Zum Inhalt springen

„Es kommt auf den steten Tropfen an“

Sieben Sachausschüsse arbeiten dem Diözesanrat zu/Sammler-Coaching und Leuchtturmtage

Der faire Kaffee beim Pfarrfest, der barrierefreie Zugang zur Kirche, die Hilfe für Flüchtlinge oder die Unterstützung Alleinerziehender – zu diesem und vielen anderen Anliegen hat der Eichstätter Diözesanrat schon Stellung bezogen. Ehe das jeweilige Schwerpunktthema aber  in die Vollversammlung gelangt, haben sich bereits die Mitglieder des zuständigen Sachausschusses die Köpfe darüber heiß geredet. Sieben solcher Teams sind für die bis 2018 dauernde neue Amtszeit des Diözesanrats gebildet worden. Wie sie arbeiten, was sie in den kommenden Jahren planen und welche inhaltlichen Schwerpunkte  sie setzen möchten, wollte die  KiZ von den Vorsitzenden wissen.

Arbeit und Umwelt

Arbeit-Wirtschaft-Umwelt heißt ein Sachausschuss, der in dieser Amtsperiode neu gebildet wurde und in dem die früher selbständigen Ausschüsse „Kirche und Umwelt“ sowie „Berufs- und  Arbeitswelt“ aufgegangen sind. Er zählt 22 Mitglieder – 16 Männer und sechs Frauen – und wird von Nikolaus Schmidt aus Seuversholz geleitet. Stellvertreter sind Karl Siebinger sowie Lothar Troll, langjähriger Vorsitzender des Sachausschusses Berufs- und Arbeitswelt. Geistlicher Beirat ist Diakon Kurt Reinelt. Vor Ort-Termine und  Kontaktgespräche in Betrieben oder Job-Centern und Arbeitsagenturen prägen die Arbeit des Sachausschusses. Vorsitzender Schmidt, von Beruf Finanzfachwirt  und ehrenamtlich seit vielen Jahren Präsident des kirchlichen Sportverbands DJK im Bistum, listet als künftige Gesprächsthemen das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP ebenso auf wie die „vierte Industrierevolution“, Stichwort „Digitalisierung 4.0“. Der Sachausschuss wolle außerdem das Klimaschutzkonzept der Diözese Eichstätt kritisch begleiten, kündigt  der Vorsitzende an. Ebenso beschäftige sich die Arbeitsgruppe weiterhin mit klassischen Themen wie familienfreundlicher Personalpolitik. Nicht zuletzt pflege sie den Kontakt zur Betriebsseelsorge und zu Verbänden, die sich mit der Welt der Arbeit auseinandersetzen, wie KAB oder Kolping.

Lobby für Behinderte

Den Sachausschuss Behinderten- pastoral gibt es seit 2002. Der langjährige Vorsitzende Günther Einsiedel ist heuer von Elfriede  Späth-Werner abgelöst worden. Ihr Stellvertreter ist Helmut Krauß, Geistlicher Beirat Pfarrer Alfred Grimm, der auch Diözesanverantwortlicher für die Behinderten- pastoral ist. Sonderschullehrerin Späth-Werner, die dem Pfarrgemeinderat der Ingolstädter Münsterpfarrei angehört, ist  Gründungsmitglied des Sachausschusses Behindertenpastoral. Dieser trifft sich dreimal im Jahr, einmal davon in einer speziellen Einrichtung für Menschen mit  Behinderung oder einer Pfarrei, die in Sachen Inklusion mit gutem  Beispiel vorangeht. Regelmäßig  werden die Sachbeauftragten aus  den Pfarrgemeinderäten eingeladen. Der Sachausschuss zählt 26 Mitglieder, von denen neun den  erweiterten Vorstand bilden. „Unter  ihnen sind einige mit einer Behinderung, die das Thema ja  direkt angeht“, berichtet die Vorsitzende. „Ziel ist es, Menschen mit Behinderung vom Rand in die Mitte der Kirche zu holen, wie es Papst Franziskus immer fordert.“  Leider habe die Gruppe gleich beim  ersten konstituierenden Treffen im  Priesterseminar festgestellt, dass  es keine barrierefreie Toilette gibt.  So verwundert es nicht, dass das  Thema Barrierefreiheit bei den  Anliegen des Sachausschusses an erster Stelle steht.

