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Auf einen Kaffee zum Bistumsstand

Ein Besuch auf dem Katholikentag aus Eichstätter Perspektive / Schwerpunkt Schulpastoral

Ja, das wundere ihn selbst, dass sein Ordensgewand noch so sauber sei, lacht der weißgewandete junge Dominikanerpater aus Mainz. Die Grünflächen rund um die Universität, auf denen jetzt Rindenmulch die Wege trocken hält, präsentierten sich tags zuvor wegen des Dauerregens nämlich noch als Schlammpisten. An der Hochschule stellen sich die kirchlichen Hilfswerke mit ihren Infoständen vor. Auch die Zentren „Ehe, Familie und Generationen“ oder „Globale Verantwortung und Europäische Nachbarschaft“ ziehen viele Katholikentagsbesucher an. In den Hörsälen und Seminarräumen finden pausenlos Vorträge, Podien und Workshops statt.

Quer durch die Stadt

Ein Muss für jeden Besucher ist aber auch die Katholikentagsmeile, die am anderen Ende der Stadt liegt, jenseits der berühmten Steinernen Brücke, die derzeit wegen Renovierungsarbeiten weitgehend hinter Gerüsten und Planen verschwunden ist. Als Belohnung für den anstrengenden Fußmarsch gibt es am Stand der Diözese Eichstätt erst einmal einen frisch gebrühten Espresso. Das Stand-Team hat aber auch Inhaltliches im Angebot: „Kirche geht in die Schule“, lautet das diözesane Schwerpunktthema beim Regensburger Katholikentag. Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums und der Ganztagsschule sei das kirchliche Engagement dort „immer größer und umfangreicher“ geworden, stellt Thomas Bößl fest. Mit mehreren Kolleginnen und Kollegen von der diözesanen Schulabteilung steht er abwechselnd am Bistumsstand und gibt Auskünfte über das breitgefächerte Angebot – von den „Tagen der Orientierung“ über die Schülersprechstunde oder das Schülercafé bis zur Krisenseelsorge bei Todesfällen im schulischen Umfeld.

Als Rektor einer Grund- und Mittelschule weiß Anton Lang die Unterstützung durch die Diözese zu schätzen. „Es ist ein wichtiger Bereich, in dem sich das Bistum da stark macht“, meint der Velburger Diözesanrat. Gerade in der Krisenseelsorge bewähre sich das kontinuierliche Engagement: „Es geht nicht, dass man nur punktuell in die Schulen reingeht. Man muss erst mal Vertrauen schaffen“.

Lang gehört zum harten Kern der ehrenamtlichen Katholikentagsstand-Betreuer – so wie auch seine Diözesanratskolleginnen Marlies Müller, Gerda Bauernfeind oder Barbara Keckl, für die es schon der vierte Einsatz bei einem Katholikentag ist. „Und jedes Mal gefällt es mir wieder“, sagt die junge Lehrerin und verschwindet in einer Nische des Infozelts, um frischen Kaffee aufzusetzen. Es sei schön, wenn Leute gezielt an den Eichstätter Bistumsstand kämen, erzählt sie weiter. Er sei auch ein beliebter Treffpunkt für Leute, die früher in Eichstätt studiert haben und jetzt in alle Winde verstreut sind.

Viele fleißige Helfer

Auch Luitpold Lindner aus Seligenporten hat den Bistumsstand ausfindig gemacht, weil er sehen wollte, „wie unsere Heimat hier vertreten ist“. Seine Tochter Christine, die als Ingenieurin in Regensburg arbeitet, begleitet ihn. Sie hat sich an diesem Tag früher freigenommen und kommt gerade von einer Veranstaltung über kreatives Orgelspiel. Auch für eine „Wald- und Wiesenorganistin“ seien ein paar gute Tipps dabei gewesen, meint die Seligenportnerin, die schon seit 30 Jahren Organistin in ihrer Heimatpfarrei ist, bescheiden. Auch für die Eichstätter Gruppe von Georgspfadfindern, die den ganzen Katholikentag über Dienst tun, führt der Weg regelmäßig am Bistumsstand vorbei. „Wir haben draußen am Westbad ein Zeltlager mit 200 Teilnehmern aus ganz Deutschland aufgeschlagen“, erzählt Diözesanvorsitzender André Ryznar. Aus dem Bistum Eichstätt sind 15 junge Erwachsene im Einsatz. Sie haben zum Beispiel geholfen, die Absperrungen zu organisieren.

