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Wie heute Christ-Sein?

3. Sonntag im Jahreskreis, 22. Januar 2012

Wie können wir heute als Christen leben, als Einzelne und als Gemeinschaft? Wir spüren ja alle den Umbruch. Eine Gestalt von Kirche vergeht. Es gibt kein beherrschendes christliches Milieu mehr, weder in Europa noch in Deutschland, weder in der Stadt noch im Dorf – und auch nicht in der Familie. Das beherrschende Milieu ist heute gegenüber Glauben, Christ-Sein und vor allem Kirche kritisch eingestellt. Da wird man nicht mehr automatisch Christ, durch die Zugehörigkeit zu einem Volk, zu einem Dorf oder einer Familie, durch Taufe, Kommunion und Firmung. Christ-Sein wird Überzeugungssache.

Im Evangelium spricht Jesus die Jünger persönlich an. Auch wir können heute nur Christen sein, wenn wir Jesus persönlich begegnen. Das kann durch andere Christen geschehen, durch eine Erfahrung christlicher Gemeinschaft, durch ein Buch. Aber nur, wenn wir persönlich den Schatz im Acker entdecken, den Wert des Glaubens, Jesus – nur dann kann ein Glaube wachsen, der trägt.

Wie die Jünger muss uns der Ruf Jesu persönlich treffen. Und wir müssen „Ja“ sagen und mit ihm gehen und uns von Jesus formen lassen. Im Gebet und beim Betrachten des Evangeliums lernen, unser Leben auf Gott zu bauen. Im Hören, im Lesen und im Austausch den Glauben tiefer verstehen. Im Alltag leben, was wir vom Evangelium verstanden haben. Der Ruf in die Lebensgemeinschaft mit Jesus ist zugleich Ruf in die Gemeinschaft mit anderen Jüngern. Wir brauchen auch heute Formen, mit anderen Christen intensiv und unverkrampft den Glauben zu teilen, im Gebet, im Austausch, in der Feier des Sonntags, in der Erfahrung echter christlicher Gemeinschaft (mit allen Mühen und Schwierigkeiten) und im Einsatz für die Menschen um uns her. Und wir brauchen, bei aller Nüchternheit, eine vorwiegend positive Sicht und Erfahrung der Kirche. Sonst können wir nicht einladen. Nur aus der persönlichen Gemeinschaft mit Jesus und anderen Christen und in echter Gemeinschaft mit den Menschen um uns her werden wir Menschenfischer. Nur so können wir durch unser Leben und unser Wort einladen zur Gemeinschaft mit Christus, der Befreiung und Erlösung schenkt.

Wie können wir und wie können suchende Menschen, Erwachsene und Jugendliche, zur Begegnung und zum Leben mit Jesus finden und in Gemeinschaft im Glauben leben? Die Antwort können wir nur in der persönlichen Suche und im Gespräch miteinander finden.

Dekan Bernhard Oswald, Kirchenzeitung

 

Lesungen zum 3. Sonntag im Jahreskreis am 22. Januar 2012