenen, vielleicht ist es Ihnen auch so gegangen“, wendet sich der Bischof an die Taufbewerber. „Da war ein Freund, eine Freundin, die sie aufmerksam gemacht hat und es sind Fragen, Sehnsüchte aufgebrochen. Sie suchen vielleicht Antworten, wie die beiden Jünger damals, als sie fragten: ‘Meister, wo wohnst Du?’“. Die Antwort heiße: „Christi Ursprung liegt in Gott, dort wohnt er. Aber er ist Fleisch geworden und wohnt auch unter uns.“ Die ganze Sendung des Herrn in der Welt immer wieder sichtbar zu machen, das sei missionarische Kirche.

Der Bischof bittet nun Vertreterinnen und Vertreter einiger Pfarreien, über den Weg der Vorbereitung zu berichten, den die Katechumenen gegangen sind. Den Anfang macht der Neumarkter Dekan Monsignore Richard Distler, der dem Bischof gleich drei Bewerber aus seiner Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau vorstellen kann: Die aus Rumänien stammende Studentin Daniela Patru, die gebürtige Kubanerin Yudeisy Cruz Quintero, die in ihrem Heimatland einst die Unterdrückung des katholischen Glaubens durch das Castro-Regime kennengelernt hat, und den Informatiker Houman Feldberger aus dem Iran. Er lernte Distler kennen, als er seine beiden Kinder taufen lassen wollte „und er beschäftigt sich schon seit längerem intensiv mit den Inhalten des katholischen Glaubens“, erzählt der Dekan.

Christa Werner aus der Ingolstädter Pfarrei St. Josef stellt die junge Mutter Eunice Jme vor, „die im vergangenen Sommer ganz still und ohne Aufhebens bei uns im Gottesdienst erschien“. Die Asylbewerberin aus Nigeria wollte nicht nur ihren kleinen Sohn taufen lassen, sondern sehnte sich auch selbst danach, im Glauben eine innere Heimat zu finden. Ortspfarrer Dr. Josef Schierl brauchte Christa Werner nicht lange bitten, Eunices Katechumenatsbegleiterin zu werden: Die Ingolstädterin wirkte 26 Jahre lang als Krankenschwester und Hebamme in Uganda und ist in der Lage, sich mit Eunice fließend in Englisch zu unterhalten. „Sie freut sich sehr auf ihre Taufe“, erzählt Werner, die Eunice auch über diesen Tag hinaus noch begleiten möchte auf einem Weg, der bei Null begonnen habe und noch längst nicht zu Ende sei.

Wassertrüdingens Pfarrer Francesco Benini stellt das albanisch-stämmige Ehepaar Arlinda und Bashim Gjinushi vor. „Die zwei haben ganz besondere Katechumenatsbegleiter – ihre Kinder“, erzählt der Geistliche, der Caroline (6) und Marcel (8) aus Kindergarten und Religionsunterricht kennt. Beide Kinder sind katholisch getauft. „Der Marcel war an Weihnachten als Hirte im Krippenspiel dabei“, erzählt der Pfarrer, der sich seit vergangenem Oktober mit den Eheleuten Gjinushi trifft und ihnen hilft, eine Antwort auf existenzielle Fragen, einen Zugang zu einem erwachsenen Glauben zu finden.

Sind Sie bereit?

Alle Katechumenen treten dann aus ihren Bänken heraus und stellen sich in einer Reihe vor der Altarstufe auf. „Sind sie bereit, die österlichen Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie zu empfangen und als Glieder der Kiche aus dem christlichen Glauben zu leben, lautet die Frage und die Bewerber antworten mit „Ich bin bereit“. Der Bischof legt ihnen einzeln schweigend die Hände auf und salbt ihre Handaußenflächen mit Katechumenenöl. Den zuständigen Ortspfarrern überreicht er anschließend das Beauftragungs-Schreiben, die Bewerber durch die Sakramente in die Gemeinschaft der Kirche aufzunehmen.

„Für mich war das heute überwältigend“, sagt Sabine Stelzner beim anschließenden gemeinsamen Abendessen im Priesterseminar. „Ich fand die Feier wunderschön, und das sagen auch meine Freunde.“ Gleich zehn Leute haben sie an diesem für sie so wichtigen Tag nach Eichstätt begleitet – und natürlich ihre Katechumenatsbegleiterin, Gemeindereferentin Regine Schneider, für die die vergangenen Monate auch ein persönlicher Gewinn waren: An Menschen, für die der Glaube ganz neu sei, spiegle sich der eigene Glaube wider, „da merkt man erst wieder, welchen Reichtum man hat“.

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 8 vom 24. Februar 2013

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Video: Katechumenen im Bistum Eichstätt