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"Glaubenserweckende Pädagogik"

Fragen an Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB zum Pilotprojekt im Jahr des Glaubens

Das Ziel: dass Menschen sich neu und voll Freude für Christus entscheiden und mündige Christen werden. Die Methode: die „dialogische Weggemeinschaft“. Der Titel: „Unglaublich – wie unser Leben von Gott spricht“. Die KiZ hat beim Initiator des demnächst anlaufenden Pilotprojekts, Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB, nachgefragt.

KiZ: Herr Bischof, wie kommt das Pilotprojekt „Unglaublich – ...“ zustande?

Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB: Wir sprechen immer wieder von Neuevangelisierung und meinen: wir dürfen uns nicht einfach nur in unserem gewohnten Biotop bewegen, wir müssen ein Stück weit ausbrechen, Leute ansprechen, die vielleicht perplex sind, dass wir sie ansprechen, weil sie schon gar nicht mehr mit uns rechnen. Neuevangelisierung in dem Sinn, dass wir nur unser kircheninternes Milieu wieder auf Hochglanz bringen, das wäre ein Widerspruch in sich. Denn Neuevangelisierung heißt, die Frohe Botschaft hinaustragen und Menschen, die bisher vielleicht weit weg sind, es zuzutrauen, dass sie den Weg des Glaubens gehen und Zeugen werden können. Genau das will die dialogische Weggemeinschaft erreichen.

Steckt dahinter die Erkenntnis, dass die überkommenen Wege der Glaubensweitergabe, des Glaubenteilens, überholt sind?

Bischof Hanke: Ich würde nicht sagen überholt, aber sie sind nicht mehr passend für jede Situation, die wir heute antreffen können. Was wir heute wieder viel stärker brauchen, wenn wir die Tür zum Glauben aufmachen wollen, ist, dass wir den Menschen ernst nehmen. Und dieses Pilotprojekt soll genau da ansetzen: dass der Mensch zunächst ernst genommen wird und sich so selbst ernst zu nehmen lernt. Denn wenn er das tut, sich selbst so erlebt, wie Gott ihn gemeint hat, dann entdeckt er auf einmal selbst in seinem eigenen Leben die Anrufe Gottes.

Das Konzept der dialogischen Weggemeinschaft ist weder Exerzitienkurs noch kirchliche Bildungsveranstaltung ...

Bischof Hanke: Richtig. Wir gehen in jeder Hinsicht neue Wege – schon in der Werbung, bei der Einladung und dabei, wen wir einladen, das geht quer durch alle Lebenswelten. Grundsätzlich gilt, was uns schon Paulus gesagt und vorgelebt hat, dass sich Christentum an kein geschlossenes Milieu binden darf. Wir sind zu allen geschickt und dem haben wir Rechnung zu tragen. Das soll sich in unserem Kurs zeigen, wenn nicht nur religiös Sozialisierte angesprochen und eingeladen werden. Wichtig ist, es geht bei dem Projekt nicht um das Kognitive, das Wissen, es geht vielmehr um eine „glaubenserweckende Pädagogik“. So wichtig der Katechismus, das Credo ist, es genügt nicht, dass wir das den Menschen vorsagen und dann hoffen, dass sie irgendwie Feuer fangen.

Kann ihr Pilotprojekt auch in die Gemeinden hinein wirken?

Bischof Hanke: Es treibt mich schon lange um, dass wir sozusagen eine pastorale Schiene finden für Glaubensqualifizierung und -vertiefung. Unsere Ehrenamtlichen sollen ja Überzeugte sein. Bisher machen wir es doch so: Da gibt es Ämter zu vergeben und wir klopfen so lange, bis sich jemand hat breitschlagen lassen. Auch wenn da so Viele wirklich sehr wichtige, gute Arbeit machen, aber eigentlich nehmen wir den Menschen ja mit dieser Methode zunächst mehr an Lebensqualität, als wir ihnen an Lebenserfüllung schenken können. Das müssen sie sich dann selber holen. Gehen wir doch den umgekehrten Weg: Wir bieten Euch die Chance zu erfahren, dass Glaube erfüllt und dass so die Lust wächst, sich zu engagieren. Ich habe vor Augen, dass die Kirche der Zukunft sehr viel stärker noch vom Ehrenamt abhängig sein wird, aber dieses Ehrenamt kann nicht allein struktur-effizient arbeitstechnologisch organisiert werden. Wir müssen die Getauften in ihrer Würde ernst nehmen und sie in ihrem Glauben ermächtigen. Und daraus, hoffe ich, erwächst die Bereitschaft zur Mitarbeit, letztlich der Drang, den Glauben miteinander zu teilen. Dafür ist das Projekt genau richtig.

Interview: Michael Heberling, Kirchenzeitung Nr. 9 vom 3. März 2013

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