Aus der Diözese Eichstätt sind außerdem etwa 50 Malteserinnen und Malteser angereist. Die Gliederung Ingolstadt ist mit zwei Fahrern in der Kradstaffel aktiv und führt Lotsen und Transportdienste durch. Der Ortsverein Preith unterhält eine mobile Sanitätseinheit. Die Gliederung Solnhofen beteiligt sich am Fahrdienst für Menschen, die keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können.

Fragen und Antworten

Unweit vom Eichstätter Bistumsstand erneut bekannte Gesichter: Gabriele Siegert und Dr. Peter Nothaft, Ansprechpartner für die Präventionsarbeit im Bistum Eichstätt, stellen sich im Wechsel mit Kolleginnen und Kollegen aus 16 deutschen Diözesen den Fragen, den Anliegen und auch der Kritik der Katholikentagsbesucher. Das Konzept der Diözese Eichstätt zur Prävention von Gewalt und Grenzverletzungen gegenüber Kindern und Jugendlichen nehme bundesweit eine Vorreiterrolle ein, erklärt Siegert nicht ohne Stolz. Gerade kann sie mit ihrem Eichstätter Kollegen den Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs, Dr. Stephan Ackermann aus Trier, begrüßen und den Info-Stand präsentieren. Auf großen Tafeln können die Besucher zum Beispiel Antworten notieren auf die Fragen: „Was bedeutet für Sie eine Kultur der Achtsamkeit?“ oder „Welche Wünsche haben Sie an die Präventionsarbeit ihres Bistums?“ „Das sind Antworten, die wir anschauen müssen und die beim nächsten Treffen natürlich Thema sind“, kündigt Siegert an.

Mit einem Lächeln im Gesicht durchstreift Monsignore Erwin Albrecht die Stadt. Der Eichstätter Diözesanpriester und Beauftragte der Bayerischen Bischofskonferenz für Hörfunk und Fernsehen beim Bayerischen Rundfunk mit Sitz in Regensburg freut sich, hier „seinen Heimvorteil ausspielen“ zu können und „sich als Gastgeber zu fühlen“. Über zwei Jahre hinweg hat Albrecht den Eröffnungsgottesdienst beim Katholikentag mitgeplant. Die letzten Proben fanden bei strömendem Regen statt. Um so mehr freut sich der Geistliche, dass die Kinder die La-Ola-Welle beim Friedensgruß so toll hinbekommen haben. Gerade hat Albrecht den Stand der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) besucht, die in Bayern heuer ihr 40-jähriges Bestehen feiern kann. „Das müssen Sie mal lesen“, verweist Domkapitular Alois Ehrl begeistert auf die Kommentare, die Besucher auf die Sprüche-Wand geschrieben haben und zitiert als Beispiel den Satz: „Möge uns das Feuer des Evangeliums verbinden!“ Ehrl, Pfarrer in Schwabach und stellvertretender Vorsitzender der Ökumenekommission im Bistum Eichstätt, hat in seiner Seelsorgeeinheit und im Dekanat aktiv für den Besuch des Katholikentags geworben.

Auch am Neupfarrplatz, wo sich das Caritasdorf befindet, ist die Diözese Eichstätt präsent. Die Veeh-Harfen-Gruppe „Trotzdem“ vom Caritas-Zentrum St. Vinzenz Ingolstadt unterhält mit Liedern wie „Kein schöner Land“, oder „Morning has broken“. In dem kleinen Orchester, das von Einrichtungsleiter Markus Pflüger dirigiert wird, musizieren sechs Frauen und Männer mit geistiger Behinderung. Für Stimmung sorgt auch „Incariwo“, die Band der Caritas-Wohnheime und -Werkstätten Ingolstadt, mit ihren Gospelsongs. Und als dann noch kurz die Sonne hervorspitzt, zeigt sich der Katholikentag von seiner schönsten Seite.
   
Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 23 vom 8. Juni 2014