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„Begreift ihr meine Liebe?“

In den Pfarreien beginnen die Vorbereitungen auf den Weltgebetstag der Frauen 2015

Vorbereitet wurde der Weltgebetstag 2015, der unter dem Motto „Begreift ihre meine Liebe?“ am 6. März weltweit begangen wird, von Frauen aus den Bahamas, einem Inselstaat im Atlantik. Um den Tag in den Pfarreien würdig feiern zu können, finden in allen Teilen des Bistums Einführungsveranstaltungen statt. Dabei erhalten interessierte Frauen aller Konfessionen, angeleitet durch ein ökumenisches Referentinnenteam die Chance, sich mit dem Inselstaat, seinen Bewohnerinnen, der aktuellen Weltgebetstagsordnung und dem darin enthaltenen Bibeltext aus dem 13. Kapitel des Johannesevangeliums, Verse 1-17, auseinanderzusetzen. Das Plakat (Seite 32) zeigt Flamingos, die Nationaltiere der Bahamas, die sich umhüllt von Strahlen der Liebe verneigen, als Zeichen der Vergebung, des Friedens und der Liebe. Am unteren Bildende sind Füße zu sehen, die Spuren der Liebe Gottes in der Welt, die uns zur Nachfolge auf-fordern.

Land und Leute

Die erste Einführung, ein Angebot des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) Diözesanverband Eichstätt und des Katholischen Bildungswerks, fand im Pfarrheim der Pfarrei St. Walburga in Beilngries statt. 34 Frauen aus den Pfarreien Beilngries, Berching,  Breitenbrunn, Kottingwörth, Mühl- hausen, Paulushofen, Plankstetten,  Hitzhofen, Hofstetten, Pollenfeld und Preith sowie aus den Pfarreien Altmannstein und Schamhaupten im Bistum Regensburg waren der Einladung an einem Donnerstagabend gefolgt.

Zunächst stellte die Geschäftsführerin und Diözesanreferentin des Katholischen Deutschen Frauen-bunds (KDFB) Danuta Waldau, unterstützt von einer Diashow, Land und Leute vor.

Die Bahamas bestehen aus 700 Koralleninseln, von denen aber nur 30 bewohnt sind. Ein Großteil der 370.000 Einwohner lebt in der Hauptstadt Nassau, rund eine Viertel Million, auf der Insel New Providence und in der mit rund 52.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt, Freeport auf Grand Bahama, die erst vor 60 Jahren gegründet worden ist. In diesen beiden Zentren boomt der Tourismus, drängen sich die Banken und Finanzdienstleister und die Industriebetriebe des Landes. Auf den anderen Inseln leben die Bewohner von Fischfang und Gemüseanbau.

Die spanischen Eroberer nannten die Inseln vor der Küste Floridas Baja Mar (flaches Meer). Davon leiten sich die Bahamas ab. Das flache Meer, das von den großen Kriegsschiffen wegen ihres zu großen Tiefgangs nicht befahren werden konnte, sorgte dafür, dass die Bahamas vom 16. bis ins 18. Jahrhundert Rückzuggebiet und Hochburg der Freibeuter und Piraten wurden. Dies fand erst ein Ende, als die Briten einen ehemaligen Freibeuter zum Gouverneur der Inselgruppe machten. Im 19. und im 20. Jahrhundert waren die Bahamas Umschlagplatz für Waffen, Alkohol und Drogen und ein bevorzugtes Ziel für Geldwäscher und Steuerflüchtlinge.

Schatten im Paradies

Seit ihrer Unabhängigkeit 1973 gehen die Bahamas gegen ihr dubioses Image an. Erleichtert wurde ihnen dies durch die Verlagerung des US-Tourismus von Kuba auf die Inselgruppe in den 60er Jahren. Heute sind die Inseln mit ihren weißen Sandstränden und attraktiven Tauchgebieten Ziel von 1,5 Millionen sonnenhungrigen US-Amerikanern, Kanadiern, Briten und anderen Touristen, sowie von rund 4,5 Millionen Kreuzfahrtschiffpassagieren, die in der Hauptstadt Nassau oder einem anderen Ziel auf den Bahamas einen kurzen Landgang unternehmen.

