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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Umkehren – aus der Hetze ausbrechen

Zweiter Adventssonntag, 8. Dezember 2013

In die Wüste gehen, dem Rummel entfliehen; dieser Wunsch beschleicht einen in der Adventszeit besonders dann, wenn man sich in den verschiedensten Vorbereitungen zu verheddern droht. Einkäufe sind zu machen, Advents- und „Weihnachtsfeiern“ geben einander die Klinke in die Hand und ehe man sich versieht, steht der Heilige Abend vor der Tür. Wo ist eigentlich die Zeit geblieben, fragt sich die eine oder der andere.

In eine ganz andere Welt führt uns Matthäus, wenn er von Leben und Wirken des Johannes berichtet. Er, der Täufer, lebt zurückgezogen in der Wüste, abseits von aller Geschäftigkeit. Dies tut er nicht, weil er dazu gezwungen ist, sondern weil es sich für ein Leben in Einfachheit entschieden hat und bereit ist, sich auf das, was diese Umwelt ihm zur Lebensgestaltung schenkt, zu begrenzen. Diese Haltung ermöglicht es ihm, auf das zu schauen, was Gott gibt, macht ihn offen für das Wort, das Leben schenkt. Seine einfache Lebensweise befähigt ihn dazu, gelassen zu sein, die Wirklichkeit mit klaren Augen zu sehen, das Wichtigen vom Unwichtigem zu unterscheiden und alles, was zu tun ist, ruhig, ohne innere und äußere Hast zu verrichten. Stellen wir uns einmal vor, auch wir würden die Zeit des Advents dazu nutzen, um auf alles Überflüssige zu verzichten und uns Zeit zu nehmen, um uns nicht nur äußerlich, sondern innerlich auf die Ankunft Jesu Christ vorzubereiten. Nur ein Wunsch? Wie soll er in die Tat umgesetzt werden?

Auch hier bietet Johannes einen praktischen Tipp an. Er heißt: Umkehren. Die Predigt des Täufers ist ein Ruf zur Umkehr, das heißt eine Aufforderungen, falsche, nur Unruhe und Unzufriedenheit verursachende Wege zu verlassen, um auf den Weg zu kommen, auf den Gott jede und jeden gerufen hat. Johannes greift dabei ein Wort des Propheten Jesaja auf, der die Umkehr noch genauer beschreibt. Dabei geht es nicht um irgendwelche asketischen Höchstleistungen, sondern einzig und allein darum, dem Herrn den Weg zu bereiten. Gott möchte in jedem und jeder einzelnen geboren werden. Er möchte einziehen – aber ist der Weg zum Herzen frei oder durch Barrieren verstellt? Solche Barrieren können sein: Hast, überzogene Ansprüche, Unausgeglichenheit, Erwartungsdruck. Johannes macht uns Mut, besonders auch im Advent genau hinzuschauen und die Steine, die den Weg blockieren, einen nach dem anderen bewusst aus dem Weg zu räumen. Das kostet Zeit. Zeit, um in die Wüste zu gehen, Zeit, um auf sich selbst zu schauen, Zeit, um sich seiner Schwächen und Fehler zu stellen.

Als Bußprediger hat Johannes viele Menschen ermutigt zu ihm in die Wüste zu kommen. Zu denen, die sich auf den Weg machten, zählten besonders diejenigen, denen es mit ihrem Glauben ernst war. Heute würden das vielleicht diejenigen sein, die sich in den verschiedensten Diensten tatkräftig engagieren und denen bei diesem Einsatz manchmal die Luft wegbleibt. Sie – aber nicht nur sie – sind es, die in der Wüste neu Luft schöpfen können, wenn sie es ernst damit meinen, eine Veränderung zuzulassen. Johannes selbst nimmt ihnen gegenüber kein Blatt vor den Mund. Er konfrontiert die Menschen, die zu ihm kommen, damals und heute mit eindeutigen Fragen: Willst du wirklich eine Barriere abbauen? Oder willst du nur für eine kurze Weile der Geschäftigkeit entfliehen, aber sonst alles so lassen, wie es ist? Geht dieser Wunsch nach Umkehr, nach Veränderung, nach Hinwendung zu dem, was wirklich zählt von deinem Herzen aus?

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 8. Dezember 2013

Lesungen zum zweiten Adventssonntag am 8. Dezember 2013