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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Die Wanderung der Menschheit hin zu Christus

Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2013

Im August 2005 kam über eine Million junger Menschen zum Weltjugendtag nach Köln. „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten“ (Mt 2, 2). Diese Worte der Weisen aus dem Morgenland haben die Jugend aus der ganzen Welt in der Domstadt zusammengeführt. Papst Benedikt XVI. erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass Köln die Stadt der Heiligen Drei Könige sei. Schon im Jahr 1164 seien ihre Reliquien aus dem Orient über Mailand in die Stadt am Rhein gelangt, wo sie mit großem Jubel empfangen wurden. Die Stadt Köln habe für die Heiligen Drei Könige den kostbarsten Reliquienschrein der gesamten christlichen Welt anfertigen lassen. 

Epiphanie, Erscheinung des Herrn, nennt die Kirche den Dreikönigstag. Der Name besagt: Im Kind von Bethlehem ist Gott selbst unter uns erschienen. Göttliche Wahrheit und Herrlichkeit leuchten, wenn auch verborgen, in diesem Kind auf. Jesus, der Sohn der Jungfrau Maria, ist der Retter und Heiland der Welt. Alle Völker ohne Unterschied beruft er zum Heil. Seine Liebe grenzt niemand aus.

Wer waren diese Männer, die sich auf den Weg zum menschgewordenen Gottessohn gemacht haben? Die Einheitsübersetzung nennt sie „Sterndeuter“ (griechisch magoi = Magier), die in der großen astronomischen Tradition standen, die sich im Zweistromland über die Jahrhunderte hin gebildet hatte und dort noch immer blühte. Sie kannten wohl die Verheißung des heidnischen Propheten Bileam: „Ein Stern geht auf in Jakob, ein Zepter erhebt sich in Israel“ (Num 24, 17). Die Worte Bileams und ein auffallendes Sternbild bestärkten sie in ihrem Entschluss, zur Reise ihres Lebens aufzubrechen. Sie erkennen im Stern ein Zeichen, einen Fingerzeig Gottes.

Nach einem langen Pilgerweg erreichen sie Jerusalem. Der regierende König Herodes und die gesamte Stadt Jerusalem erschrecken, als die Magier unbeirrt und beharrlich fragen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten“. Die Auskunft der Hohenpriester und Schriftgelehrten lässt keinen Zweifel aufkommen: Aus Bethlehem im Gebiet von Juda wird ein Fürst, der wahre Hirt Israels, hervorgehen.

Die Karawane der Weisen zieht weiter nach Bethlehem. Aufs Neue leuchtet ihnen der Stern. „Er zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war, dort blieb er stehen. Da wurden sie von sehr großer Freude erfüllt“, schreibt der Evangelist. Die Freude und das Staunen kennen keine Grenzen, als die Weisen das Kind und Maria, seine Mutter, endlich sehen. Sie fallen vor dem Kind, das in Windeln gewickelt ist, nieder und huldigen ihm wie einem König. Sie ehren das Kind mit kostbaren Geschenken Arabiens. Die Kirchenväter sahen in den Geschenken ein Sinnbild des Königtums (Gold), der Gottheit (Weihrauch) und der Passion Christi (Myrrhe). Die Begegnung mit dem göttlichen Kind, dem Weltenkönig, wird für die Weisen zur allergrößten Sternstunde ihres Lebens. Ihr langes Suchen und Fragen endet im Finden und in der Anbetung.

Mit den Sterndeutern begann die Wanderung der Menschheit hin zu Jesus Christus – zu dem Gott, der im Stall zu Bethlehem geboren wurde, der am Kreuz starb und der als Auferstandener bei uns bleibt bis zum Tag seiner Wiederkunft und zur Vollendung der Welt.

Monsignore Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 6. Januar 2013

Lesungen zum Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar 2013