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„Das ist es, was mir fehlt ...“

Raymund Fobes und Thomas Rieger werden am 26. Oktober zu ständigen Diakonen geweiht

Zwei ständige Diakone für die Diözese Eichstätt weiht Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB am 26.Oktober in Monheim. Beide Männer werden nebenamtlich tätig sein und weiterhin ihrem Zivilberuf nachgehen. Welche Bereiche ihnen als Diakone künftig besonders am Herzen liegen und warum sie überhaupt diesen Weg eingeschlagen haben, darüber gaben Raymund Fobes (49) aus Ingolstadt und Thomas Rieger (44) aus Monheim der KiZ Auskunft.

Fobes wuchs in Bonn mit drei Brüdern auf. Zwei wurden Ärzte, einer studierte Mathematik und Kunstgeschichte und trat dann ins Franziskanerkloster Neviges ein. Raymund, der Jüngste, spielte ebenfalls mit dem Gedanken an ein Ordensleben, weshalb er Teile seines in Freiburg begonnenen Theologiestudiums an der Hochschule der Redemptoristen in Hennef bei Bonn absolvierte und dort auch sein Diplom erwarb. In Freiburg machte er zudem einen Abschluss in Caritas-Wissenschaften.

Von Mensch zu Mensch

Bei einer Assisi-Wallfahrt für junge Erwachsene lernte Fobes, der seit langem der Franziskanischen Gemeinschaft angehört, 1997 seine spätere Frau kennen. Damals absolvierte er gerade in München eine journalistische Ausbildung und knüpfte damit an frühere Zeiten an, als er für die Ordenszeitschrift der Redemptoristen geschrieben hatte. Seine berufliche Heimat fand er schließlich beim Eichstätter Franz Sales-Verlag, für den er heute als Redakteur der Ordenszeitschrift „Licht“ tätig ist. Außerdem ist er seit 15 Jahren freier Mitarbeiter der KiZ und berichtet überwiegend aus Ingolstadt, wo er seit dem Jahr 2000 mit seiner Frau in der Pfarrei St. Augustin lebt. „Ganz wichtig“ findet er es, Seelsorge als Lebenshilfe zu verstehen und „journalistisch rüberzubringen“. Der Patron der Journalisten, Franz von Sales, sei ihm darin ein großes Vorbild.

Dass sich der 49-Jährige 2010 dem Bewerberkreis für ständige Diakone anschloss, war kein spontaner Entschluss. Schon bei einer Umfrage vor dem Abitur habe er dies als Berufsziel angegeben, erinnert sich Fobes. Jahrzehnte später holte ihn dieser Wunsch wieder ein, als er 2009 einen Beitrag für die Festschrift „50 Jahre Pfarrei St. Augustin Ingolstadt“ verfasste und dabei mit dem langjährigen Diakon Thomas Gerl intensiv ins Gespräch kam. In den folgenden Monaten „hab ich immer mehr gemerkt: Das ist es, was mir fehlt“.

So wie die Seelsorge von Mensch zu Mensch zu seinen Lieblingsthemen als Journalist gehört, so möchte es Fobes auch als Diakon halten und nennt deshalb Besuche bei Kranken – im Klinikum oder daheim – als einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit. Sein Einsatzort ist die Pfarrei St. Salvator im Ingolstädter Stadtteil Unsernherrn, wo er auch liturgische Aufgaben übernehmen wird. Seine Frau, die Lektorin in St. Salvator ist, trage seinen Entschluss, Diakon zu werden, voll und ganz mit, weiß Fobes.

Dass mit dem Weihegottesdienst auch das ständige Diakonat stärker ins Bewusstsein der Gläubigen gerückt wird, das freut Thomas Rieger. Für Monheim sei das ein schönes Ereignis, meint der gebürtige Wemdinger, der die allererste Weihe eines ständigen Diakons im Bistum Eichstätt live miterlebte: „Ich war zwölf und habe ministriert, als Werner Appl 1980 von Bischof Alois Brems geweiht wurde.“

Das Beispiel Appls vor Augen, konnte sich Rieger schon als Jugendlicher gut vorstellen, selbst einmal in dessen Fußstapfen zu treten. In der Wemdinger Spitalstiftung, wo er regelmäßig ministrierte, brachten ihn die Ordensfrauen vom Altenheim aber zunächst auf eine andere Idee: Sie empfahlen ihm einen sozialen Beruf, „und so bin ich Krankenpfleger geworden“. 1996 heiratete er nach Monheim wurde Vater und schrieb sich 1998 in den Würzburger Fernkurs Theologie ein. Denn den Wunsch, Diakon zu werden, hatte er nicht aus den Augen verloren. Aber er merkte schnell, dass er neben Beruf und junger Familie den Kopf noch nicht frei hatte. So wartete er ab, bis die drei Buben, heute elf, 13 und 16 Jahre alt, aus dem Gröbsten heraus waren, ehe er 2010 erneut mit dem Theologie-Fernstudium begann. Mit 40 Jahren wieder für Klausuren lernen zu müssen, „das war schon mühsam“, gibt er zu. Erst, als er im April dieses Jahres die letzten Prüfungen hinter sich gebracht hatte, habe er ganz entspannt und unbeschwert seiner Weihe entgegensehen können.

Papa steht mit vorne

In der Pfarrei Monheim, wo er künftig als Diakon mit Zivilberuf wirken wird, ist Rieger seit langem ehrenamtlich aktiv. Den Vorsitz im Pfarrgemeinderat hat er nach sieben Jahren heuer im Frühjahr abgegeben, als er mit dem Studium in den letzten Zügen lag. Nach wie vor ist er Vorsitzender des Krankenpflegevereins. „Da ist mir der Kontakt zur Caritas-Sozialstation ein Anliegen“, nennt Rieger eine Aufgabe, die ihn auch als Diakon beschäftigen wird. Auch die Ministrantenarbeit in Monheim, die seit drei Jahren in seinen Händen ruht, möchte er weiterführen. Ausbauen wird er seine Präsenz im Altenheim, wo er schon bisher Geburtstagsbesuche macht und nun auch Andachten halten wird. Weil er nicht mehr aktiv in der Pflege arbeitet, sondern seit 13 Jahren Pflegegutachter beim Medizinischen Dienst ist, könne er sich seine Arbeitszeit relativ flexibel einteilen, ist Rieger zuversichtlich, seine Aufgaben als Diakon mit dem Beruf vereinbaren zu können. Einige seiner Arbeitskollegen aus der Zentrale in Augsburg wollen zur Weihe nach Monheim kommen.

Ehefrau und Kinder tragen den Entschluss des Familienvaters, einen guten Teil seiner Freizeit dem Diakonat zu widmen, mit. Auch wenn einer der drei Söhne (alle drei Ministranten) ihn anfangs leicht ungläubig gefragt hat: „Papa, stehst Du dann auch mit da vorn?“                                 

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 42 vom 20. Oktober 2013