Zum Inhalt springen

Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Steht auf, habt keine Angst!

Zweiter Fastensonntag, 16. März 2014

Die beiden ersten Sonntage der Fastenzeit führen uns ein in das Geheimnis unserer Erlösung. Am vergangenen Sonntag sahen wir im Evangelium Jesus vom Dunkel todbringender Versuchung umschattet. Heute berichtet uns die Frohbotschaft vom Licht, in das das Antlitz unseres Herrn getaucht war bei der Verklärung auf dem Berg Tabor.
Diese beiden Evangelien sind wie ein Sinnbild für unseren eigenen Weg in der Nachfolge Christi: Durch das Dunkel zum Licht. Besonders jetzt in der österlichen Bußzeit ist es wichtig, uns diesen Weg vor Augen zu halten. Wir werden nur zum Licht der Herrlichkeit des neuen Lebens in Christus gelangen, wenn wir auch bereit sind, gegen die Schatten der Sünde und des Todes anzukämpfen. Wir werden nur Anteil an seinem ewigen Leben erhalten, wenn wir auch bereit sind, mit ihm zu sterben das heißt den alten Menschen der Sünde ablegen. Bei diesem Sterben geht es darum, nur Scheinformen von Leben loszulassen, um so in eine größere Freiheit hineinzuwachsen. Indem wir bewusst Buße tun und Verzicht üben, gewinnen wir eine neue Freiheit des Haben- und Lassenkönnens, die uns befähigt zu selbstloser Hingabe und Liebe.

Der Herr ist uns diesen Weg zum Leben vorausgegangen. Wir brauchen nur seinem Beispiel zu folgen. Sein Weg führte ihn durch Versuchung, Leiden und Tod zur Herrlichkeit der Auferstehung. Die Verklärung auf dem Berg war wie ein erstes Aufleuchten dieser Auferstehungsherrlichkeit. Der Vater im Himmel bestätigte vor den Augen der drei auserwählten Jünger Jesus als seinen geliebten Sohn. In diesem Augenblick war ihnen ihr geliebter Meister ganz entrückt und auf wunderbare Weise verwandelt.

Zugleich erschienen zwei Zeugen des Alten Bundes, Mose und Elija, und redeten mit Jesus. Das will besagen: In Jesus erfüllen sich die Verheißungen der Propheten. Es erfüllt sich die Sehnsucht des Volkes Israel. Er ist der neue Mose, der Führer des neuen Bundesvolkes, der uns sein neues Gesetz der Liebe gibt. In seiner Person sind alter und neuer Bund geeint und nahtlos zusammengefügt. In Jesus, der dem Fleisch nach auch Nachkomme Abrahams ist, wird das, was an Abraham als Verheißung ergangen ist, höchste und letzte Wirklichkeit: „Ein Segen sollst du sein.“ Dieses Aufleuchten seiner Gottheit sollte aber bald verdunkelt werden durch die finsteren Machenschaften der Feinde Christi, die schließlich zu seiner Verurteilung und damit zu seinem Leiden und Tod führten.

Gerade in der Fastenzeit betrachten wir beim Beten des Kreuzwegs und des Schmerzhaften Rosenkranzes die Geheimnisse des Leidens und Sterbens unseres Herrn. Mögen diese Betrachtungen eine tiefe Reue über unsere Sünden in uns erwecken, um derentwillen der Herr seine Passion auf sich nahm. Wir sollten dadurch auch immer bereiter werden, mit Jesus zu leiden, so wie Paulus seinen Schüler Timotheus auffordert: „Mein Sohn! Leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft.“

Gott gibt wirklich die Kraft dazu. Er allein kann uns diese Kraft geben, da er durch seine gekreuzigte Liebe Sünde und Tod für immer überwunden hat. In all unserem Ringen mit Sünde, Leid und Tod wollen wir also voll Vertrauen auf das verklärte Antlitz Christi schauen, dessen ermutigendes Wort auch uns gilt: „Steht auf, habt keine Angst!“                               

P. Gregor Lenzen CP, Kirchenzeitung vom 16. März 2014

Lesungen zum zweiten Fastensonntag am 16. März 2014