Durch Tourismus und Finanzdienstleistungen zählen die Einwohner der Bahamas, von denen rund 85 Prozent Nachfahren von Sklaven sind, zu den wohlhabendsten in der Karibik. Es besteht zwölfjährige Schulpflicht, doch schließen nur wenige Mädchen die Schule ab. Grund dafür ist, dass viele sehr junge Mädchen schwanger werden und Schwangere die Schule verlassen müssen. Das ist zwar nicht vorgeschrieben, aber dennoch ungeschriebenes Gesetz.  Gerade Mädchen und Frauen, vor allem wenn sie zudem noch aus Haiti eingewandert sind, haben im Urlaubsparadies Probleme. Diese gründen in der alltäglichen Diskriminierung von Frauen, der zu frühen sexuellen „Erfahrung“, so sind zwei Drittel der bahamaischen Jugendlichen bei ihrem „ersten Mal“ noch keine 13 Jahre alt. Zudem sind bei 45 Prozent der Mädchen die ersten sexuellen Erfahrungen mit Gewalt verbunden. Aufklärung und verantwortungsbewusste Sexualität sind auf den Bahamas, deren Bevölkerung überwiegend christlich ist, immer noch ein Tabuthema. Das christliche Leben prägt in dem Land das Alltagsleben.

Den Spuren Jesu folgen

Magdalena Henrichs vom evangelischen Dekanat Ingolstadt erklärt beim Beilngrieser Abend die Gestaltung, die auf dem Fußboden auf Tüchern aufgebaut ist. Die beiden Tücher waren in zwei unterschiedlichen Blautönen gehalten: das dunkelblaue symbolisierte den Atlantik, das türkisblaue die Karibik. Darauf fanden sich auf der linken Seite Strandschlappen mit Sonnen- und Taucherbrille, eine Ananas, eine Schale und ein Krug mit Wasser und kleinen Handtüchern und schließlich eine exotische Bananenblüte. Auf der rechten Seite waren ein Strohhut, eine Flasche Rum, ein Säbel mit Silbermünzen, eine Schale voller Muscheln und die Nationalflagge der Bahamas drapiert. Über die Tücher führten Fußspuren, hier aus Pappe ausgeschnitten, die für die Spuren Jesu oder die Spuren Gottes stehen sollen.

Bevor die Referentinnen mit den Frauen über die Gestaltung des Gottesdienst sprachen, boten die Beilgrieser Gastgeberinnen ihren Gästen eine Stärkung mit Speisen und Kuchen nach Originalrezepten von den Bahamas.

In ihren Texten zur Vorbereitung und zum Gottesdienst geben die Frauen von den Koralleninseln nicht nur einen Blick hinter die Traumfassaden der Tourismusziele und Naturschönheiten, sondern sie wollen vor allem durch den Bibeltext und die Symbolhandlung der „Fußwaschung“ zeigen, dass betendes Handeln gesellschaftliche Verhältnisse zum Bessern verändern kann. Für die Frauen gehören Eigen-, Nächsten- und Gottesliebe untrennbar zusammen. Durch die gesamte Gottesdienstordnung zieht sich zudem als roter Faden, dass wir Menschen durch die Liebe Gottes etwas bekommen, aber auch etwas geben, abgeben, sollen. Das wird ganz deutlich bei der Bitte um Vergebung, weil man die Liebe nicht weitergegeben hat, oder weil man gleichgültig gegenüber der Not, den Sorgen des Nächsten ist oder aber auch, weil man zu wenig die Natur, das Wunder der Schöpfung, schützt. Geprägt sind die Texte durchgängig vom Staunen, dass Gott sie trotz ihrer Fehler liebt.

Für die eigene Feier

Beide Referentinnen gaben dann noch praktische Ratschläge oder berichteten von eigenen Erfahrungen mit der diesjährigen Gottesdienstordnung. Beide ermunterten die Frauen, den Gottesdienst in kräftigen Farben, so wie sie die bahamaischen Frauen lieben, zu begehen, zumindest durch ein Tuch in solchen Farben. Außerdem empfahlen sie zur Einstimmung karibische Musik zu spielen, bei der man „ruhig auch den Körper bewegen darf“, wie beide betonen. Problematisch haben sie das Anspiel der Fußwaschung erlebt. Diese Geste wurde von vielen als sehr intim empfunden. Zudem war es für viele Menschen schwierig, sich von Fremden berühren zu lassen. Eventuell kann man dieses Problem nur durch angedeutete Gesten lösen, „aber Sie kennen ihre Leute ja und wissen, was ihnen zuzumuten ist.“

Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung Nr. 4 vom 25. Januar 2015