Zum Inhalt springen

Leseprobe der Kirchenzeitung

Durch Kreuz zum Licht

Vor 100 Jahren starb die Ordensgründerin Franziska Streitel

Die Kongregation der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter, Regulierter Dritter Orden des heiligen Franziskus von Assisi, meist kurz „Abenberger Schwestern“ genannt, gedenkt dieses Jahr zum einem am 6. März des 100. Todestags ihrer Gründerin Franziska Streitel, den die Schwestern mit einem Festgottesdienst in der Klosterkirche Abenberg begehen und zum anderen des Wirkens des Ordens seit 90 Jahren in Abenberg.

Aus Anlass der beiden Jubiläen bietet das Kloster Abenberg in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Roth-Schwabach und der Pfarrei drei Bildungsabende an, die sich mit der Geschichte und dem Wirken der Kongregation, sowie der Zukunft klösterlicher Gemeinschaften befassen.

Kurze Biografie

Amalia Franziska Rosa Streitel kam am 24. November 1844 in Mellrichstadt, Unterfranken, zur Welt. Ihr Vater Adam war Landgerichtsassessor und wurde später zum Bezirksamtmann befördert. Verheiratet war er mit Franziska Karolina, mit der er vier Kinder hatte. Franziska, die noch am Tag ihrer Geburt zuhause getauft wurde, war die Älteste. Die Eltern ermöglichten ihr eine höhere Schulbildung, die Franziska von 1858 bis 1862 im Augsburger Kloster „Maria Stern“ erhielt.

Nach ihrem Schulabschluss wollte Franziska in einen strengen Orden mit Klausur eintreten, doch ihre Eltern untersagten dies. 1866 trat sie dann in das Kloster „Maria Stern“ in Augsburg ein und erhielt den Ordensnamen Maria Angela. Die junge Franziskanerin wollte sich um Kranke kümmern, doch der Orden hatte Anderes mit ihr vor und bildete sie in der französischen Sprache und in Musik aus.

Nach ihrer Profess am 8. Juni 1868 wirkte Schwester Maria Angela drei Jahre als Lehrerin in Nördlingen und wurde dann Oberin in Altomünster und Würzburg.Doch spürte Schwester Maria Angela immer stärker, dass dies nicht ihre Berufung war. Schließlich erreichte sie, dass sie im Januar 1882 mit Erlaubnis des Augsburger Oberhirten Pankratius von Dinkel (1858-1894) den Orden der Maria Stern Schwestern verlassen und ins Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen in Himmelspforten wechseln durfte. Dort erhielt sie den Ordensnamen Schwester Petra D’Alkantara vom heiligen Josef.

Doch auch das, so wusste sie bald, war nicht ihr vorbestimmter Platz und so verließ sie am 13. Dezember 1882 das Kloster Himmelspforten und reiste zu ihren Eltern nach Bamberg. Ihr Beichtvater schickte die junge Frau nach Rom zu Pater Johann Baptist Jordan, der den Orden der Salvatorianer gegründet hatte und Schwestern für eine Neugründung suchte.

Schwester Petra kam am 16. Februar 1883 in Rom an und legte bereits am 18. März ihre Gelübde ab und wählte den Namen Schwester Maria Franziska vom Kreuz. Mit Pater Jordan konnte sich Schwester Franziska nicht einigen, wie streng das Ordensleben der neuen Gemeinschaft sei sollte. Schwester Franziska strebte in punkto Armut und Demut das franziskanische Ideal in seiner strengsten Form an.

Papst Leo XIII. (1878-1903) bestätigte am 12. Oktober 1885 die Schwesterngemeinschaft von Schwester Franziska, gab ihr den Namen „Sorores Charitatis a Matre Dolorosa“ (= Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) und ernannte Monsignore Georg Jacquemin zum geistlichen Direktor. Ende November 1885 übersiedelten 36 Schwestern mit Mutter Franziska in ein größeres Haus in der Borgo Santo Spirito gegenüber dem Vatikan. Dort betreuten sie Waisen und pflegten arme Kranke.

Die Zahl der Schwestern wuchs. 1889 erfolgte in den Vereinigten Staaten von Amerika die Gründung der ersten Niederlassung. Am 20. Oktober 1891 besuchte sie das verfallene Augustinerinnenkloster und das Grab der seligen Stilla in Abenberg, da sie hier das Klosterleben neu entfachen wollte.

1896 gelang es Monsignore Jacquemin, der seit 1894 Probleme mit Mutter Franziska hatte, da er sich zu sehr in die Leitung der Gemeinschaft einmischte, sie mit falschen Behauptungen anzuklagen und zu erreichen, dass sie als Generaloberin abgesetzt wurde.

Franziska lebte bis 1905 als einfache Schwester im Mutterhaus in Rom und dann in Castel Sant’Elia, betreute Kinder und betete viel. Mutter Franziska Streitel starb am 6. März 1911, genau an dem Tag, als Papst Pius X. (1903-1914) ihre Kongregation für immer bestätigte.

Das Kloster Marienburg in Abenberg wurde am 18. Juli 1920 von der Kongregation erworben und seit 1921 beten, lehren, pflegen und heilen am Grab der seligen Stilla die Schwestern von der Schmerzhaften Mutter.

Klaus Kreitmeir