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Was Gott von uns denkt, das zählt

10. Sonntag im Jahreskreis, 10. Juni 2012

Er ist von Sinnen – mit diesem Wort aus dem Evangelium wird uns gezeigt, wie Jesus mit seiner Predigt und seiner Botschaft bei seinen Verwandten ankam: sie hielten ihn für verrückt. Die Botschaft Jesu, seine Art zu lehren muss für die Menschen so neuartig und besonders gewesen sein, dass sie sich dieses Gedankens nicht erwehren konnten. Mir persönlich macht diese Szene für meinen Glauben Mut. Unverständnis, Staunen, Nicht-Begreifen-Können (oder -Wollen) sind Phänomene, denen ein Christ heute häufig begegnet, wenn er mit dem Evangelium ernst macht. Ein Beispiel von vielen: eine junge Frau, ein junger Mann tut der Familie die Entscheidung für einen geistlichen Beruf kund. Manches Mal kann dann als Reaktion festgestellt werden: „Er/Sie ist von Sinnen! – Warum nur?“

Wenn es Jesus schon so ging – uns heute anders? Mit was rechnen wir? Mit dem Wohlgefallen und Ansehen der Welt, der Nichtglaubenden? Jesu Botschaft ist damals wie heute „provozierend – herausfordernd“. Wenn unser Glaube der Sauerteig ist für diese Welt, wenn wir das Salz der Erde und das Licht der Welt sein wollen, dann wird es nicht immer Zustimmung und Jubel geben. Das darf es auch nicht, wenn wir Jesus treu bleiben wollen. Der Glaube als Ganzes, das Evangelium Jesu ist kein Kompromisspapier, keine Konsenserklärung, mit der Alle irgendwie leben können.

Das soll uns Mut machen, wenn wir uns im Alltag oft in der Rechtfertigungshaltung oder angefragt (hinterfragt?) wiederfinden. Jesus begegnet diesen Anfragen und den Vorwürfen auf eine ganz einfache Weise. Er wird deutlich, sagt was Sache ist: Es ist unsere Aufgabe als Kinder des Lichtes nach Gottes Willen zu fragen und ihn kompromisslos zu tun. So werden wir Jesus ähnlich. Was Gott von uns denkt, das zählt – nicht das, was „die Anderen“ denken! Und er macht klar: Gott ist der stärkere, stärker als alle Mächte des Bösen. Wenn der Christ heute sich in eben diesen Auseinandersetzungen befindet, bekommt er Kraft von Gott her, dessen Reich wirklich Bestand hat. Er entdeckt das Gebet, die Meditation, die Anbetung als Kraftquelle für sein Leben: von Gott her strömt ihm alles zu, was er braucht auf dem Weg zum Himmel. Da wird es ihm plötzlich nicht mehr stören, dass andere von ihm denken: Er ist von Sinnen ...!“

Kaplan Michael Krüger

Lesungen zum 10. Sonntag im Jahreskreis am 10. Juni 2012