Kontakt nach Leitmeritz

Der Sachausschuss Christliche Ostarbeit ist eng mit dem Namen  des 2013 verstorbenen Hans Heppner  verbunden. Sein Nachfolger als Vorsitzender ist Thomas Schumann aus Kösching, der für das  kirchliche Hilfswerk Renovabis  arbeitet und damit auch beruflich  direkten Bezug zu den Themen des Sachausschusses hat. Stellvertretender Sachausschussvorsitzender ist Felix Birnthaler,  geistlicher Beirat Domkapitular Alois Ehrl. Neben der Pflege der diözesanen Partnerschaft mit dem tschechischen Bistum Leitmeritz und dem Kontakt zu Renovabis möchte der Sachausschuss die  Situation der verfolgten Christen  im Bereich der östlichen und  orientalischen Kirchen in den Blick nehmen. So war er Mitveranstalter,  als im Eichstätter Collegium Orientale des Völkermords an den Armeniern gedacht wurde.

Rund um die Familie

Dem Sachausschuss Familie- Erziehung-Schule liefert die  Familiensynode in Rom reichlich Anregungen. Vor diesem Hintergrund hat das Team heuer auch die Frühjahrsvollversammlung des  Diözesanrats auf dem Habsberg vorbereitet. Was sich in den Gesprächsrunden herauskristallisierte, etwa zum Umgang der Kirche mit Wiederverheirateten, haben die Sachausschussmitglieder vor kurzem im Bischofshaus in Eichstätt vorgestellt. Der Bischof habe ein offenes Ohr gezeigt und Gesprächsbereitschaft zu umstrittenen Fragen signalisiert, berichtet Ausschussvorsitzende  Chiara Thoma aus Schernfeld. Sachkompetenz bringt sie nicht nur als sechsfache Mutter,  sondern auch als langjährige  Religionslehrerin, Seminar- und Ausbildungsleiterin im Dienst der Diözese mit. Den Sachausschuss leitet sie in der zweiten Amtsperiode und war zuvor schon im damals noch eigenständigen Sachausschuss Schule und Erziehung aktiv. Ihr Stellvertreter im Gremium ist Norbert Scherbaum, geistlicher Beirat ist der Verantwortliche für Kinderpastoral im Bistum, Pfarrer Anton Schatz. Der Ausschuss zählt insgesamt 19 Mitglieder und befasse sich bei seinen Treffen mit der Frage „wie Kirche als Begleiterin in sämtlichen Lebenslagen wahrgenommen  werden kann“, erläutert Thoma. Zum Beispiel gehe es um kirchliche Präsenz an Ganztagsschulen oder Kindertageseinrichtungen. Auch die Forderung nach Islamunterricht auf Deutsch, unter- strichen durch ein Schreiben  an das Kultusministerium, war kürzlich Thema. „Es kommt auf den steten Tropfen an“, ermuntert  Thoma ihre Kollegen aus den  Sachausschüssen, „immer wieder etwas anzustoßen“.

Leben im Alter

18 fachkundige Mitglieder bilden den aus zwei früher eigen- ständigen Ausschüssen gebildeten Sachausschuss „Gemeindecaritas  und Seniorenarbeit“, der sich  künftig regelmäßig – mindestens viermal pro Jahr – im Caritas- Altenheim in Greding treffen will.  Vorsitzende ist Regina Vogelgesang  aus Postbauer-Heng, Stellvertreter  Johannes Schmid, geistlicher Beirat Caritasdirektor Domkapitular Franz Mattes. Vogelgesang, die sich ehrenamtlich als Caritassammlerin, in der Nachbarschaftshilfe, im Krankenpflegeverein und in der Seniorenarbeit engagiert, nennt als Langzeit-Ziel des Sachausschusses „die Förderung der Bewusstseinsbildung, dass Gemeindecaritas ein Grundvollzug von Kirche ist“. Konkret geplant ist für November ein Treffen mit den Caritas-Beauftragten in den Dekanaten des Bistums. Die Fachtagung Gemeindecaritas und  Seniorenarbeit am 27. Februar 2016  in Hirschberg soll ein Angebot für Ehrenamtliche aus dem  ganzen Bistum sein. Zur Woche für das Leben 2016, die sich mit dem  „vierten Lebensalter“ beschäftigt, wird es eine Begleitveranstaltung in  Greding geben. Nicht zuletzt plant der Sachausschuss für 2016/17 ein Coaching für Caritassammlerinnen  und -sammler.

