Zum Inhalt springen

AUF EIN WORT

Zurücktreten vor dem, der kommen will

Dritter Adventssonntag, 11. Dezember 2011

Musikliebhaber kennen es: Die Ouvertüre einer Oper bringt einen Vorgeschmack auf die musikalischen Themen und Inhalte, die folgen. Was in der Ouvertüre anklingt, weckt Spannung, Freude, Sehnsucht auf mehr. Der Komponist bereitet mit der Ouvertüre sozusagen die Hörerin, den Hörer, vor auf das eigentliche musikalische Werk.

Ähnlich verhält es sich bei Johannes dem Täufer. Er bringt einen Vorgeschmack auf das Werk eines Größeren, der nach ihm kommt. Die Hörer seiner Bußpredigt werden eingestimmt auf den Messias, der bald in Erscheinung treten wird.

Der Täufer stellt sich nicht selbst in den Mittelpunkt. Er will nur Wegbereiter sein für den Messias. Deshalb lenkt er den Blick derer, die zu ihm an den Jordan kommen, auf den, dessen Würde und Bedeutung so groß sind, dass er sich selbst gar nicht wert fühlt, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Johannes tritt zurück vor dem, um den es eigentlich geht.

Wie können wir von Johannes lernen? Dadurch, dass wir wie er mit unseren Ansprüchen zurücktreten, damit der Erlöser zur Geltung kommt. Schließlich sucht Jesus auch heute den Weg hinein in unsere und die Herzen anderer Menschen.

Ein paar Beispiele kommen mir in den Sinn. Vielleicht bereiten wir Jesus den Weg, indem wir weniger über unser Christsein reden und es dafür leben. Vielleicht, indem wir das Wort Jesu „Wer unter euch der Größte sein will, der sei der Diener aller“ in die Tat umsetzen und die Demut zum Dienen aufbringen. Vielleicht, indem wir vergeben, nachgeben, abgeben, aber nie aufgeben, an der Liebe Jesu Maß zu nehmen im Umgang mit unseren Mitmenschen. Vielleicht, indem wir die Vorfreude stärken durch Minuten der Besinnung, die wir uns in der Adventszeit gönnen, damit wir wirklich froh das Fest der Menschwerdung Gottes feiern können.

Wo immer wir solche Schritte wagen, bereiten wir dem Herrn den Weg bei uns und bei anderen Menschen. Wir erleben schon einen Vorgeschmack von der Fülle des Guten, das mit dem menschgewordenen Gottessohn uns offensteht. Indem wir auf Jesus schauen, geht unser Blick weg von unserer leiblichen oder seelischen Not hin zum Notwender. Wir können das Leben mit Hoffnung gestalten, weil uns durch den gekommenen und wiederkommenden Christus die Zukunft gewiss ist.

Domkapitular Alois Ehrl, Kirchenzeitung

Lesungen zum dritten Adventssonntag im Jahreskreis B am 11. Dezember 2011