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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Was bringt mir das?

Was bringt mir das? – diese Frage stellen nicht nur Jugendliche, wenn es um Religion geht. Auch von Erwachsenen ist sie immer wieder zu hören, wenn man etwa auf den sonntäglichen Messbesuch und den regelmäßigen Empfang des Bußsakramentes zu sprechen kommt!

Was bringt mir das? – Jesus hat diese Frage offensichtlich nicht gestellt. Er, von dem wir im vierten Hochgebet bekennen, dass er  „wie wir als Mensch gelebt (hat), in allem uns gleich außer der Sünde“, reiht sich in die Schlange derer ein, die von Johannes die „Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ (Mk 1,4) empfangen.

Nach Benedikt XVI. tat er es, um sich mit denen zu vereinen, „die erkennen, dass sie der Vergebung bedürfen, und die Gott um die Gabe der Bekehrung bitten, das heißt um die Gnade mit ganzem Herzen zu ihm zurückzukehren, um vollkommen ihm zu gehören. Jesus will sich auf die Seite der Sünder stellen, indem er mit ihnen solidarisch ist und die Nähe Gottes zum Ausdruck bringt. Jesus zeigt seine Solidarität mit uns, mit unserer Mühe, uns zu bekehren, unsere Egoismen hinter uns zu  lassen, von unseren Sünden loszukommen, um uns zu sagen, dass er – wenn wir ihn in unser Leben aufnehmen – fähig ist, uns wieder aufzurichten und zur Höhe Gottes, des Vaters zu führen.“

Schön und gut, mag man denken. Aber die Frage bleibt: Was bringt mir das? Der Theologe Klaus Berger hat in diesem Zusammenhang auf einen interessanten Aspekt hingewiesen: die Logik biblischer Frömmigkeit. Dieser gehe es in erster Linie gerade nicht um die Frage „Was bringt mir das?“. Eine schlicht am Nützlichkeitsprinzip orientierte Frömmigkeit, könnte tatsächlich auf alles verzichten und  alles weglassen, was man nicht zwingend braucht. Die Logik biblischer Frömmigkeit dagegen sei anders. Sie laute: „Niemand kann Gottes Heiligkeit genug loben, deshalb scheue keine Wiederholung der Bezeugung der Demut.“

Als Sohn Gottes, als der Heilige Gottes, hätte Jesus es nicht nötig gehabt, sich von Johannes taufen zu lassen. Aber dass er auch bei und durch die Taufe mit seinem Vater spricht, ist Zeichen dafür, dass er ihn liebt und mit ihm  verbunden ist. Jesus hat es nicht nötig, getauft zu werden. Aber er hat auch keinen Grund, irgendeine Begegnung mit seinem himmlischen Vater zu scheuen. „Anders als wir“, so Berger, „denkt er nicht von der Notdurft her und als sei Gottes Handeln an uns letztlich von unserem Mangel bestimmt und verursacht. Biblisch gesehen ist das Umgekehrte wahr: Die Taufe des Johannes ist in ihrem Ursprung eine Begegnung mit dem lebendigen Gott, daher das lebendige Wasser als Bild für Gottes Vitalität und Reinheit.“

Also: regelmäßiger Empfang des Bußsakramentes, weil die Beichte nicht nur Sünden vergibt, sondern auch Gnade, Gottes Kraft, schenkt; sonntägliche Mitfeier der Eucharistie (griech. = Danksagung), weil wir Gott nie genug bitten, loben und danken können. Was bringt mir das? Sicher nicht immer ein emotionales Hochgefühl, aber jedes Mal eine „sakramental verbriefte“ Begegnung  mit dem lebendigen Gott, der uns als geliebte Kinder ansprechen und dadurch für die Herausforderungen des Alltags stärken möchte.

Das Jahr der Barmherzigkeit könnten wir  als eine Einladung verstehen, es darauf ankommen zu lassen – nicht „in der Regel mäßig“, sondern regelmäßig!

Michael Wohner, Kirchenzeitung vom 10. Januar 2016

Lesungen zum Fest Taufe des Herrn am 10. Januar 2016