Die Eine Welt

Lange Tradition im Diözesanrat  hat der Sachausschuss Mission- Entwicklung-Frieden. Dessen Vorsitzender Gerhard Rott gehört ihm schon mehr als 20 Jahre an. Daneben ist der hauptamtliche Weltkirche-Referent der Diözese  Eichstätt, der schon seit 1988  ehrenamtlich im Diözesanrat mitwirkt, auch langjähriges Mitglied im Sachausschuss Christliche Ostarbeit, zu dem es viele Be rührungspunkte gibt. „Unser  Thema ist ein Querschnittsthema und darum freut es mich, dass auch Mitglieder oder Vorsitzende anderer Sachausschüsse zu unseren  Info-Abenden in Pfarreien und  Dekanaten kommen. Manchmal  laden wir auch gemeinsam ein, zum  Beispiel bei Themen von Misereor,  die Armut und Umweltfragen  zugleich betreffen. Die Enzyklika ‚Laudato si‘ zeigt ja: diese Themen haben Schnittstellen“. Zehn- bis 15mal pro Jahr wirke der Sachausschuss an Info-Veranstaltungen in den Pfarreien mit, informiert Rott. Die 13 Mitglieder – stellvertretender Vorsitzender ist Johann Rupp, geistlicher Beirat Pfarrer Bruno  Fischer – treffen sich vier- bis sechsmal im Jahr abwechselnd in Eichstätt, Nürnberg, Neumarkt und Herrieden. „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und die Fahrerei ist gerecht verteilt“,  erzählt Rott. Als „Hausaufgaben“ für  die frisch begonnene Amtszeit nennt  er die Unterstützung der jährlichen Aktionen der Hilfswerke und die Pflege der Bistums-Partnerschaften.

„Geh-hin-Kirche“

Als vor vier Jahren der Sachausschuss Pastorale Entwicklung im Diözesanrat eingerichtet wurde, dachte der Vorstand an ein Team, das  die anstehende Dekanatsreform  und die Überplanung der Seelsorgeeinheiten begleiten ­sollte. Aber statt  nur Ideen für andere Akteure zu  entwickeln, setzte sich im Sachausschuss immer mehr die Einsicht  durch, „dass jede Entwicklung bei  uns selber anfängt“, wie es jetzt im  Protokoll der konstituierenden  Sitzung hieß. Deshalb „enthalten  unsere Sitzungen auch Bibelteilen“, beschreibt Vorsitzende Susanne Holzner aus Gaimersheim diesen „etwas anderen“ Sachausschuss, der gleichwohl „keine Kuschelgruppe“ sei. „Bei uns wird viel  diskutiert und jeder bringt sein Päckchen von der Basis mit“. Holzner  zum Beispiel engagiert sich als gelernte Erzieherin gerne in der Kinderpastoral ihrer ­Pfarrei, war  lange im Familiengottesdienstteam und bringt sich in die Gottesdienstgestaltung ein. Ihre Stellvertreterin im Sachausschuss ist  Maria Nerb, geistlicher Beirat  Domkapitular Alfred Rottler. Eine „Spezialität“ das Sachausschusses sind die sogenannten „Leuchtturmtage“ (zuletzt am Habsberg),  die Gesprächsprozesse in den  Dekanaten in Gang setzen sollen.

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 32 und 33 vom 9. August 2015