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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Schätze im Leben entdecken

Gott?! Wo soll der denn zu finden sein? Ich habe ihn über lange Zeit gesucht – aber gefunden? Wo soll ich denn noch suchen?

Einen Hinweis, wie unterschiedlich eine solche Suche sein kann, gibt Jesus gleich in zwei Bildern, die verschiedene Orte und Personen, oder, anders formuliert: zwei Möglichkeiten vorstellen, Gott im Alltag (wieder) zu finden.

Das erste Bild nimmt den Lesenden mit in den Bereich der Landwirtschaft. Der Bauer, von dem hier die Rede ist, steht für den Menschen, der, ohne große Erwartungen, seine Arbeit tut, so wie er es jeden Tag zuvor auch getan hat. Und plötzlich ändert sich alles. In einem Acker, den er schon mehr als einmal gepflügt haben wird, stößt er auf einen Schatz. Was genau das sein kann, wird nicht beschrieben. Gold, Geld? Aber müssen es nur materialistische Werte sein?

Kann dieser Schatz nicht auch für Dinge stehen, deren Wert so einmalig ist, dass sie mit allem Geld der Welt nicht zu bezahlen sind? Schätze wie Gelassenheit, Gesundheit, Zufriedenheit, Glauben? Was immer sich dort verbirgt, es ist dem Findenden so wertvoll, dass er dafür alles andere hergibt.

In die Welt des Handels führt das zweite Bild. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Der beschriebene Kaufmann ist ein bewusst Suchender, ein Mensch, der weiß, was er will. Um seinen Wunsch wahr werden zu lassen, scheut er keine Anstrengung. Wir wissen nicht, ob ihm dies immer leicht gefallen ist. Was wir wissen ist, dass er eine Entscheidung getroffen hat, die wohl überlegt gewesen sein muss, damit er ihr treu bleiben kann. Wie der Bauer im ersten Gleichnis gibt auch er alles dafür her, um am Ende in den Besitz der von ihm gesuchten und besonders wertvollen Perle zu kommen.

Zwei Menschen mit ganz verschiedenen Biographien. Was sie miteinander verbindet ist, dass beide in ganz persönlicher Weise einen Augenblick erleben, in denen Gott in ihrem Leben ganz unvermutet aufblitzt. Was können das für Momente sein?

Gemeint sind die Augenblicke, in denen man „Gott sei Dank“ oder „Lob sei dir, Herr“ aus dem Herzen heraus ruft. Diese Momente ereignen sich in jedem Alltag ganz überraschend: bei denen, die einfach in den Tag hinein leben genau so wie bei denen, die bewusst Gott in ihrem Leben nachspüren. Um diese Augenblicke zu erkennen braucht es die Bereitschaft, die kleinen Alltagswunder wieder sehen zu lernen. Das tut man, indem man einen liebevollen Umgang mit den alltäglichen Kleinigkeiten einübt, hinter der Routine wieder das Besondere sehen lernt.

Gibt es eine Garantie, dass die Mühen etwa des Gebetes, der Mitfeier der Sakramente, des Engagements mit dem Finden eines solchen Schatzes belohnt werden? Eine solche Frage scheint den Akteuren der Gleichnisse gar nicht in den Sinn gekommen zu sein. Sie haben ihre Arbeit getan – der eine mehr aus Routine, der andere mit einer gewissen Begeisterung. Beide Wege, so sagt es Jesu, führen dazu den Schatz zu finden, beide Weisen sind eine Ermutigung, es genau so zu tun.

Wahrscheinlich wird im eigenen Leben die eine mit der anderen Phase abwechseln. Wichtig ist, dabei zu bleiben und nicht einfach die Flinte ins Korn zu werfen. Jeden Tag aufs Neue zu seiner Entscheidung, zu sich selbst und seinen Aufgaben stehen und dabei offen sein für das Schöne und Unerwartete, das jeden Tag das Leben bereichert. Sich von diesen kleinen Ereignissen ermutigen lassen, immer wieder Neues zu lernen.

Lohnt sich diese Anstrengung? Im Gegensatz zum Bauern und zum Kaufmann haben wir die Zusage, dass wir diesen Schatz finden werden, wenn – wenn wir nicht aufgeben.

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 27. Juli 2014

Lesungen zum 17. Sonntag im Jahreskreis am 27. Juli 2014